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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gewöhnt, von den Gepanzerten ignoriert zu werden. Die Palastbediensteten schwärmten in geschäftigem Schweigen um sie herum. Die engen Gänge mit ihren niedrigen Decken und der schwach säuerliche Geruch der Insekten bewirkten bei Jon-Tom und Flor eine milde Form von Platzangst.
    Sie erreichten die Dritte Ebene und begannen den Nummern über den Eingängen der Räume zu folgen. Nur vier Kammern vom Treppenabsatz entfernt stießen sie auf eine Überraschung: Der Gang war versperrt - und bewacht: Anstatt des Käfers am Eingang sahen sie sich jetzt einem schlanken, fast weiblich wirkenden Insekt gegenüber, das hinter einem quergestellten Schreibtisch saß. Dahinter standen weitere, bewaffnete Gepanzerte und blockierten den Gang. Anders als ihre Brüder, die draußen stur und eintönig im Kreis marschierten, schienen diese Wachen lebhaft und aufmerksam. Sie betrachteten die Neuankömmlinge mit unverhohlenem Interesse. Auf ihren starren Gesichtern war allerdings kein Argwohn zu entdecken. Nur Neugier.
    Es war Clodsahamp, der sich an das Individuum hinter dem Schreibtisch wandte, nicht Caz.
    »Wir sind hier, um Justierungen an dem Geist vorzunehmen«, erklärte er dem schlanken Insekt und hoffte, die Quelle seiner Visionen richtig eingeschätzt und nichts verhängnisvoll Widersprüchliches gesagt zu haben.
    Der starrgesichtige Offizier richtete ein rotes Auge auf ihn. Er konnte nicht die Stirn runzeln, aber es gelang ihm trotzdem, einen Ausdruck der Verblüffung zu vermitteln.
    »Eine Justierung an dem Geist?«
    »An Eejakrats Materialisation.«
    »Ah, natürlich, Bürger. Aber was für eine Justierung?« Er sah den verkleideten Hexer scharf an. »Wer seid ihr denn, daß euch der Zugang zu etwas so Geheimem anvertraut wird?«
    Clodsahamp begann sich zu sorgen. Je mehr Fragen gestellt wurden, desto größer wurde die Gefahr, etwas zu sagen, das nicht zu den Tatsachen paßte.
    »Wir sind Eejakrats Spezialassistenten. Wie sonst sollten wir von dem Geist wissen?«
    »Das ist logisch«, stimmte ihm der Offizier zu. »Doch wurde mir gegenüber nichts von irgendwelchen bevorstehenden Justierungen mitgeteilt.«
    »Ich habe es dir gerade mitgeteilt.«
    Der Offizier beschäftigte seinen Denkapparat mit dieser Erklärung, wurde vollends verwirrt und sagte schließlich: »Es tut mir leid wegen der Verzögerung, Bürger. Ich wollte euch durch meine Fragen nicht kränken, aber wir stehen unter außergewöhnlichen Befehlen. Die Befürchtungen eures Meisters sind nur allzu bekannt.«
    Clodsahamp beugte sich vertrauensvoll vor und sagte: »Ein Kennzeichen aller, die täglich mit den dunklen Mächten umzugehen haben.«
    Der Offizier nickte ernst. »Ich bin froh, daß du es bist, der mit dem Hexer umzugehen hat, und nicht ich.« Er winkte die Wachen beiseite.
    Caz und Talea waren bereits an ihm vorbei, als er plötzlich einen Arm ausstreckte und Clodsahamp berührte. »Du kannst doch bestimmt die Neugier eines Mitbürgers befriedigen. Was für eine ›Justierung‹ müßt ihr am Geist vornehmen? Wir verstehen alle so wenig davon, und ihr begreift sicherlich mein Verlangen nach Wissen.«
    »Natürlich, natürlich.« Clodsahamps Gedanken rasten. Wieviel wußte der Offizier tatsächlich? Er hatte zwar seine Unwissenheit zugegeben, aber das konnte eine Finte sein. Besser schnell irgend etwas sagen als gar nichts. Seine einzige wirkliche Sorge dabei war, daß das Insekt eine magische Ausbildung hatte.
    »Bitte behalte es für dich«, sagte er schließlich mit soviel Selbstsicherheit, wie er aufbringen konnte. »Es ist nötig, den Überschauer abzufrangeln.«
    »Natürlich«, sagte der Offizier nach einer Pause.
    »Und vielleicht müssen wir«, gestattete sich der Hexer die Dreingabe, »für den Fall der Fälle das Niveau des Cratasteins herabsetzen.«
    »Ich verstehe, daß das notwendig ist.« Der Offizier winkte sie großmütig durch und genoß die respektvollen Blicke seiner Untergebenen, während er gleichzeitig betete, daß dieser Besucher ihm keine Gegenfragen stellen mochte.
    Sie marschierten hintereinander an ihm vorbei, Jon-Tom, der der letzte war, zögerte. Der Offizier schien ziemlich hilfsbereit.
    »Es ist natürlich immer noch dieselbe Kammer.«
    »Nummer zwölf, ja«, erwiderte der Offizier höflich. Clodsahamp verlangsamte seine Schritte, damit ihn Jon-Tom einholen konnte. »Das war klug von dir, mein Junge! Ich war so beschäftigt damit hinein zu gelangen, daß ich vergaß, wie schwierig es sein würde, etwas durch Eejakrats

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