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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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ihm kalt. Er legte sich flach und schaufelte mit den Händen Sand über Beine und Körper. Als im Osten das erste Grau die Sterne verblassen ließ, waren immer noch keine Löwen vorbeigezogen. Dann eben nicht! Er ging zum Lastwagen zurück und weckte Morgan.
    «Es wird Zeit», sagte er und ließ sich wieder im Laderaum einschließen. Sie fuhren ein paar Stunden, langsam wurde es wieder heiß. Dann hielt der Lastwagen, stand zwanzig Minuten, fuhr langsam hundert Meter weiter, hielt erneut. Das musste Buitepos sein, der Grenzübergang nach Namibia.
    Gleißendes Tageslicht flutete herein, als sich die Tür des Laderaums öffnete. Er drückte sich flach auf den Verpackungskarton und tastete nach der Kalaschnikow. Morgans Stimme sagte: «Alles nur Möbel für Windhoek, Sir.»
    Jemand anderer sagte: «Das muss kontrolliert werden.»
    «Wenn Sie meinen», sagte Morgan.
    «Das da! Ausladen!»
    «Ich kann nicht», sagte Morgan. «Ich habe es im Kreuz.»
    Schritte waren zu hören, ein Schaben auf Karton, Papier raschelte.
    «Na gut», sagte die fremde Stimme, «Möbel für Windhoek.»
    Die Tür wurde wieder verriegelt, und bald darauf ging es weiter. Noch anderthalb Stunden bis Gobabis. Sie hatten ausgemacht, dass Morgan ihn kurz vor der Stadt herauslassen würde. Er würde zu Fuß hineingehen und sehen, wo er ein Auto knacken konnte. Er hatte genug Zeit. Bevor es Nacht wurde, konnte er sowieso nichts tun.
    Der Lastwagen hielt wieder. Waren sie schon in Gobabis angekommen? Er hatte noch nicht einmal die Kalaschnikow auseinandergebaut. Er schaltete die Taschenlampe ein und klemmte sie zwischen zwei Kartons fest, damit er beide Hände benutzen konnte. Kaum hatte er damit begonnen, den Lauf des Gewehrs herauszudrehen, als er draußen eine Stimme hörte: «Führerschein!»
    Eine Verkehrskontrolle. Er schraubte den Lauf wieder fest. Der Polizist musste direkt neben der Fahrerkabine stehen. Morgen saß wohl noch hinterm Steuer, denn seine Antwort klang deutlich leiser. «Habe ich etwas falsch gemacht, Sir?»
    «Wissen Sie, wie schnell Sie hier fahren dürfen?»
    «Ich bin doch nur …»
    «Hundertundsieben Stundenkilometer hatten Sie drauf. Achtzig sind erlaubt.»
    «Ich habe kein Schild gesehen», sagte Morgan.
    «Es steht am Straßenrand, wie alle anderen Schilder auch. Sie sind vor genau drei Kilometern daran vorbeigefahren. Und einen Kilometer danach hat mein Kollege gemessen.»
    «Es war doch alles frei und …»
    «Die Wagenpapiere, bitte!»
    Er knipste die Taschenlampe aus. Nur für den Fall, dass der Polizist die Ladung inspizieren wollte. Aber warum sollte er das tun? Und wenn, würde er von dem Mann genauso wenig entdeckt werden wie vom Zöllner an der Grenze. Er musste sich nur ruhig verhalten. Er atmete ein, aus, hörte es in seiner Luftröhre ganz leise flattern. So, als ob irgendetwas darin steckte, das von der vorbeiziehenden Luft zum Vibrieren gebracht würde. Ein störender Fremdkörper, der eine Reizung verursachte. Nicht jetzt, dachte er und spürte schon, wie sich der Drang zu husten in ihm aufbaute.
    «Sie wissen doch, wie das ist, Sir», sagte Morgans Stimme draußen. «Wenn ich zu spät in Windhoek ankomme, kriege ich Riesenärger. Und nur, weil plötzlich überall Geschwindigkeitsbegrenzungen sind.»
    Einen Hustenreiz kann man unterdrücken. Niemand muss husten, wenn er sich das verbietet. Zumindest nicht gleich. Zumindest so lange nicht, bis dieser verdammte Morgan endlich seine paar Kröten Strafe gezahlt hat.
    «Für einen Job wie meinen stehen Hunderte Schlange. Wenn du da erst so spät ankommst, dass nicht mehr abgeladen werden kann, sucht sich der Chef halt einen anderen. Einen, der es nicht so genau nimmt.»
    Es war pure Einbildung, dass sich die Lungen zu harten Knollen zusammenzogen. Es war Einbildung, dass die Bronchien kurz vor der Explosion standen. Es war auch nicht so, dass sich der Schleim in der Luftröhre immer mehr verdickte und ihm die Luft nahm. Es war alles nur Einbildung. Er drückte den Mund auf den Unterarm, schlug die Zähne in die Haut. Keinesfalls würde er jetzt husten.
    «Sie können mir glauben, Sir, ich bin ein verantwortungsvoller Fahrer. Ich halte mich an die Regeln. Aber es kann doch passieren, dass man einmal ein Schild übersieht, noch dazu auf offener Strecke, wo niemand damit rechnet. Ich meine, wenn da eine Ortschaft gewesen wäre, würde ich ja verstehen, dass …»
    «Dort war eine Baustelle.»
    «Aber da arbeitete doch keiner!»
    Und wenn er nur einmal kurz die

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