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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Gliedern des anderen Hundes zuckte es, doch gleich stand er wieder unbewegt. Seine kleinen Augen funkelten böse. Dann war zu hören, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Die Tür ging auf, ein Mann mit einem Gewehr über der Schulter trat hervor.
    So sah er also aus! Er musste schon fast siebzig Jahre alt sein, wirkte aber jünger. Die grauen Haare waren stoppelkurz geschnitten, das sonnenverbrannte Gesicht von tiefen Furchen durchzogen. Seine Augen wirkten wach und ein wenig misstrauisch, die Züge nicht unsympathisch. Körperlich schien er gut in Form zu sein, und er bewegte sich in einer selbstsicheren, bedächtigen Art, wie es nur Menschen tun, die mit sich im Reinen sind. Nichts unterschied ihn von anderen weißen Farmern, die ein Leben lang ihr kleines Königreich behauptet und beherrscht hatten. Außer dass er ein rassistischer Killer gewesen war.
    «Mister Donald Acheson?», fragte Clemencia.
    Wenn er überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken. «Gibt es hier nicht. Ich heiße Doyle. Was wollen Sie?»
    Clemencia wies mit einer Kopfbewegung zu den Zaunanlagen hin. «Sie verbarrikadieren sich?»
    «Tsotsis, schwarze Kriminelle», sagte der Mann. «Es ist in letzter Zeit ziemlich viel vorgefallen hier in der Gegend.»
    «Können wir mal Ihren Waffenschein sehen?», fragte Angula.
    Der Mann reagierte nicht.
    «Vor allem würden wir uns gern mit Ihnen unterhalten», sagte Clemencia. «Können wir reinkommen, Mister Acheson?»
    «Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass ich James Doyle heiße?»
    «Das ist doch Zeitverschwendung. Wir haben Ihre Fingerabdrücke von 1990», sagte Clemencia.
    «Wir nehmen Sie erst einmal wegen unerlaubten Führens einer Schusswaffe und Dokumentenfälschung fest», sagte Angula. «Mal sehen, was uns dann noch einfällt.»
    «In einer Zelle in Windhoek sind Sie sowieso sicherer als hier», sagte Clemencia.
    «Siehe Ferdi Barnard!» Der Mann lachte auf. Offensichtlich hatte er beschlossen, das Versteckspiel aufzugeben. Er klopfte auf den Kolben seines Gewehrs und sagte: «Für meine Sicherheit sorge ich schon selbst.»
    «Können wir jetzt reden, Mister Acheson?»
    «Von mir aus», sagte Acheson. Er drehte sich um und bellte: «Platz!»
    Die beiden Bullterrier legten sich unverzüglich, hielten aber die Köpfe aufrecht. Bereit, beim ersten Wink ihres Herrn jedem an die Kehle zu gehen, der in ihre Reichweite kam. Clemencia und Angula blieben dicht hinter Acheson, als sie ihm ins Haus folgten. Im Zimmer brannte Licht. Das war auch nötig, denn das einzige Fenster war mit Brettern vernagelt. In die Wand gegenüber war ein offener Kamin gemauert. Darüber und daneben glotzte die Tierwelt Afrikas, soweit sie ein Gehörn trug, aus gläsernen Augen ins Nichts. Die Handelsmuster des Trophäendienstes James P. Doyle. Der Waffenschrank neben der Tür war der größte, den Clemencia je gesehen hatte. Auf dem Tisch standen ein Funkgerät, eine zerdrückte Dose Windhoek Lager, ein übervoller Aschenbecher und ein einzelner Teller mit Resten von Bratensoße. Clemencia setzte sich auf einen der freien Stühle.
    «Also?», fragte sie.
    Acheson erzählte, als habe er irgendwelche ahnungslosen Jagdtouristen vor sich. 1997 sei er ins südliche Afrika zurückgekehrt, weil er von Europa die Schnauze voll gehabt hätte. Zu viele Idioten, kein Platz, keine Freiheit. Namibia sei nicht seine erste Wahl gewesen, aber in Zimbabwe, Angola, Südafrika würden die Dinge ja noch viel mehr den Bach hinuntergehen. Und so habe er eben zugegriffen, als ihm Freunde mitgeteilt hätten, dass diese Farm auf Lebenszeit zu pachten sei. Hier sei er sein eigener Herr, die Schwarzen hätten noch Respekt, und mit den Jagdgästen, die er habe, komme er ganz gut über die Runden.
    Unter falschem Namen lebe er nur, um überflüssigen Ärger zu vermeiden. Mit der Lubowski-Sache habe er nichts, aber auch gar nichts zu tun gehabt. Man wisse ja, wie Polizei und Presse arbeiteten. Sei man einmal in ihr Visier geraten, habe man keine Chance mehr. Jetzt zeige sich endlich, was die Rufmordkampagne gegen ihn und seine ehemaligen Kollegen bewirkt habe. Doch er mache sich nicht in die Hosen. Der verdammte Killer solle nur kommen, dann würde man schon sehen, wer wen erledige.
    «Sie sind damals reingelegt worden», sagte Angula.
    Acheson stutzte, sagte dann: «Das können Sie laut sagen!»
    «Von der SWAPO?» Angula konnte nicht von seiner fixen Idee lassen. Clemencia warf ihm einen warnenden Blick zu.
    «Netter Versuch!» Acheson

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