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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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vorsichtig seine Tür und schlüpfte hinaus in die Nacht. »Los jetzt, raus mit Ihnen.« Zehn Sekunden später drückten sie sich in den Schatten eines Hauses und sahen Jackie auf den Spuren von Chibs Gespielen davonfahren, mit Rennie, der sich verschlafen auf dem Rücksitz herumwälzte.
    »Äh … Sir, meinen Sie wirklich, dass die zwei sich allein an die Verfolgung eines Kinderschänders machen sollten?«, fragte Steve, als sie sich zu seinem Wagen schlichen.
    »Entspannen Sie sich, er will sich wahrscheinlich nur irgendwo auf einem Spielplatz in Ruhe einen runterholen. Wie dem auch sei, es ist der Typ da oben« – er deutete auf das Haus, wo sich hinter einem Fenster im ersten Stock ein Schatten bewegte –, »über den Sie sich Gedanken machen sollten.« Zumindest laut Colin Miller.
    Die Nacht war dunkel und ruhig, genau so, wie er es mochte. Es würde eine ganz besondere Nacht werden, eine fürs Tagebuch, ein echter Höhepunkt. Leise kichernd überquerte er die Straße und beschleunigte seinen Schritt, als er um die Sportplätze herumging. Das Wechselspiel von Licht und Schatten zwischen den Laternenmasten gefiel ihm. Die Airyhill Avenue war von hübschen Einfamilienhäusern gesäumt: Mutter, Vater und zwei Komma vier Kinder. Glückliche, zufriedene Familien, die jetzt alle in ihren warmen Betten lagen und ihre glücklichen Familienträume träumten und darauf warteten, dass wieder ein neuer, wunderschöner Familientag anbrach. Trotz der kühlen Temperaturen waren seine Achselhöhlen schon jetzt klebrig von Schweiß, und er nahm die schwere Sporttasche von der einen Hand in die andere. Heute Nacht würde er viel Spaß haben – wie immer, wenn sich das Geschäftliche mit dem Angenehmen verbinden ließ. Und diesmal würde Brendan nicht böse mit ihm sein. Keine blauen Augen mehr. Sowieso würden sie bald aus Aberdeen abreisen und nach Edinburgh heimkehren. Der Gedanke entlockte ihm ein Lächeln. Das Wetter hier oben war einfach zu unberechenbar: Gerade knallte noch die Sonne vom Himmel, und im nächsten Moment schüttete es schon wie aus Eimern – und manchmal auch beides zur gleichen Zeit.
    Am Ende der Avenue blieb er stehen, um sich zu orientieren, und sein Herz schlug schneller, als er das Schild auf der anderen Straßenseite sah: AIRYHALL CHILDREN’S HOME . Er war zu weit gegangen – er hätte gar nicht in diese Straße einbiegen, sondern immer auf derselben bleiben sollen … Das Kinderheim war kleiner als das, in dem er gewesen war, das mit DEM MANN , den Brendan für ihn erstochen hatte – aber das machte es auch nicht weniger furchteinflößend.
    Mit einem leisen Schauder wandte er sich ab und ging in die andere Richtung davon, zurück in Richtung Zentrum. Nur weg von diesem Ort. Nur einmal drehte er sich um und blickte zu dem klotzigen Bau mit seinen schlafenden, schweigenden Bewohnern zurück.
    Es dauerte zehn Minuten, bis er am Friedhof vorbei war – immer die Springfield Road entlang, mit der Erkennungsmelodie der Simpsons auf den Lippen – und nach rechts in die Seafield Road einbog. Dann immer geradeaus bis zum Kreisverkehr am Anderson Drive. Unter einer Straßenlaterne blieb er stehen und stellte die Tasche auf dem Randstreifen ab. Warum hatte er auch so viel Zeug einpacken müssen? Er kramte Brendans Wegbeschreibung aus der Tasche – eine kleine Skizze mit einem Smiley-Strichmännchen, das den Pfeilen zu einem großen Totenschädel mit gekreuzten Knochen folgte, der von Flammen umzingelt war. Die Wohnung, die sie verwüstet hatten, weil die alte Frau nicht daheim gewesen war. Heute Nacht würde sie nicht so viel Glück haben.
    Das Heulen einer Sirene durchbrach das leise Hintergrundrauschen des mitternächtlichen Verkehrs, und ihm blieb fast das Herz stehen. Ein weißer Streifenwagen schoss mit flackerndem Blaulicht vorbei, fuhr, ohne abzubremsen, über den Kreisel und raste in die Nacht davon. Nicht auf der Suche nach ihm.
    Mit einem breiten Grinsen nahm er die Tasche auf, schaute nach links und nach rechts, überquerte die Straße und eilte weiter in Richtung Zentrum.
    »Also, was denkst du?«, fragte Rennie, während er vom Rücksitz nach vorne kletterte und dabei zweimal fast auf Jackies Gipsarm trat, mit dem sie mühsam zu schalten versuchte. »Hat er irgendein krummes Ding vor?«
    »Nimm erst mal deinen Arsch aus meinem Gesicht und setz dich hin!«, fuhr Jackie ihn an. »Mein Gott, ich hätte doch angehalten! Hättest ja bloß fragen müssen!«
    »Ich wollte nicht, dass er dich

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