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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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mit zwei schnellen Schritten das Ufer und marschierte los, ohne sich umzusehen. Sie hielt sich zwischen den beiden überfluteten Fahrspuren. Bei jedem Schritt quietschte das Wasser in ihren Schuhen. Nach dreißig Metern war sie bis auf die Haut durchnässt, versuchte nur, Pistole und Handy einigermaßen zu schützen. Eine halbe Stunde später ließ der Regen nach, und als sie das Farmtor erreichte, tröpfelte es nur noch.
    Diesmal stand kein kleiner Junge da, der ihr öffnete. Auch sonst zeigte sich niemand, nicht einmal die Hunde. Die Terrasse war leer, Fouries Farmhaus dunkel. Dafür parkte Oshivelos Nissan etwas seitwärts unter den Bäumen, zur östlichen Ecke des Hauses hin. Clemencia hatte den Chef nicht danach gefragt, doch es leuchtete ihr ein, dass sich der Killer die Wagenschlüssel hatte aushändigen lassen, bevor er mit seiner Geisel verschwand. Der Killer, der jetzt einen Namen besaß. Lucas Elago.
    Clemencia zog ihre Pistole. Vorsichtig schlich sie bis zum Nissan vor, warf einen Blick durch die Seitenscheibe. Leer. Halt, nein, eine Sporttasche lag auf dem Beifahrersitz. Die Knöpfe der Türverriegelung zeigten, dass der Wagen nicht abgesperrt war. Da hatte es jemand eilig gehabt. Oder er fühlte sich sehr sicher. Clemencia öffnete leise die Beifahrertür, zog den Reißverschluss der Tasche auf, fand obenauf eine Kalaschnikow. Nein, die Kalaschnikow. Clemencia nahm sie heraus und versteckte sie unter dem Wagen. Nur für alle Fälle!
    Mit ihrer eigenen Pistole in der Hand huschte Clemencia zum Farmhaus hinüber, arbeitete sich von Fenster zu Fenster vor. Nichts. Niemand. Weder Lucas Elago noch Oshivelos Frau noch Richter Fourie. Ex-Richter Fourie, dachte Clemencia, und zukünftiger Angeklagter. Denn irgendwie hing er sicher mit drin. Seine berufliche Beschäftigung mit dem Lubowski-Fall, die Reise ins Gefängnis nach Pretoria, sein mehr als dubioses Verhalten dort, die Tatsache, dass der Killer offensichtlich auf seiner Farm wohnte – das war zu viel der Zufälle! Elago musste ein Angestellter sein, dem Fourie das Blaue vom Himmel versprochen hatte, wenn er für ihn ein paar Dinge erledigte. Doch was interessierte einen Todgeweihten das Blaue vom Himmel?
    Die Arbeiterwohnungen. Von der Zufahrt aus gesehen befanden sie sich hinter Garten und Farmhaus, im respektvollen Abstand von einigen Dutzend Metern. Ein Trampelpfad, der jetzt voll Wasser stand, führte zu den drei in einer Flucht gebauten Flachdachhäuschen. Im vordersten brannte Licht. Als Clemencia durchs Fenster blickte, sah sie zuerst Ex-Richter Fourie. Er lehnte an der Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein weißes Haar klebte wirr an den Schläfen.
    Links von Fourie stand ein Bett. Die Decke darauf schien mit der identisch zu sein, die vor wenigen Tagen über die Leiche von Donald Acheson gebreitet worden war. Nur ragten hier nicht die Füße hervor, sondern ein abgezehrtes Gesicht. Die Lippen waren schmal und grau, die Wangen eingefallen, die Augen in den tiefen Höhlen geschlossen. Der Mann sah nicht aus wie ein Killer, sondern wie der Tod persönlich. Der Stuhl vor dem Bett war leer. Fouries Haushälterin hockte am Boden, hielt ihre beiden Kinder umschlungen. Das Mädchen, das versucht hatte, auf dem Hund zu reiten, und den Jungen, der Polizist werden wollte, seit er mit ihr im Polizeiauto gefahren war. Der nicht verstanden hatte, wie Clemencia es wagen konnte, seinen Baas zu verhaften. Dem sie einen Vortrag darüber gehalten hatte, dass vor dem Gesetz alle Menschen gleich wären.
    Clemencia steckte ihre Pistole weg, öffnete die Tür und trat ein. Die Frau und die Kinder wandten nicht einmal den Kopf. Nur Fourie nickte ihr zu, als habe er sie schon lange erwartet. Als sei er froh, dass sie es doch noch geschafft habe. Clemencia durchquerte den Raum, stellte sich neben Fourie. Sie blickte auf die Spuren, die ihre nassen Schuhe auf dem Steinboden hinterlassen hatten, und fragte leise: «Lucas Elago …?»
    «Er kam heute zurück», flüsterte Fourie. «Vor zwei, drei Stunden vielleicht.»
    «Ist er tot?»
    Fourie schüttelte den Kopf. «Mal ist er wach, dann tritt er weg, dann kämpft er sich wieder zurück. Es ist noch nicht so weit, noch nicht ganz.»
    «Er muss ins Krankenhaus», sagte Clemencia.
    «Was soll er da?», fragte Fourie. «Das würde ihn sofort umbringen.»
    «Herr Fourie …» Clemencia brach ab, weil der todkranke Mann auf dem Bett den Kopf zur Seite warf. Sein Stöhnen ging in ein Husten über, das

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