Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
Vom Netzwerk:
und Detectives sortiert, und lauschten aufmerksam, als DI Steel die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden zusammenfasste. Die am Tatort gefundene Handtasche war mit Fingerabdrücken übersät, aber sie stammten alle von dem seit kurzem identifizierten Opfer: Michelle Wood. Das war die Frau, deren Gesicht gestern abgezogen worden war, damit Isobel die Verletzungen der Muskulatur und der Knochen darunter besser begutachten konnte. Die Erinnerung jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Ein Bild, das er zusammen mit dem der verbrannten Leichen von letzter Woche in seine Sammlung von Alptraumvorlagen einsortieren konnte.
    Er schaltete wieder auf Empfang, als DI Steel die Teams zusammenstellte und die Aufgaben verteilte. Dann war die Besprechung beendet, und nach einem donnernden »Mist bauen? Wir wissen gar nicht, wie das geht!« schickte sie ihre Truppen in den Kampf.
    Als bis auf Logan alle gegangen waren, kippte sie ein Fenster, steckte sich mit zitternden Händen eine Zigarette an und inhalierte wie jemand, der knapp dem Erstickungstod entronnen ist. Sie schloss die Augen, seufzte selig und bekam sogleich einen rasselnden Hustenanfall. »Mann, das hab ich jetzt gebraucht!« Sie nahm noch einen tiefen Zug und bebte vor Wonne, als ihre Lungen sich mit Teer und Nikotin füllten. Als sie ausatmete, umwaberte der Rauch ihren Kopf wie eine kleine private Nebelbank. »Haben Sie schon die Zeitung gelesen?«, fragte sie. Logan verneinte, worauf sie ein Exemplar der aktuellen P & J aus dem Papierkorb fischte und ihm zuwarf. Die Schlagzeile SHORE-LANE-STALKER SCHLÄGT WIEDER ZU ! nahm die ganze Breite der Titelseite ein. VON COLIN MILLER . Es war nicht seine beste Arbeit. »Tja«, sagte sie, während Logan las, »dann sollte ich vielleicht mal zu Michelles Papa fahren und ihm sagen, dass sie tot ist …« Ein Seufzer. »Wissen Sie, man sollte es kaum meinen, wenn man sie so auf dem Seziertisch liegen sieht, aber sie war mal ein ganz hübsches Mädel, als sie klein war. Bevor das mit den Pickeln und den Jungs und den Teenie-Sauforgien losging. Ich hab sie rund ein Dutzend Mal einkassiert, als sie noch jünger war: immer Ladendiebstahl. Babyklamotten, Lebensmittel, Schuhe, Schnaps und so weiter …« Ihre Stimme verlor sich. »So oft hab ich sie schon verhaftet, und trotzdem hab ich sie nicht erkannt – nicht mit dem ramponierten Gesicht. Wir haben sie erst heute früh identifiziert, als das Ergebnis für die Fingerabdrücke auf der Handtasche reinkam … Sie war erst vierundzwanzig … Armes kleines Luder.«
    »Ist sie schon länger auf den Strich gegangen?«
    Steel schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Keine Verhaftungen wegen Aufforderung zur Unzucht in ihrer Akte. Nicht mal eine Verwarnung.«
    Logan sagte nichts, doch er musste unwillkürlich an die Frau denken, mit der er unten am Hafen gesprochen hatte – die mit dem PVC-Regenmantel, dem schwarzen Spitzenbustier und den vielen blauen Flecken. Kaum hatte sie ihn als Polizisten erkannt, da hatte sie ihm schon Bestechungsgeld angeboten oder eine Nummer auf Kosten des Hauses. Vielleicht hatte es ja einen bestimmten Grund, dass Michelle Wood nie auch nur eine Verwarnung bekommen hatte. Vielleicht hatte ja einer von Aberdeens wackeren, aufrechten Gesetzeshütern sich von ihr gratis bedienen lassen.
    »Okay.« Steel ließ ihre Kippe fallen und trat sie mit einem abgestoßenen Schuh in den Teppich. »Bis ich zurück bin, sorgen Sie dafür, dass hier alles seinen vorschriftsmäßigen Gang geht. Ich traue keinem von den Heinis über den Weg.«
    Logan war überrascht. »Soll ich denn nicht mitfahren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wird so schon schwer genug für ihren Vater, auch ohne dass ihm Scharen von Polizisten die Tür einrennen.«
    Logan war auf dem Weg nach unten in die Einsatzzentrale, als ein wohlbekanntes Ekel mit Hakennase und roten Haaren den Kopf in den Korridor hinausstreckte und ihn fragte, ob er einen Moment Zeit habe. Inspector Napiers Lächeln war wie eine Narbe in seinem Gesicht, als Logan sich mit einem mulmigen Gefühl auf den klapprigen Plastikstuhl vor dem Schreibtisch pflanzte. »Nun, Sergeant McRae.« Der Inspector lehnte sich in seinem Sessel zurück und lächelte wieder sein Post-OP-Lächeln. »Ich nehme an, dass Sie sich der besonderen Bedeutung des Falles, in dem DI Steel zurzeit ermittelt, bewusst sind?« Logan gab vorsichtig zu, dass dies der Fall sei, während er sich fragte, worauf das Ganze wohl hinauslief. »Nun«, fuhr

Weitere Kostenlose Bücher