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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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passieren«, murmelte der Hexer.
    »Schließlich ist der Zweck unseres Herkommens, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.«
    Unfähig, ihre Instinkte zu überwinden, hatten sich Jon-Tom und Flor zum Heck des Bootes zurückgezogen, soweit von ihrem neuen Besucher entfernt, wie es möglich war.
    Dieser befestigte das Ende seines Stranges am Bug des kleinen Bootes. Das Heck des mit dem Netz verbundenen Fahrzeugs schwenkte langsam hin und her.
    Nachdem er den Strang vom Ende seines Hinterleibs gelöst hatte, ruhte der Weber stumm auf vier Beinen und studierte die Besatzung des Boots mit lidlosen, multiplen Augen. Vier Arme waren vor seinem Kopfbruststück gefaltet. Sein Körper war hellgelb, zwei konzentrische Dreiecke schmückten die Unterseite seiner Brust. Sein Kopf zeigte eine wunderschöne Ockerfärbung. Auf Rücken und Bauch des schlanken Hinterleibs verliefen blaue Streifen.
    Diese überwältigende Vielfalt natürlicher Farbgebung wurde durch eine flatternde luftige Bekleidung aus Tüchern, Schals und Schärpen ergänzt. Das Material war auf den ersten Blick als reine Seide zu erkennen. Es war wie ein Sari um Hals, Kopfbruststück, Unterleib und körpernahe Teile der Arme und Beine gewickelt. Sonderbarerweise wurden die Glieder des Webers dadurch nicht behindert, wenn er sich bewegte.
    Es war unmöglich zu erkennen, wieviel Einzelstücke der Fremde trug. Jon-Tom folgte einem flaumigen grasgrünen Schal einige Meter um Glieder und Unterleib, bis er in der Nähe des Kopfes zwischen blauen und rosafarbenen Schleiern verschwand. Eine Reihe von hellrosa Schnallen verband verschiedene der Schals miteinander und schmückte den Spinndrüsenbereich. Die Kiefer bewegten sich träge, und hin und wieder konnte man die Doppelfänge an den Seiten der anderen Mundteile erkennen. Der Weber war ein Alptraum aus einem Max-Ernst-Bild in Technicolor-Farben.
    Der Alptraum sprach. Zuerst hatte Jon-Tom Schwierigkeiten, die gehauchte dünne Stimme zu verstehen. Nach und nach überwand seine Neugier den inneren Schrecken, und er schloß sich seinen Kanneraden im Bug an. Er begann die gewisperten Worte zu verstehen, die ihn an Papier denken ließen, das über Straßenpflaster geblasen wird.
    Während der Weber sprach, prüfte er den Strang, den er von der Brücke zum Boot gesponnen hatte. Dann, nachdem er sein Gebet, die Anrufung oder was immer es gewesen sein mochte, beendet hatte, setzte er sich, indem er seine vier Beine unter sich zusammenfaltete. Sein Kiefer ruhte auf den oberen Klauen und Wurzelgliedern seiner Arme. Der Gesamtkörper war gut neunzig Zentimeter lang, und die Beine erreichten fast das Doppelte.
    »Es war vor langer Zeit«, sagte der verschleierte Spinnenmann, »weit vor meiner Lebenszeit, vor der Erinnerung aller gegenwärtig Lebenden, glaube ich, daß irgend jemand aus den Warmlanden die Schildebene besucht hat.«
    Jon-Tom versuchte, die kaum vorhandene Modulation zu analysieren. War der Weber irritiert oder neugierig oder beides?
    »Niemand kann die Berge überqueren.« Ein Armpaar deutete auf die mächtigen Gipfel, die über ihnen aufragten.
    »Wir sind nicht über die Berge gekommen«, erklärte Clodsahamp, »sondern durch sie hindurch.« Er wies mit dem Kopf auf den Fluß. »Wir sind auf dem Wasserweg durch den Schlund der Erde gekommen.«
    Der Kopf des Spinnenmannes ruckte auf seltsame Weise hin und her. »Das ist nicht möglich.«
    »Wie, zur Hölle, glaubst du, sind wir sonst hierhergekommen?« fragte Talea herausfordernd; ihr Hitzkopf war wieder einmal stärker als ihre Vernunft.
    »Es könnte sein, daß...« Der Weber zögerte. Dann kamen stoßweise leise Hauchlaute aus der Spinnenkehle. Es war Gelächter, das wie Wind klang, der sich zwischen dicken Bäumen verliert und müßig herumspielt, bis er sich selbst erschöpft hat.
    »Ah, Sarkasmus. Ein Charakterzug der Weichkörprigen, glaube ich. Was wünscht ihr hier auf der Schildebene?«
    Jon-Tom ließ sich von Caz zur Seite ziehen, während der Hexer und der Weber redeten. Der Hase deutete zum Himmel.
    Die anderen fünf Weber hingen jetzt direkt über dem Boot, jeder an einem eigenen Strang. Es war offensichtlich, daß sie innerhalb von Sekunden auf dem Deck sein konnten. Sie trugen klug konstruierte Messer und Bolas bei sich, die leicht von den beweglichen Doppelklauen am Ende jedes Gliedes gehandhabt werden konnten.
    »Sie haben sich bisher ruhig verhalten«, sagte Caz, »aber sollte die Gesprächsführung unseres gelehrten Anführers sich in eine ungefälligere

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