Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
erwischt worden war. Kurz bevor man den Betreffenden dann mit großem Bedauern fallen ließ. Es gab noch mehr Fragen, aber Logan hörte gar nicht richtig zu. Stattdessen ließ er den Blick über die versammelten Journalisten und Experten schweifen, auf der Suche nach einem kleinen Mann aus Glasgow in einem teuren Anzug … Colin Miller saß zwischen einer Vertreterin von BBC News mit kantigem Kiefer und einem hängebackigen Reporter vom Daily Record und schrieb eifrig in einen Palmtop. Er verlor keine Zeit damit, die Hand zu heben und Fragen zu stellen, und kaum war der Polizeipräsident aufgestanden und hatte damit zu verstehen gegeben, dass die Pressekonferenz beendet war, da verließ Miller auch schon fluchtartig den Saal.
Logan holte ihn auf dem Parkplatz ein. »Was ist denn los?«, fragte er. »Reden Sie nicht mehr mit mir?«
»Hmm?« Miller blickte auf, sah Logan und ging sofort weiter. »Ich hab viel zu tun …« Er kramte in der Hosentasche und fischte die Autoschlüssel heraus.
Logan runzelte die Stirn. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Miller steuerte schnurstracks seinen schicken dunkelgrauen Mercedes an. »Ich hab jetzt keine Zeit für so was …«
Logan packte ihn an der Schulter. »Was ist denn in Sie gefahren?«
»Ich? Was in mich gefahren ist? Na, da wollen wir doch mal ganz scharf nachdenken, hmm? Ich hab die ganze Scheiße satt, okay? Mir reicht’s!« Er riss die Wagentür auf und warf sich hinters Steuer. »Jeder verdammte Idiot in der ganzen verdammten –« Der Motor sprang grollend an, und Miller knallte die Tür zu, riss das Lenkrad herum und trat das Gaspedal durch. Logan blieb auf dem Parkplatz stehen und sah zu, wie der Wagen an der Ausfahrt mit quietschenden Reifen anhielt, um sich dann in den Verkehr einzufädeln und im Nebel zu verschwinden. »Hab ich irgendwas Falsches gesagt?«
Der Dienstagmorgen begann um Viertel nach sieben mit dem elektronischen Trillern des Telefons in Logans Wohnung – und es wollte einfach nicht aufhören … Logan stemmte ein Augenlid auf, knurrte und verkroch sich wieder unter die Decke. Sollte der AB sich doch damit herumschlagen. Heute musste er erst zum Beginn der Spätschicht antanzen. Drei Tage lang Dienst von vierzehn Uhr bis Mitternacht. Eigentlich hätte er schon gestern damit anfangen sollen, aber nachdem er den ganzen Tag mit den Suchtrupps im Einsatz gewesen war, hatte DI Steel ihm gnädigerweise wegen guter Führung freigegeben. Also würde er heute im Bett bleiben, bis Jackie nach Hause kam, ein bisschen mit ihr frühstücken und sie dann fragen, ob sie sich mit ihm noch ein bisschen »hinlegen« wolle. Er grinste und vergrub sich noch tiefer unter die Bettdecke, während der Anrufbeantworter im Wohnzimmer seine Pflicht tat und den Anruf beantwortete.
Vielleicht könnte er mit Jackie – Eine Explosion von elektronischem Gepiepse, Gepfeife und Gesumme riss Logan aus seinen Träumen. »Mein Gott, kann man denn nicht mal –« Er streckte eine Hand aus der kleinen Höhle hervor, die er sich aus der Bettdecke gebaut hatte, tastete blind auf dem Nachttisch nach dem Handy, packte es und zog es zu sich herein ins Warme. »Ja?«
»Wo zum Teufel stecken Sie?«
Logan stöhnte: Es war DI Steel. »Wissen Sie, wie viel Uhr es ist?«
»Ja. Wo zum Teufel stecken Sie?«
»Im Bett. Ich –«
»Im Bett?« Steel legte einen verruchten Ton in ihre Stimme. »Was haben Sie an?«
»An? Frei hab ich, und zwar bis zur Spätschicht. Sie haben gesagt –«
»Reden Sie keinen Stuss. Wir haben einen Serienkiller zu schnappen, der es auf Nutten abgesehen hat – also heben Sie gefälligst Ihren Arsch aus der Falle!«
Logan schloss die Augen und zählte bis zehn, während DI Steel von Pflichtbewusstsein schwadronierte und davon, dass Dienstpläne nur etwas für Schwächlinge seien. »Okay, okay!«, sagte er schließlich. »Ich komme. Geben Sie mir eine halbe Stunde.« Er legte auf, fluchte, rollte sich auf die Seite, schielte missmutig zum Fenster, fluchte noch ein bisschen, stand auf, stieß sich den großen Zeh an einem von Jackies Stiefeln, fluchte und humpelte ins Bad, um zu duschen.
Als er sich endlich ins Präsidium geschleppt hatte, war DI Steels Einsatzbesprechung schon in vollem Gang. Es waren viel mehr Leute da als sonst – der Versagerclub war zur Abwechslung durch ein paar richtige Polizeibeamte verstärkt worden. Im Gegensatz zu dem üblichen bunten Durcheinander saßen sie alle ganz ordentlich in Reihen hintereinander, streng nach Uniformierten
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