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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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schließlich.
    »Hier.« Sie durchstöberte einen Aktenschrank und fischte eine dünne braune Mappe heraus. »Unser vierbeiniger Freund wurde mit einem Ausbeinmesser zerlegt: achtzehn Zentimeter lange Klinge mit einseitiger Schneide – nahe am Griff eine Aussparung, über fast die gesamte Länge gerade, an der Spitze gebogen. So eins findet sich in den meisten Haushaltsmessersets, ist also nichts Besonderes. Wenn Sie das Messer finden, werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, es den Verletzungen zuzuordnen, aber die Fäulnis ist sehr weit fortgeschritten … garantieren können wir nichts.« Sie blätterte den Bericht durch und bewegte stumm die Lippen, während sie den Text überflog. »Da haben wir es … das ist eine Sache, die Ihnen weiterhelfen könnte. Das Hundchen wurde betäubt, ehe es abgeschlachtet wurde. Amitriptylin: ein verschreibungspflichtiges Antidepressivum. Wirkt ähnlich wie ein Sedativum, weshalb man es Menschen verabreicht, die unter Erregungszuständen und Angststörungen leiden. Es macht sie ruhig. Aus dem Magen haben wir so was Ähnliches wie Rinderhack und dazu ungefähr eine halbe Packung von diesem Zeug rausgeholt. Und fragen Sie lieber nicht, wie das gerochen hat.«
    Logan gab zu, dass er es nicht unbedingt wissen wollte. »Was ist mit dem Koffer?«
    Carole zuckte mit den Achseln. »Dutzendware. Die ASDA-Supermärkte in Dyce, Bridge of Don, Garthdee und Portlethen hatten das Modell alle vor ein paar Monaten im Sonderangebot. Haben Hunderte von den Dingern verkauft.« Logan fluchte, und sie nickte. »Fingerabdrücke waren auch keine zu finden. Und die gleiche Geschichte bei den Fasern: Alles blitzsauber. Wer immer das getan hat, legt großen Wert darauf, nicht erwischt zu werden.«
    Den Rest der Nacht brachte Logan damit zu, am Computer Phantombilder der vierzehnjährigen Litauerin und ihres Zuhälters zusammenzubasteln und sie jedem, den er im Präsidium finden konnte, unter die Nase zu halten; zusätzlich stellte er die Fotos ins Intranet und in die virtuellen Schwarzen Bretter und mailte sie an alle Dienststellen der Region. Irgendjemand würde die beiden hoffentlich identifizieren können.
    Als er endlich nach Hause kam, hatte der Regen einen prekären Waffenstillstand mit der Morgensonne geschlossen, und rötlich graue Wolken jagten hektisch über den Himmel. Jackie schlief noch, zusammengerollt unter der Decke wie eine tickende Zeitbombe. Sie explodierte, als Logan ihr sagte, dass er um halb zwölf wieder ins Präsidium müsse, um DI Steel bei der Vernehmung von Jamie McKinnon zu helfen. »Was soll das heißen, du musst noch ins Präsidium? Du hast doch gerade erst eine Nachtschicht hinter dir! Sie hat dir schon das ganze Wochenende versaut, und jetzt musst du schon wieder hin? Ich hatte Pläne für uns! Wir wollten doch heute was zusammen unternehmen!«
    »Es tut mir leid, aber es –«
    »Komm mir nicht mit Entschuldigungen, Logan McRae! Wieso kannst du dich nicht ein Mal bei der Frau durchsetzen und einfach Nein sagen? Du hast ein Recht auf Freizeit! Es ist doch nur ein Job, verdammt noch mal!«
    »Aber Rosie Williams –«
    »Rosie Williams ist tot! Davon, dass du immer noch mehr Überstunden machst, wird sie auch nicht wieder lebendig, oder?« Sie stürmte in Richtung Dusche davon und zog einen Kondensstreifen von unflätigen Beschimpfungen hinter sich her. Fünfzehn Minuten später kämpfte sie mit dem Fön und versuchte mit den Fingern ihres eingegipsten Arms einen Kamm durch ihre nassen Haare zu ziehen, wobei sie zur Abwechslung ihr Spiegelbild mit halblauten Flüchen traktierte.
    Logan stand in der Badtür, starrte ihren zornbebenden Rücken an und wusste nicht, was er sagen sollte. Seit sie vor drei Monaten bei ihm eingezogen war, waren sie immer gut miteinander klargekommen. Erst in letzter Zeit schien er ihr zunehmend auf den Geist zu gehen. Und er schien nichts dagegen tun zu können. »Jackie, es tut mir leid. Wir haben ja immer noch morgen …«
    Sie zerrte ein letztes Mal an ihrem Kamm, verlor ihn im Urwald ihrer langen dunklen Locken, fluchte, zog ihn wieder heraus und feuerte ihn zwischen die Cremetöpfchen und -tuben, dass es nur so schepperte. »Blödes Scheißding!« Sie stand da und starrte auf das Durcheinander hinab. »Ich gehe.« Jacke, Schlüssel, und weg war sie.
    Logan blieb allein in der Küche zurück. Und fluchte.
    Das Black Friars war ein traditionelles Pub am oberen Ende der Marischal Street, mit echtem Ale vom Fass und Dielen und Deckenbalken aus

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