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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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genossen.«

      Der russische Offizier, der nun in Begleitung eines Feldwebels auf sie zukam, trug einen Arbeitsanzug wie seine Männer, dazu Schildmütze und Wüstenbrille, die ihn auf unheimliche Art einem Offizier von Rommels Afrikakorps ähneln ließ. Er
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    blieb eine Zeitlang stehen und schaute sie an, schob dann die Schutzbrille hoch. Der Mann war jünger, als Villiers erwartet hätte, mit glattem, faltenlosem Gesicht und tiefblauen Augen. »Professor Lewin«, sagte er auf russisch. »Ich würde ja gerne glauben, daß Sie sich bei einem Spaziergang verlaufen haben, aber das KGB wird da wohl anderer Ansicht sein.«
    »Das ist gewöhnlich der Fall«, gab Lewin zurück.
      Der Offizier wandte sich an Villiers und erklärte gelassen: »Juri Kirow, Hauptmann, 21. Fallschirmjägerbrigade.« Sein Englisch war vorzüglich. »Und Sie sind Major Anthony Villiers, Grenadier Guards, aber, wichtiger noch, vom 22. SASRegiment.«
      »Sie sind sehr gut informiert«, erwiderte Villiers. »Und gestatten Sie, daß ich Ihnen zu Ihrem Englisch ein Kompliment mache.«

      »Danke«, versetzte Kirow. »Wir benutzen eben jene Sprachlabor-Techniken, für die der SAS in der Bradbury-LineKaserne in Hereford Pionierarbeit geleistet hat. Auch für Sie wird sic h das KGB sehr interessieren.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Villiers liebenswürdig.

      »So.« Kirow wandte sich an Salim. »Zum Geschäft.« Sein Arabisch war nicht so gut wie sein Englisch, reichte aber aus.
      Er schnippte mit den Fingern, der Feldwebel trat vor und reichte dem Araber einen Leinwandbeutel. Salim öffnete ihn, nahm eine Handvoll Münzen heraus, und Gold glitzerte in der Sonne. Er lächelte und gab den Beutel an Hamid weiter, der hinter ihm stand.
      »So«, meinte Kirow, »und wenn Sie jetzt so gut sein wollten, diese beiden loszuschließen, dann brächen wir wieder auf.«
      »Ah, aber Kirow Sahib hat etwas vergessen.« Salim lächelte. »Mir ist außerdem ein Maschinengewehr mit zwanzigtausend Patronen versprochen worden.«
    »Hm, tja, meine Vorgesetzten sind der Ans icht, daß wir da

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    mit die Raschids viel zu sehr in Versuchung führen würden«, erwiderte Kirow.
      Salims Lächeln verschwand. »Das war ein festes Versprechen.«
      Die meisten seiner Männer witterten Ärger und hoben ihre Gewehre. Kirow schnalzte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, aus dem Maschinengewehr kam ein jäher Feuerstoß und bestrich die Wand über Salims Kopf. Als das Echo verhallt war, sagte Kirow geduldig: »Ich rate Ihnen ernsthaft, das Gold zu nehmen.«

      Salim lächelte und breitete die Arme aus. »Aber gewiß. Freundschaft ist alles. Nicht wert, sie wegen eines lächerlichen Mißverständnisses aufs Spiel zu setzen.«

      Er nahm einen Schlüssel aus einem Beutel an seinem Gürtel und öffnete die Vorhängeschlösser, erst an Lewins hölzernem Halfter. Dann trat er zu Villiers. »Manchmal schaut Allah durch die Wolken und straft den Betrüger«, murmelte er.
      »Steht das im Koran?« fragte Villiers, als Hamid ihm das Halfter abnahm und er seine schmerzenden Arme streckte.
      Salim hob die Schultern und hatte einen seltsamen Ausdruck in den Augen. »Wenn nicht, dann gehört es hinein.«
      Zwei Soldaten sprangen auf Befehl des Feldwebels vor, stellten sich links und rechts von Lewin und Villiers auf und führten sie zum Sandkreuzer. Villiers und Lewin kle tterten hinein, gefolgt von Soldaten. Kirow bildete die Nachhut. Villiers und Lewin setzten sich, flankiert von bewaffneten Bewachern, und Kirow drehte sich um und salutierte, als der Motor grummelnd ansprang.

      »Angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen«, rief er Salim zu.

    »Gleichfalls, Kirow Sahib!«
      Der Sandkreuzer entfernte sich in einer Staubwolke. Als sie über den Kamm der ersten Düne fuhren, schaute Villiers zu

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    rück und sah, daß der alte Raschid immer noch dastand und sie beobachtete. Seine Männer waren inzwischen hinter ihn getreten. Es war eine seltsame Stille an ihnen, eine Art Drohung, doch dann war der Sandkreuzer über dem Kamm, und Bir al Gafani kam außer Sicht.

      Die Betonzelle am Ende des Verwaltungsgebäudes in Fasari stellte gegenüber ihrer bisherigen Unterkunft eine eindeutige Verbesserung dar: gekalkte Wände, eine Trockentoilette, zwei schmale Eisenbetten mit Matratze und Decken. Es war nur eine von sechs solchen Zellen, wie Villiers auf dem Weg hierher festgestellt hatte, jede mit einer schweren Tür und Guckloch

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