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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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sondern etwas anderes. Etwas, das mit dem Licht zu tun hat. Ich meine, was macht Leute überhaupt erst zu Vampiren? Das sind die gleichen merkwürdigen Dinge, die ihnen auch wehtun können. Es ergibt nicht viel Sinn, aber so ist es eben.«
    »Okay, Anrufer, ich denke, das ist deine Antwort. Die Wunder der modernen Chemie reichen nicht aus, um gegen das Übernatürliche anzukämpfen. Jedenfalls noch nicht, aber ich kenne ein paar Leute, die daran arbeiten. Danke für die Antwort, Lisa.«
    Sie strahlte mich so verzückt an, dass ich dachte, ihr Gesicht würde gleich zerspringen. Dann kehrte sie auf ihren Platz zurück.
    Die letzte halbe Stunde der Sendung war angebrochen, was gewöhnlich etwa der Zeitpunkt war, an dem ich das Gefühl hatte, ich sei einen Marathon gelaufen. Diesmal hatte ich mich von Anfang an so gefühlt, aber das Adrenalin hielt mich auf Trab. Die Wölfin hatte sich beruhigt. Ich befand mich immer noch in Alarmbereitschaft, aber die Situation hatte sich nicht verändert - war nicht gefährlicher geworden -, also vertraute sie mir, dass wir nicht aus dem Hinterhalt überfallen werden würden.
    Gott sei Dank kam die wirklich eigenartige Anfrage des Abends übers Telefon. Ich hatte keine Ahnung, was ich diesem Menschen von Angesicht zu Angesicht gesagt hätte.
    »Du bist live auf Sendung.«
    »Ja, hi, danke, dass du meinen Anruf entgegengenommen hast.« Es war eine Frau, ernst im Sinne einer Schul- bibliothekarin. Die uncoole Schulbibliothekarin, die einem befahl, leise zu sein, nicht die coole, die einem Stephen-King-Bücher zusteckte, wenn keiner hinsah.
    »Wie lautet deine Frage?«
    »Ich wollte wissen: Findest du Hundeausstellungen anstößig?«
    Ich sah das Mikrofon mit hochgezogenen Augenbrauen an, während ich mir einen Moment gönnte, um zu entscheiden, was ich antworten sollte. Das Publikum kicherte leise.
    »Weißt du«, sagte ich. »Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, aber da ich es nun getan habe, werde ich Nein sagen, ich nehme keinen Anstoß daran. Jedenfalls auf den ersten Blick nicht. Wenn ich mir Gedanken darüber
    machte, was die Inzucht manchen dieser Hunde antut, fände ich es vielleicht widerwärtig. Aber ich habe nie auch nur die geringste Gehirntätigkeit darauf verwendet.«
    Jetzt nahm sie Anstoß. Sie schnaubte: »Es macht dir nichts aus, dass deine Hundebrüder wie Sklaven auf Ausstellungen vorgeführt werden?«
    »Meine Hundebrüder?«, fragte ich. »Ich habe keine Hundebrüder.«
    »Wie kannst du das sagen! Du bist ein Werwolf.«
    »Stimmt genau. Ich bin ein Werwolf, kein Pudel. Wie kommst du darauf, ich könnte irgendeine Seelenverwandtschaft mit Hunden haben?«
    »Tja, ich dachte ...«
    »Nein, offensichtlich hast du das nicht getan. Ich kann mich dem Labrador meiner Schwester nicht auf sechs Meter nähern, ohne dass er sich die Lunge aus dem Leib kläfft. Von Brüdern kann da gar keine Rede sein. Hunde in Hundeausstellungen sind Haustiere, wohingegen ich ein Mensch mit Gefühlen bin. Begreifst du den Unterschied?«
    »Das versuche ich doch zu sagen. Meinst du nicht, dass die bloße Existenz von Werwölfen, von sämtlichen Lykanthropen, beweist, dass es eigentlich kaum einen Unterschied zwischen uns allen gibt, und dass wir uns vielleicht überlegen sollten , die Menschenrechte auf alle Geschöpfe auszuweiten?«
    Da hatte ich einen Geistesblitz. »Sag mal, bist du Mitglied bei PETA oder einem anderen dieser Tierschutzvereine?«
    Eine lange unheilvolle Pause. Dann: »Vielleicht ...«
    Ich beugte mich vor und ließ meinen Kopf auf dem Tisch aufschlagen, genau wie Matt befürchtet hatte. Das Publikum lachte, und ich errötete, denn obwohl ich mir einzureden versuchte, dass sie mit mir lachten, war ich mir ziemlich sicher, dass sie über mich lachten.
    »Okay, es tut mir leid«, sagte ich. »Eigentlich sollte ich das nicht öffentlich tun. Na schön. Gleiche Rechte für Tiere. Was soll ich sagen? Wenn ich Nein sage, auf keinen Fall, dann könnte vielleicht jemand argumentieren, dass ich kein Mensch bin und man mir meine Bürgerrechte aberkennen sollte.«
    »Ganz genau«, sagte die PETA-Lady, die klang, als habe sie eine Debatte gewonnen.
    »Okay. Also werde ich das nicht tun. Aber ich werde mich ganz bestimmt auch nicht dafür stark machen, dass Beagle das Wahlrecht bekommen. Der springende Punkt ist nämlich: Ein Werwolf ist kein halb-menschlicher, halbwölfischer Verwandter des großen Hundezuchtchampions. Ich bin ein Mensch mit einer wirklich durchgeknallten

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