Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
Vom Netzwerk:
um Autogramme zu geben, was in Ordnung war, denn in meinem Innern brodelte so viel nervöse Energie, dass ich ohne irgendeine Beschäftigung einfach nur zitternd dagestanden hätte.
    Inmitten des Chaos und der Auflösung nach der Sendung reichte Erica mir ein schnurloses Telefon. Ozzies Stimme dröhnte daraus hervor. »Es war fantastisch! Ich habe dir doch gesagt, dass es eine gute Idee ist. Du bist ein Naturtalent. Wie hat es sich angefühlt?«
    »Als wäre ich aus sechstausend Metern in die Tiefe gestürzt und auf dem Weg nach unten damit beschäftigt, mir meinen Fallschirm zusammenzubasteln«, sagte ich. Will heißen, atemlos und verzweifelt. Aber dennoch berauschend. Er lachte nur.
    Wir hielten eine kurze Einsatzbesprechung ab. Schließlich waren nur noch die Crew übrig, die die Ausrüstung auseinanderbaute und aufräumte, der Vampir Dom mit einem Teil seines Gefolges, meine Eltern und Ben. Ich saß am Bühnenrand, um mich mit ihnen zu unterhalten.
    Dom kam, um mir zu gratulieren. »Danke für die Einladung, Kitty. Das hat viel Spaß gemacht.«
    »Schön, dass es dir gefallen hat. Hey - weißt du, wer dieser Kerl mit den Karten für Balthasars Show gewesen ist?«
    »Einer der Leute, die bei der Show mitmachen, nehme ich an.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht über alles auf dem Laufenden.«
    »Wirklich? Jeder andere Vampirgebieter, dem ich bisher begegnet bin, hat Akten über die örtlichen Lykanthropen geführt. Der absolute Spionageblödsinn.«
    »Aber das hier ist Las Vegas. Sie lassen mich in Ruhe, ich lasse sie in Ruhe. Es ist besser so, findest du nicht?« Er zwinkerte mir zu, bevor er mit seinem Gefolge davonschlenderte. Die Vampire sahen aus wie alle anderen Nachteulen, die in Vegas herumkrochen.
    »Oh Kitty, wir sind ja so stolz auf dich!« Mom und Dad erhoben sich von ihren Plätzen in der ersten Reihe und gesellten sich als Nächstes zu mir. Sie umarmten mich stürmisch.
    »Hat es euch gefallen? Habt ihr euch amüsiert?«
    Sie bejahten, und ich musste eingestehen, dass ich mich, egal wie alt ich wurde, immer noch über die Anerkennung meiner Eltern freute. So viel zu meinem Rebellentum.
    Dad nickte in Richtung der Tür, durch die Dom gerade verschwunden war. »Wer ist der Typ gewesen?«
    »Das war ein leibhaftiger Vampir. Ein untoter Vampir meine ich. Freund von einem Freund.«
    Er setzte eine nachdenkliche Miene auf. »Hmm. Was sagt man dazu?«
    Manchmal hatte ich das Gefühl, meinen Eltern sei immer noch nicht ganz klar, dass ihre Tochter ein Werwolf war und ihren Lebensunterhalt damit verdiente, das übernatürliche Reich zu ergründen, das sonst nur in Horrorfilmen zu sehen war. Sie schienen das Ganze als ein merkwürdiges Hobby zu betrachten, das ich mir zugelegt hatte - sie verstanden es nicht, aber sie würden mich darin unterstützen. Das war in Ordnung, denn ich wollte gar nicht, dass sie mehr als unbedingt notwendig davon verstanden. Ich wollte, dass sie in Sicherheit blieben. So sicher wie möglich. Die Welt war auch ohne übernatürliche Schrecken ein furchterregender Ort. Es gab dort bereits Dinge wie Krebs.
    Ben kam und setzte sich neben mich auf den Bühnenrand.
    »Hallo Ben, wie geht’s?« Mom strahlte ihren Schwiegersohn in spe an.
    »Gut, danke.«
    »Seid ihr beiden bereit für morgen?«
    Die Sache mit dem Heiraten. Ich vergaß es ständig. Na ja, ich vergaß es nicht wirklich, aber ich hatte mich so sehr auf die Sendung konzentriert, dass es in den Hintergrund getreten war. Nein, bin ich nicht, wollte ich sagen. Da sprach das Adrenalin nach der Sendung aus mir.  »Ich sollte wohl ein bisschen schlafen. Ich glaube, ich brauche einen Drink.«
    Mom ergriff Dads Hand. »Für uns heißt es längst Zeit fürs Bett, also, macht es gut.«
    »Das hier ist Las Vegas«, sagte ich. »In Vegas könnt ihr nicht früh ins Bett gehen.«
    Mom warf mir einen Blick zu. »Gute Nacht, Liebes.«
    Oh. Okay. Zeit fürs Bett. Ich wollte es gar nicht wissen.
    Ich umarmte beide noch einmal. Dann waren nur noch Ben und ich übrig.
    Wir saßen lange herum. Ich atmete tief durch die Nase ein. Sein vertrauter Geruch beruhigte mich. Er roch nach Rudel, nach zu Hause. Sicherheit. Ich rutschte näher an ihn heran, hielt mich an seinem Arm fest und lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Was war das denn eben?«, fragte er.
    »Ich glaube, meine Mom und mein Dad amüsieren sich viel zu gut.«
    »Nicht das. Dieser Kerl. Der Wer-Wasauchimmer. Und ich kann nur vermuten, dass der Leopard aus der Show von

Weitere Kostenlose Bücher