Die Stunde des Tors
Mudge Jon-Tom voller Skepsis zu. »Ein so gräßlich ausse'ender 'aufen, und er sagt, sie 'aben keine Soldaten. Würden ja 'ne tolle Bande von Verbündeten abgeben, wa?«
»Sie haben Waffen«, hielt Jon dagegen, »und.sie sehen aus, als wüßten sie, wie man damit umgeht.« Er hob die Stimme und wandte sich an den Weber. »Wenn das hier nicht mehr ist, als eine Einrichtung zum Schütze unartiger Kinder, warum tragt ihr dann Waffen?«
Ananthos deutete auf den an den Fluß grenzenden Wald. »Um uns zu schützen, natürlich. Selbst große Kämpfer können von einem einzigen großen und mächtigen Feind überwältigt werden. Es gibt Bestien auf der Schildebene, die alle Passagiere dieses Fahrzeugs samt dem Fahrzeug selbst mit einem Bissen verschlucken würden. Daß wir keine Armee gegen einen nichtexistierenden Feind unterhalten, bedeutet nicht, daß wir flinkfüßige Feiglinge sind, die weglaufen, anstatt zu kämpfen. Oder dachtet ihr, wir seien alle Eiersauger?« Er entblößte seine respektablen Fänge. »Die Selbstsicheren und Starken brauchen keine Armee. Jeder Weber ist seine eigene Armee.«
»Armeen und Kämpfe sind der Grund, weswegen wir gekommen sind«, erklärte Clodsahamp, »und in diesen Angelegenheiten müssen wir mit der Webmeisterin sprechen.«
Ananthos schien so bestürzt, wie eine Spinne es nur sein kann. »Warmlander in die Hauptstadt zu bringen, ist eine große Verantwortung. Der Geschichte und den Legenden zufolge sollte ich euch eigentlich umkehren lassen und durch das Loch zurückschicken, aus dem ihr hervorgekommen seid. Und doch...« Er kämpfte einen inneren Konflikt zwischen vorgeschriebener Pflicht und persönlichen Empfindungen und Gedanken aus, »kann ich nicht einfach über den Umstand hinweggehen, daß ihr eine unmögliche Reise gemacht habt - aus Gründen, die zu erwägen und zu beurteilen ich nicht in der Lage bin. Ist es mit der Bedeutung, die du so nachdrücklich betonst, tatsächlich so weit her, würde ich einen großen Fehler machen, eskortierte ich euch nicht zur Hauptstadt. Aber die Große Webmeisterin selbst zu sprechen...«
Er wandte sich von ihnen ab, ob aus Verlegenheit oder Unentschlossenheit war nicht zu erkennen.
»Warum nimmst du uns nicht in Schutzhaft«, schlug Caz hilfsbereit vor, »überführst uns unter Bewachung zur Hauptstadt und überantwortest uns deinen Vorgesetzten?«
Ananthos sah ihn an, sein Kopf tanzte in jener sonderbaren Weise von einer Seite auf die andere, die halb Nicken und halb Schütteln war. Aus seinem flüsternden Hauchen war seine Dankbarkeit herauszuhören: »Du hast ein beachtliches Verständnis dafür, was es bedeutet, jemandem verantwortlich zu sein, der eine höhere Funktion hat als man selbst, Warmlander mit den großen Ohren.«
»Ich befand mich selbst bereits häufiger in einer derartigen unglücklichen Lage, ja«, gab Caz zu und polierte geziert sein Monokel.
»Ich folge deinem exzellenten Vorschlag.«
IX
Ananthos beugte sich zurück und hauchte einen Ruf nach oben: »Arethos, imedshud! Intob coom.« Die beiden wachsamen Weber ließen sich auf das Deck hinunter, ihre Spinndrüsen trennten die Stränge ab, an denen sie hingen. Interessiert besahen sie sich die Warmlander.
»Diese beiden werden uns auf unserer Reise begleiten, denn ich kann kaum behaupten, euch unter Aufsicht zu haben, wie euer großes weißes Langohr vorgeschlagen hat, wenn ich ganz allein bin. Doch habe ich auch die Verantwortung für diese Brücke und kann sie nicht unbewacht zurücklassen. Also werden drei von uns euch begleiten und drei hier zurückbleiben.
Wir werden flußaufwärts fahren. Eine Tagesreise von hier teilt sich der Lamayad, und nach einigen Tagen noch einmal. Gegenüber dieser Gabelung, gegenüber dem Hauch, liegt unsere Hauptstadt, mein Zuhause.
Was dann geschieht, liegt nicht mehr in meiner Verantwortung«, fügte er warnend hinzu. »Ich kann keine Versprechungen machen, was die Art eures Empfangs angeht, denn ich stehe unten in der Hierarchie, sehr weit unten, was trotzdem nicht heißt, daß irgendein Weber sich erniedrigt oder sich über die anderen erhebt. Unsere Hierarchie ist eine nützliche Annehmlichkeit und notwendig zum Regieren, mehr nicht.
Was die Audienz bei der Großen Webmeisterin angeht...«, seine Stimme verlor sich bedeutungsvoll.
»Diplomatie funktioniert am besten, wenn sie vorsichtig vorgeht«, erklärte Caz, »und nicht in gefährlichen Sprüngen.«
»Für den Augenblick wird es mehr als ausreichend sein, wenn du
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