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Die Stunde des Wolfs

Die Stunde des Wolfs

Titel: Die Stunde des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Furst
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Mittwoch zum Beispiel wurde das Chalet Mirador draußen am Leuchtturm Cap Spartel einfach gesprengt – das ganze Ding ist ins Meer geflogen und hat noch ein Stück vom Kliff mitgenommen.« Hoek hielt inne, bevor er hinzufügte: »Vermutlich kein Küchenunfall.«
    »Nein«, sagte De Haan, »vermutlich nicht.«
    Hoek trommelte mit den Fingern auf der Löschrolle herum und drehte seinen Stuhl zur Seite, so dass er mit dem Gesicht zu seinen Zeitschriften saß. »All diese Dinge. Hätte mir nie erträumt, eines Tages mitzumachen«, sagte er.
    Als er nicht weitersprach, sagte De Haan: »Da sind Sie nicht der Einzige, wissen Sie.«
    Hoek drehte sich wieder zu ihm um. »Ja«, antwortete er, »ich weiß.«
    »Es gibt da etwas, das ich hier zu erledigen habe«, sagte De Haan. »Bei dem Angriff und dem Konvoi habe ich drei Leute verloren, ich muss also in Tanger Ersatz anheuern. Und meine Art, mich vorsichtig anzupirschen, wie Sie es ausdrücken, wird darin bestehen, sie für eine ganz normale Fahrt einzustellen und es ihnen hinterher, auf hoher See, zu erklären.«
    »So holen Sie sich weniger Körbe.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Trotzdem wird es nicht leicht sein, Matrosen zu finden, in diesen Zeiten.«
    »Ich muss es jedenfalls versuchen. Ein paar von meinen Leuten schieben Doppelschichten, und das kann nicht ewig so weitergehen. Wie es der Zufall übrigens will, haben wir vielleicht schon einen Ersatzmann, weil wir nämlich einen Tag, nachdem wir in Sphakia ablegten, einen blinden Passagier entdeckt haben. Er muss es geschafft haben, sich unbemerkt an Bord zu schleichen, während wir mit dem Löschen der Fracht beschäftigt waren, und er hat sich in der Farbenlast versteckt, wo ihn ein paar von meinen Matrosen gefunden haben. Er hat versucht wegzurennen – wohin, das wissen die Götter –, aber sie haben ihn überwältigt und mit einem Strick gefesselt.«
    »Matrose?«
    »Soldat, griechischer Soldat. Irgendwie ist er von seiner Einheit getrennt worden, oder sie wurden alle getötet – wir sind wirklich nicht sicher, was passiert ist. Er ist nur ein armer Wicht und halb verhungert. Wir können uns kaum mit ihm verständigen, weil keiner seine Sprache beherrscht, aber mein Maschinist hat ein großes Herz, und er sagt, er macht einen Schmierer aus ihm. Sonst müssten wir ihn der Polizei ausliefern, und das würde zu nichts Gutem führen.«
    »Ein Deserteur also«, sagte Hoek.
    »Nicht jeder hat die Nerven«, sagte De Haan. »Er jedenfalls nicht. Wie dem auch sei, wenn ich ihn behalte, brauche ich noch zwei. Mindestens – ich hätte gerne fünf, aber das ist nicht realistisch.«
    Hoek überlegte einen Moment und sagte: »Möglicherweise habe ich jemanden, der Ihnen helfen kann. Ein junger Marokkaner, ehrgeizig und schwer auf Draht. Ich hege den Verdacht, dass er in die Istiqlal involviert ist, aber das trifft sich möglicherweise gar nicht mal so schlecht, wenn man es so recht bedenkt.«
    »Was ist die Istiqlal?«
    »Unsere hiesige Unabhängigkeitsbewegung – raus mit den Spaniern und Franzosen, und dann ein freier marokkanischer Staat. Er heißt Yacoub.« Er buchstabierte den Namen und fügte hinzu: »Soll ich ihn besser aufschreiben?«
    »Nein, ich kann ihn mir merken. Er heißt Yacoub mit Vornamen?«
    »Nachnamen. Sie brauchen ihn – egal wo an der Küste – nur zu erwähnen, und jeder weiß, wen Sie meinen. Er arbeitet unten im Hafenbüro von Tanger, als Büroangestellter in irgendeiner Funktion, aber er kennt jeden und bringt zu Ende, was er anfängt. Bestimmt gibt es Handelsseeleute in Tanger. Vielleicht finden Sie sie nicht unbedingt im Heuerbüro, aber wenn sie überhaupt zu finden sind, ist Yacoub Ihr Mann. Er ist eine Goldgrube und, nach Meinung der Briten, vertrauenswürdig.«
    »Danke«, sagte De Haan. »Und nun zu unserem Kurier.«
    »Ja, der Kurier. Er soll sich achtundvierzig Stunden hier aufhalten – fragen Sie mich nicht, wieso, denn ich weiß es nicht –, also wird er, oder sie, ein Hotelzimmer brauchen. Am besten gehen Sie's gar nicht erst geheimniskrämerisch an – die Einheimischen scheinen alles und jedes zu erfahren, und das würde nur ihr Interesse wecken. Etwas stark Frequentiertes also, wo die Leute kommen und gehen und wo man sich über die Klientel keine allzu großen Gedanken macht, so lange sie Wucherpreise zahlt. In diesem Fall ist die Wahl schnell getroffen: das Grand Hôtel Villa de France, wie es mit vollem Namen heißt, diese grellbunte alte Hure oben auf der Rue de

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