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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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atemberaubender Aussicht über das Wasser. Ein herrlicher Ort an einem wolkenlosen Sommertag, arschkalt im tiefsten Winter, wenn der Wind von der Nordsee wehte, mit frostigen Grüßen von den norwegischen Fjorden. Logan und Insch betraten das Gebäude, während PC Steve zurückblieb, um den Eingang zu bewachen.
    Sechster Stock, Eckwohnung. Insch marschierte geradewegs auf Karl Pearsons angebliche Bleibe zu und klopfte an, wobei er seine ganze Autorität, kombiniert mit seinem Körpergewicht, hineinlegte: ein Donnern, das die Tür in den Angeln erzittern ließ, als wäre der liebe Gott persönlich erschienen, um den Jüngsten Tag zu verkünden.
    Keine Reaktion.
    Insch wiederholte seine Zorn-Gottes-Nummer, worauf ein Stück weiter den Gang hinunter eine Tür einen Spalt breit geöffnet wurde. Der Bewohner warf einen Blick auf den riesenhaften Mann, der da an die Tür der Eckwohnung hämmerte, und zog hastig den Kopf zurück.
    »Ob der jetzt die Polizei anruft?«
    »Wage ich zu bezweifeln, aber nur zur Sicherheit …« Insch nahm sein Handy aus der Tasche und rief im Präsidium an, um Bescheid zu sagen, dass es sich bei dem schweren Jungen, der gerade in die Eckwohnung einzubrechen versuchte, um ihn handelte und es deswegen nicht nötig sei, einen Streifenwagen zu schicken. Während er telefonierte, bückte sich Logan und spähte durch den Briefschlitz. Eine kleine Diele, dekoriert mit FC-Aberdeen-Postern und ausgerissenen Seiten aus dem For-Him-Magazine – halb nackte Frauen und Fußballer, der Traum eines jeden Heranwachsenden; eine Reihe Garderobenhaken mit Jacken daran, auf der anderen Seite ein Spiegel, in der Ecke ein paar verstaubte Golfschläger, und auf der Fußmatte ein kleiner Berg Werbepost. Am anderen Ende stand eine Tür einen Spalt offen; sie schien in die Küche zu führen. Vier weitere Türen zweigten von dem kleinen Flur ab, doch nur eine war offen, und Logan konnte nicht richtig in das Zimmer hineinsehen. Er wollte schon aufgeben, als er plötzlich das merkwürdige Gefühl hatte, dass jemand ihn anstarrte … Und dann wurde sein Blick wieder von dem Spiegel in der Diele angezogen. Durch die offene Wohnzimmertür, die sich darin spiegelte, starrte ihn tatsächlich jemand an, nur dass Logan sich ziemlich sicher war, dass dieser Jemand ihn nicht sehen konnte. Er konnte gar nichts mehr sehen, mit diesem klaffenden Schnitt in der Kehle. Alles war voll mit dunkelbraunem Blut.
    Er ging in die Hocke und ließ den Briefschlitzdeckel zuklappen.
    »Haben Sie die Leitstelle noch dran?«, fragte er Insch.
    »Ja.«
    »Dann sagen Sie doch gleich Bescheid, dass sie die Fahndung abblasen können: Wir haben Karl Pearson gefunden.«

16
    Die Spurensicherer waren hocherfreut, zur Abwechslung mal eine Wohnungsleiche zu haben; dadurch entfiel der lästige Kampf mit dem Schutzzelt. Karl Pearsons Wohnzimmer war ähnlich wie die Diele mit Postern und Illustriertenseiten geschmückt, nur dass hier die Darstellungen der nackten Damen wesentlich pornografischer waren. Die Spusis hatten wieder einen Weg aus Trittplatten gelegt und dann alles mit schwarzem Fingerabdruckpulver eingestäubt. Nachdem sie den Inhalt des Staubsaugers in einen Beweismittelbeutel gekippt und Blutproben sichergestellt hatten – nicht sehr schwierig, da schließlich das ganze Wohnzimmer voll davon war –, hatten sie sich darüber gestritten, ob es sich bei einer der nackten Frauen, die beim Spielen mit diversen batteriebetriebenen Apparaten abgelichtet war, um Detective Sergeant Beatties Gattin handelte. Als dann endlich alles fotografiert war, traten sie zurück und ließen Doc Wilson den nackten, an einen Esszimmerstuhl gefesselten Mann für tot erklären. »Erstaunlich, was diese Ärzte heutzutage alles diagnostizieren können«, sagte Insch, der mit dem Rücken an der hinteren Wohnzimmerwand lehnte. Er trug den größten weißen Papieroverall, den die Spusis im Angebot hatten, aber selbst dieses Zelt konnte die barocke Leibesfülle des Inspectors kaum bändigen. »Wollen Sie vielleicht mal eine Schätzung des Todeszeitpunkts riskieren?«
    Doc Wilson feuerte einen vernichtenden Blick auf Insch ab. »Nein«, sagte er und ließ seine Arzttasche zuschnappen. »Was haben Sie eigentlich für Vorstellungen? Immer wollen Sie von mir armem Allgemeinarzt den gottverdammten Todeszeitpunkt wissen. Soll ich Ihnen was sagen? Ich habe keinen blassen Schimmer! Okay? Sind Sie jetzt zufrieden? Wenn Sie einen Todeszeitpunkt wissen wollen, dann fragen Sie doch

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