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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Religionszugehörigkeit fragen!»
    «Es ist alles nicht so schlimm», sagte Miki Selma.
    «Wir haben den Pfarrer gefragt», sagte eine andere.
    «Ihr müsst nur katholisch heiraten», sagte eine dritte.
    «Und euch verpflichten, eure Kinder katholisch taufen zu lassen», ergänzte Miki Selma zufrieden.
    Was zu viel war, war zu viel! Clemencia machte auf dem Absatz kehrt, sperrte ihr Zimmer auf, trat ein, sperrte von innen wieder zu. Eine dumpfe Hitze stand in dem Raum. Clemencia riss sich die Kleidung vom Leib und ließ sich aufs Bett fallen. Die Fensterscheibe zitterte vom Dröhnen der Bässe aus der Mshasho Bar. Durch die Innenwand drang das Gekicher der Chorfrauen von nebenan. Vielleicht sollte Clemencia noch einmal hinübergehen und verkünden, dass sie zum Islam übertreten werde.
    Nein, Sarkasmus half nicht. Es galt, eine Lösung zu finden, eine saubere, eindeutige Lösung. Clemencia musste sich unbedingt eine eigene Wohnung suchen. Gleich morgen. Und möglichst am anderen Ende der Stadt, in Avis oder Kleine Kuppe. Familie hin oder her, es ging einfach nicht mehr. Miki Selma kreischte drüben auf, und Clemencia drückte ihr Kopfkissen fest gegen beide Ohren. Ihr Handy hörte sie dennoch klingeln. Es war Claus Tiedtke. Er wollte wissen, ob alles in Ordnung sei. Und ob Clemencia vielleicht Lust habe, noch in den «Blitzkrieg» mitzukommen. Dort spiele «Submission», und es sei sicher mächtig was los. Clemencia lehnte dankend ab.
    Am nächsten Morgen fühlte sie sich dennoch so, als habe sie die ganze Nacht vor den Lautsprecherboxen einer Heavy-Metal-Band verbracht. Sie kochte sich einen Rooibos-Tee, gab einen Löffel Zucker hinein, dann noch einen. Miki Selma hatte Spiegeleier gemacht und servierte Clemencia ungefragt zwei davon. Sie druckste ein wenig herum und erklärte, dass es doch alle nur gut mit Clemencia meinten.
    Ein Friedensangebot. Clemencia ging nicht darauf ein. Sie nahm den Teller, zog sich in ihr Zimmer zurück und suchte aus dem Telefonbuch einen Makler aus. Der lachte nur, als er hörte, wie viel sie für eine ruhige kleine Wohnung weit weg von Katutura zahlen konnte. Irgendwann würde es Clemencia trotzdem schaffen. Und wenn sie sich von irgendeinem reichen Typen aushalten lassen musste!
    Mein Gott, Miki Selma und ihr Kirchenchor hatten allen Ernstes Clemencias Hochzeit geplant! Mit einem Mann, den sie anderthalbmal gesehen hatte. Von dem sie nicht mehr wusste, als dass er Claus hieß, bei der deutschen Zeitung arbeitete und eine Haut in der Farbe von frischem Ziegenkäse hatte. Du magst doch frischen Ziegenkäse, hätte Miki Matilda jetzt sicher eingeworfen und laut losgemeckert, und Clemencia hätte gesagt, nur auf dem Teller, nicht vor dem Traualtar, und dann hätte Miki Selma protestiert, weil man über die Sakramente keine Witze reiße, und dann …
    Miki Selma steckte den Kopf durch die Tür und flötete, ob Clemencia vielleicht noch einen Toast wünsche. Draußen quengelte Timothy, weil er Schuhe anziehen und mit seiner Mutter ein paar Schreibsachen für das neue Schuljahr einkaufen sollte. Er wollte lieber zusehen, wie Miki Matilda das Huhn schlachtete, dessen Leber sie für den Gegenzauber im Haus ihres Patienten dringend benötigte. Melvin schrie, dass er seine Ruhe haben wolle. Immerhin war er nicht bei einem nächtlichen Einbruch festgenommen worden. Clemencia verließ das Haus, sobald sie ihre Spiegeleier aufgegessen hatte.
    Die Nachbarin von der gegenüberliegenden Straßenseite sang, während sie ihre Wäsche aufhängte. Ihr Mann schloss gerade die Batterie im Motorraum seines alten Taxis an. Seit eines der beiden anderen Autos, die es in der weiteren Nachbarschaft gab, gestohlen worden war, war er vorsichtig geworden. Eine Wegfahrsperre konnte er sich nicht leisten, und so baute er eben jeden Abend die Batterie aus. Clemencia wartete, bis er fertig war, und ließ sich dann in die Innenstadt mitnehmen.
    Im Hauptquartier verhörte Robinson immer noch den Angolaner. Zwar hatte die Kriminaltechnik erklärt, dass dessen AK-47 nicht die Mordwaffe sei, doch Robinson traute den Ergebnissen nicht. Er hatte Oshivelo überredet, eine neue Untersuchung anzuordnen. Beim Verhör war Robinson gerade in einer Good-cop-Phase. Er nannte den Verdächtigen beharrlich «mein Freund» und bot ihm eine Zigarette nach der anderen an. Der Angolaner saß schicksalsergeben in einem Plastikstuhl.
    Dafür war der pensionierte Richter weg. Erst auf beharrliches Nachfragen bekam Clemencia heraus, dass er

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