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Die Stunde des Löwen

Die Stunde des Löwen

Titel: Die Stunde des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Köhl
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im Umfeld von Selma Tassen übernehmt. Selbstverständlich müsst ihr Simon Patenstein auch ein Bild von Martha Rosen zeigen. Ebenso Magdalena Eisner. Sie wohnt auf derselben Etage wie das Opfer. Auffällig ist übrigens, dass die Handys der beiden Ermordeten noch nicht aufgetaucht sind. Edgar Rosen hat uns die Handynummer seiner Frau mitgeteilt. Doch an ihrem Anschluss meldet sich nur die Mailbox. Die Nummer von Selma Tassen kennen wir noch nicht. Die müsstet ihr bitte bei Patenstein erfragen.« Den Blick wieder auf die gesamte Runde gerichtet, fuhr Born fort: »Bei beiden Handyanschlüssen müssen die Verbindungsdaten überprüft werden. Richterliche Beschlüsse hierzu sind heute Morgen schon erteilt worden. Vielleicht tut sich ja beim Abgleich der gewählten Nummern oder der empfangenen Anrufe ein Zusammenhang zwischen den toten Frauen auf. Möglicherweise stellt sich heraus, dass die beiden miteinander oder mit derselben Person telefoniert haben. Wer von den Kollegen, die noch keine Aufgabe haben, übernimmt das freiwillig?«
    Als Sven Niemann sich meldete, bedankte sich Born. Die anfängliche Lampenfieberröte war mittlerweile vollständig von seinen Wangen gewichen.
    Â»Früher oder später gilt es auch herauszufinden, wer die Mitglieder in Martha Rosens spiritistischem Bekanntenkreis sind. Welche Identitäten sich hinter den Phantasienamen Cosma und Endura verbergen. Aber momentan habe ich keine Idee, wie wir das bewerkstelligen sollen. Für entsprechende Vorschläge bin ich offen.« Born schaute zu Holger Thomalla und Tamer Kemeröz, dem einzigen türkischstämmigen Kollegen des Ermittlungsteams. »Für euch habe ich zwei Spezialaufträge: Macht euch bitte auf den Weg ins Fitnessstudio in der Hochstraße. Fragt, ob Martha Rosen dort bekannt ist. Wenn ihr damit fertig seid, überprüft ihr bei der Fluggesellschaft das Alibi von Edgar Rosen.«
    Â»Und was macht unser kommissarischer Ermittlungsleiter, während wir uns da draußen die Hacken ablaufen?«, erkundigte sich Holger Thomalla und setzte ein schiefes Grinsen auf.
    Â»Jula und ich unterhalten uns mit Martha Rosens Nichte.«
    * * *
    Â»Verstehst du Deutsch?«
    Die in weiße Lederdessous gekleidete Frau schielte zu ihm herüber und schüttelte den Kopf.
    Â»Nein? Wirklich nicht? Nicht ein kleines bisschen? Das ist gut so.«
    Nachdem sie ihren Hurenlohn in dem Wandsafe in Sicherheit gebracht hatte, schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Mit laszivem Hüftschwung näherte sie sich dem kreisrunden Bett. Die rote Neonröhre über der Tür gab ein kurzes Flackern von sich. Einhändig öffnete sie den Verschluss des Bustiers. Und wieder stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, als ihre prallen, solariumgebräunten Brüste zum Vorschein kamen.
    Ãœber einen Blick in den Deckenspiegel schnappte er auf, dass sie sich ihren Stringtanga über die Hüften streifen wollte. »Stop«, rief er eine Spur zu energisch. »Stop. Please, leave this on.«
    Mit zwei, drei Schritten trat sie an ihn heran. »French?«, hauchte sie ihm ins Ohr und machte sich am Gürtel seiner Jeans zu schaffen.
    Â»No. No blow job.«
    Â»So, why you are here?« Die Lippen zu einem lolitahaft anmutenden Schmollmund verzogen, tänzelte sie zurück zum Bett. Als sie sich auf die Matratze setzte, erklang aus dem Zimmer nebenan das Rauschen einer Toilettenspülung.
    Ja, warum war er eigentlich hier? Nachdem er den blutdurchtränkten Kelim entsorgt hatte, war er einfach losgelaufen. Ziellos durch die mit unzähligen Lichtern beleuchtete Stadt. Doch zur Ruhe hatte ihn das nicht gebracht. Er hatte getötet, schon zum zweiten Mal. In einer Bar hatte er sich ein Bier bestellt. Schluck für Schluck war der Drang, sich mitzuteilen, gewaltiger geworden. Er konnte aber ja nicht einfach – wie in einem drittklassigen Film – den Barkeeper beiseitenehmen und ihm seine Geschichte aufs Ohr drücken. Außer der Bursche wäre taub oder käme aus dem Busch oder von einem anderen Stern. Später hatte er sich dann auf der Straße von einem Koberer ansprechen lassen. Bei dem verheißungsvollen Versprechen, dass ihn im Club Damen aus aller Herren Länder erwarteten, hatte es plötzlich bei ihm klick gemacht.
    Â»How old are you?«
    Â»Eighteen.«
    Â»Where do you come from?« Sein Blick streifte das Nachttischchen, auf dem

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