Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
irgendwas. War nicht mal korrektes Englisch. Es ging weniger um geheim gehaltene, sondern um noch nicht erkannte Fälle.«
»Was war es?«
»Es war ein erster Versuch, die Daten von Personen in der Obhut des Gesundheitsdienstes zusammenzustellen, die man als potenzielle Gefahr für sich und andere betrachten könnte.«
»Sie meinen potenzielle Serienmörder?«
»Ich würde es vorziehen, wenn Sie mir nicht in den Mund legen, was ich zu komplexen Themen meine, Mr. Sanchez. Nein, ich meine eindeutig nicht Serienmörder. Project ROUNDUP war Anfang der Neunziger ein Versuch, eine Art Frühwarnsystem innerhalb des Gesundheitsdienstes einzurichten, das ernsthaft gestörte Personen meldet, damit wir ihnen die Hilfe, die sie brauchen, schnell und effektiv angedeihen lassen können. Natürlich würde aufgrund der Kriterien unter diesen Personen auch eine gewisse Anzahl sein, die in der Lage war, andere ernsthaft zu verletzen.«
»Potenzielle Serienmörder?«
»Nun gut, wenn Sie es auf eine so infantile Ebene reduziert haben wollen, ja, potenzielle Serienmörder. Aber unter einer Vielzahl anderer potenzieller Pathologien.«
Danny unterdrückte ein Grinsen. Rück einer intelligenten Person auf die Pelle, und es dauert nicht lange, bis sie dich mit großen Worten bombardiert.
»Was ist mit dem Project ROUNDUP passiert?«
»Die Presse ist ihm passiert, Mr. Sanchez. Einige hochgeschätzte Mitglieder Ihrer Zunft beschlossen, das Register als eindeutigen Beweis dafür zu präsentieren, dass Tausende von« – er malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft – »› potenziellen Serienmördern‹ frei in der Gesellschaft herumlaufen. Als es dann bei ROUNDUP ein Sicherheitsproblem gab, vollzog die Presse eine Kehrtwende und präsentierte es als Beispiel für die Gefahren des Big-Brother-Staats, weil da im Cyberspace mit den persönlichen Daten von Leuten herumgeworfen wird. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Innenministerium die Finanzierung des Project ROUNDUP einstellte.«
»Wie weit kam das Projekt?«
»Im Vergleich mit seinen hochgesteckten Zielen nicht sehr weit. In England gibt es achtundfünfzig verschiedene Psychiatriestiftungen, und wir schafften es nur, die Daten von fünf zu sammeln, bevor wir im Scheinwerferlicht der Presse verwelkten und die Finanzierung eingestellt wurde.«
»Erinnern Sie sich noch, welche fünf?«
»Ist das wirklich wichtig?«
»Das weiß ich erst, wenn Sie es mir sagen.«
Humphries atmete geräuschvoll aus und griff nach seiner Brille, die an einer Kordel vor seiner Brust hing. »Bereit?«, fragte er. Dann zählte er schnell die Namen auf, so schnell, dass nicht einmal Danny mit seiner Kurzschrift mithalten konnte. Danny bat ihn, die Namen zu wiederholen. Humphries machte ein entrüstetes Geräusch.
»Was wissen Sie noch von dem Vorfall, der dem Projekt den Garaus machte?«, fragte Danny, als er alle Namen notiert hatte.
Humphries nahm seine Brille wieder ab und massierte sich den Nasenrücken. »Ich habe nicht die Absicht, ehemalige oder gegenwärtige Kollegen zu kritisieren.«
»Was ist mit verstorbenen Kollegen? Und ich verlange ja nicht, dass Sie irgendjemanden kritisieren. Ich will einfach nur die Fakten. Wie kam es zu dem Diebstahl, und warum wurde Adrian verdächtigt?«
»Bei der Sensibilität der Daten, die wir sammelten, registrierte und speicherte das Computersystem, mit dem wir die Daten archivierten, jede Person, die darauf zugriff, was auch nur mittels eines Benutzernamens und eines Passworts möglich war. Es gab auch ein Programm, das registrierte, wenn Daten auf fremde Medien kopiert wurden.«
»Da es Mitte der Neunziger war, reden wir vermutlich von den alten Floppy Discs?«
»Wahrscheinlich. Ich kann mich wirklich nicht mehr daran erinnern.«
»Warum fiel der Verdacht auf Adrian?«
»Er war die letzte Person, die auf den Computer zugriff, bevor der Diebstahl entdeckt wurde.«
»Und er kopierte Daten?«
»Nach unseren Computeraufzeichnungen, ja. Aber ich wiederhole, was ich zu Beginn des Interviews gesagt habe, Mr. Sanchez: Ich will nicht, dass irgendeine dieser Informationen publik wird. Bei Gott, Adrian hat für jede mögliche Verfehlung auf dem Bredon Hill tausendfach bezahlt.«
Danny notierte sich die Information, sodass ein kurzes Schweigen entstand. Dann fragte er mit ruhiger Stimme: »War Adrian ein flatterhafter Mensch? Der zu dummen, unverantwortlichen Handlungen neigte?«
»Absolut nicht.«
»Könnte sich jemand anders Adrians
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