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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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angefangen, einen Topf Geranien zu gießen.
    »Apropos Luftstützpunkte«, sagte De Haan, »wir hatten eigentlich gedacht, wir bekämen auf Kreta Luftsicherung.«
    »Ja, also, da liegt das Problem – das Mittelmeer-Problem. Auf Kreta war es schwierig, aber auf Malta ist es, offen gesagt, noch schwieriger. Alles, was sie im ersten Jahr hatten, waren drei Gloster Gladiators, kleine Doppeldecker, die sehr in Ehren gehalten wurden und die Namen Glaube, Hoffnung und Barmherzigkeit trugen. Jemand hatte sie in Kisten im Laderaum eines Flugzeugträgers entdeckt, und lange haben sie sich tapfer gehalten. Unglücklicherweise hat nur Glaube überlebt.«
    »Können Sie einen Konvoi reinschleusen?«
    »Wir haben es versucht und werden es wieder versuchen, aber die Verlustrate liegt bei fünfzig Prozent. Wie auch immer, da wollten wir Sie nicht hinschicken – wir haben Größeres mit Ihnen im Sinn. Zunächst einmal wollen wir Sie wieder in die Santa Rosa verwandeln. Schlag Mitternacht, Abrakadabra, Simsalabim.«
    Es war kein toller Witz, doch De Haan brachte ein Lächeln zu Stande. »Wird das nicht früher oder später jemand merken? Dass es uns zwei Mal gibt?«
    »Oh, das soll Ihre Sorge nicht sein«, sagte Hallowes. »Auf jeden Fall wird dies die letzte Fahrt für die Santa Rosa, und wenn es vorbei ist, na ja, dann sehen wir weiter. Was als Nächstes kommt.«
    Hallowes wartete, doch De Haan trank nur sein Glas aus. Für Sekunden hatte er einen Anflug von déjà vu, als wäre das hier schon einmal so passiert, als träfen sich vielleicht der holländische Kapitän eines Linienschiffs mit vierundsiebzig Kanonen und ein britischer Admiral, um ihre Pläne abzustimmen, wie sie Preußen, Spanien, Frankreich angreifen sollten, wer immer dieses Jahr an der Reihe war. Endlich sagte De Haan: »Also diese Fahrt, das Mittelmeer?«
    »Ostsee.«
    »Da oben.«
    »Ja. Im Rahmen unseres Geheimplans zur Hochfrequenzpeilung, HF – DF, wie wir sagen, oder auch huff-duff inder Nomenklatur der Amerikaner. Klingt albern, ist aber höchst real und zum jetzigen Zeitpunkt für uns von zentraler Bedeutung. Wir können sie zerstören, wenn wir sie finden, und daran müssen wir gewaltig arbeiten, und zwar verdammt schnell. Zahlen sind streng geheim – das ist nun mal so bei Zahlen, nicht wahr –, aber ich stehe trotzdem nicht an, Ihnen zu verraten, dass wir seit 1939 über eintausendsechshundert Schiffe verloren haben, die Hälfte davon an U-Boote, und wenn wir ihre U-Boote, ihre Kriegsschiffe nicht bald entschieden besser orten, werden wir verhungern, während die Munition ausgeht.«
    Hallowes trank aus und rief, »Escobar?«
    De Haan konnte hören, wie er durch die angrenzenden Räume schlurfte. Hallowes bestellte zwei weitere Aperitifs. »Wieso nicht, was meinen Sie?«
    Als der Bedienstete gegangen war, sagte De Haan: »Und wie lautet der Auftrag im Einzelnen?«
    »Nimmt gerade, während wir hier sitzen, endgültige Gestalt an. Und wird Ihnen per Kurier zugestellt – kein Funkspruch für diesen Einsatz, stellen Sie sich also auf einen Überbringer ein. Unterdessen sorgen Sie dafür, dass es Ihnen an nichts fehlt: Treibstoff, Wasser, Nahrungsmittel, alles. Sollten die Lieferanten in Tanger Ihnen nicht helfen können, lassen Sie es uns wissen.«
    »Wir können draufsatteln. Werden wir für die Ostsee sogar müssen, das sind dreitausendfünfhundert Meilen, aber davon abgesehen hat man uns in Alexandria gut ausgestattet, dafür haben Ihre Leute gesorgt, Dickie und so weiter.«
    »Sicher haben sie das«, sagte er zufrieden, um hinzuzufügen: »Und so weiter?«
    »Nun ja, die Leute am Stützpunkt.«
    »Ach so.«
    »Aus reiner Neugier, wieso benutzen wir ein Frachtschiff? Ist so etwas sonst nicht Sache von Transportflugzeugen?«
    »Was wir zu bewegen haben, ist zu groß, Captain. Zwölf Meter hohe Antennenmasten, speziell umfunktionierte Lkw – und die Empfangsausrüstung selbst ist empfindlich und schwer, die schlimmste Kombination, die sich denken lässt. Fallschirme wären damit überfordert. Und es geht um eine Menge Gerät – wir wollen eine voll ausgerüstete Küstenbeobachtungsstation. Das heißt, wir werden damit sämtliche Frequenzen abhören, nicht nur HF, sondern auch VHF und UHF – die durch Funken aus Zündkerzen entstehen und wiederum auf Magnetzündapparate in Flugzeugmotoren überspringen. Und natürlich auch den unteren Bereich, da nämlich einige deutsche Schiffe, als Handelsschiffe getarnte Angreifer, Hagenuk-Funk verwenden,

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