Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)
kümmern, dass alles für DI Steels abendliche Überwachungsaktion vorbereitet war. So, wie er sie kannte, erwartete sie, dass er die ganze Rennerei allein erledigte. Ohnehin war das einzig wirklich Neue, was Doc Frasers Untersuchung des malträtierten Leichnams ergeben hatte, die Ansammlung frischer Nadelstiche in Karls Oberarm. Logan wäre jede Wette eingegangen, dass das Labor in seinem Blut Spuren von Betäubungsmitteln finden würde. Nicht genug, um Karl high zu machen, nur gerade so viel, um zu verhindern, dass er einen Schock bekam. Vielleicht sogar genug für eine kleine Belohnung, wenn er die Wahrheit sagte. Etwas, das die Schmerzen erträglicher machte.
Als Logan oben ankam, war DI Steels Einsatzzentrale fast so tot wie Karl Pearson. Hier und da läutete ein Telefon, aber ansonsten passierte nicht viel. Steel selbst fläzte sich vor einem Computerbildschirm, stocherte in ihren Zähnen herum und las den Evening Express. Ja, natürlich habe sie den Papierkram schon erledigt, und auch schon unterschreiben lassen, und zwar von keinem Geringeren als dem Detective Chief Superintendent. Was bedeutete, dass sie auf keinen Fall Mist bauen durften – sonst würden die da oben sich darum prügeln, wer ihnen als Erster den Kopf abreißen durfte. Und mal ehrlich, wenn bei der Observation nichts raussprang, was blieb ihr dann noch übrig? Vielversprechende Spuren waren nach wie vor Mangelware. Irgendwie war es ihnen nicht gelungen, mit den zwei toten Prostituierten das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken, auch nicht mit dem Etikett »Serientäter«, das sie ihnen angehängt hatten. Es war so gut wie kein Anruf eingegangen.
»Wie wär’s, wenn wir eine Rekonstruktion inszenieren?«, fragte Logan. »Für die Fernsehnachrichten?«
Steel schenkte ihm ein verstörend mütterliches Lächeln. »Welch eine großartige Idee! Wir brauchen nur eine, die sich als ermordete Prostituierte verkleidet, und dazu noch jemanden, der den Killer mimt und sie in sein Auto lockt. Und dann bitten wir einfach jeden, der sich um diese nächtliche Stunde in der Hafengegend rumgetrieben hat, sich mit sachdienlichen Hinweisen an die nächste Polizeidienststelle zu wenden.« Da lag noch eine sarkastische Spitze in der Luft, Logan konnte es spüren. »Können Sie sich die Flut von Anrufen vorstellen, die wir bekommen werden? All die von Gemeinsinn beseelten Zuhälter, Huren und Autostrich-Freier! Ja, Sir, ich war an diesem Abend unten am Hafen, um es mir mal wieder besorgen zu lassen, und da habe ich so einen bösen Mann gesehen, der hat diese ermordete Nutte mitgenommen …‹ Ich sollte vielleicht lieber noch ein paar zusätzliche Beamte zum Telefondienst einteilen. Wir werden von Anrufen überschwemmt werden!«
»Na schön«, meinte Logan. »Von mir aus.«
Steel grinste ihn an. »Machen Sie sich nichts draus, Mr. Polizeiheld; wenn die Aktion heute Abend voll in die Hose geht, denke ich noch mal drüber nach. Auch wenn’s sonst nichts bringt, Hauptsache, der Polizeipräsident hat den Eindruck, dass wir irgendwas tun. So, und jetzt würde ich vorschlagen, dass Sie losziehen und sich ein paar hübsch hässliche Kolleginnen suchen, die wir auf Freierfang schicken können. Sagen Sie ihnen, dass eine Flasche Wodka dabei rausspringen kann – falls sie nicht das Pech haben, nackt ausgezogen und zu Tode geprügelt zu werden.«
Halb neun, und die Einsatzbesprechung ging allmählich dem Ende entgegen. DI Steel hatte die Grundregeln erläutert, war den Schlachtplan durchgegangen und hatte die vier Teams benannt, nachdem der Detective Chief Superintendent höchstpersönlich noch eine mitreißende fünfminütige Rede über die Risiken und Chancen dieser Operation zum Besten gegeben hatte. Team 1 war das kleinste: Es bestand nur aus den WPCs Davidson und Menzies, Inspector Steels falschen Prostituierten, die beide nicht Gefahr liefen, in absehbarer Zeit einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Sie waren schon komplett für ihren abendlichen Auftritt ausstaffiert: Minirock, Push-up-BH, fünf Zentimeter Make-up im Gesicht und Frisuren wie angegammelte Heimdauerwellen. Jede war zudem mit einem tragbaren Sende-Empfangs-Gerät samt Ersatz-Set sowie einem in die Dessous eingenähten tragbaren GPS-Peilsender ausgestattet. Falls irgendetwas passierte, würden sie jedenfalls nicht verloren gehen. Und dann waren da noch die kleinen Pfefferspraydosen, mit denen beide bewaffnet waren. Team 2 bestand aus acht Beamten in Zivil, je zwei pro Wagen. Sie sollten an
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