Die Sturmfluten des Frühlings
allein lassen und zurückblättern und die Geschichte von Yogi Johnson aufnehmen. Wir möchten, daß Yogi Johnson dem Leser gefällt. Von jetzt an wird die Geschichte etwas schneller vorangehen, falls einige Leser es satt haben. Wir wollen uns auch Mühe geben und ein paar gute Anekdoten einflechten. Ob es wohl ein Vertrauensbruch ist, wenn wir dem Leser mitteilen, daß wir die besten dieser Anekdoten von Mr. Ford Madox Ford beziehen? Wir sind ihm zu Dank verpflichtet und wir hoffen, der Leser auch. Wie dem auch sei, wir wollen mit der Geschichte von Yogi Johnson fortfahren. Yogi Johnson ist, wie sich der Leser wohl erinnern wird, der Bursche, der im Krieg gewesen ist. Als die Geschichte anfängt, kommt er gerade aus der Pumpenfabrik [siehe Seite 17].
Es ist sehr schwierig, auf diese Art zu schreiben, bei der man nicht der Reihe nach, sondern von hinten anfängt, und der Autor hofft, daß der Leser dies berücksichtigen und diese kleine Erklärung nicht weiter verübeln wird. Ich weiß, daß ich gern alles lesen würde, was der Leser je schreiben sollte, und ich hoffe, daß der Leser mir gegenüber gern dieselbe Art von Entgegenkommen zeigen wird. Falls irgendein Leser mir etwas einschicken möchte, was er geschrieben hat, damit ich es kritisiere oder ihm einen Ratschlag gebe – ich bin jeden Nachmittag im Café du Dome und unterhalte mich dort mit Harold Stearns und Sinclair Lewis über Kunst, und der Leser kann mir sein Zeug bringen, oder er kann es mir zu Händen meiner Bank schicken, falls ich eine Bank habe. Jetzt also, falls der Leser bereit ist – und verstehen Sie mich bitte recht, ich will den Leser in keiner Weise hetzen –, wollen wir wieder zu Yogi Johnson zurückkehren. Aber bitte vergessen Sie nicht, daß, während wir zu Yogi Johnson zurückgekehrt sind, sich Scripps O’Neil und seine Frau auf dem Weg zur Bohnenstube befinden. Was ihnen dort passieren wird, weiß ich nicht. Ich wünschte nur, der Leser könnte mir helfen.)
3. Teil
Männer im Krieg und
der Tod der Gesellschaft
Ebenfalls kann festgestellt werden, daß Heuchelei nicht eine absolute Verneinung jener Eigenschaften bedeutet, die geheuchelt werden; natürlich ist sie, wenn sie aus Hypokrisie entspringt, dem Betrug bedenklich nah, während sie eine Art von Prahlerei ist, wenn sie allein aus Eitelkeit herrührt; zum Beispiel unterscheidet sich das Heucheln von Großmut bei einem eitlen Mann sichtlich von der gleichen Heuchelei bei einem Geizhals, denn wenngleich der eitle Mann nicht das ist, was er gern scheinen möchte, oder die Tugend, die er heuchelt, nicht in dem Maß besitzt, wie er sie in den Augen anderer haben möchte, steht sie ihm dennoch weniger schlecht zu Gesicht als dem geizigen Mann, der das genaue Gegenteil von dem ist, was er zu sein vorgibt.
Henry Fielding
1
Yogi Johnson kam aus dem Arbeiterausgang der Pumpenfabrik heraus und ging die Straße hinunter. Frühling war in der Luft. Der Schnee begann zu schmelzen, und die Rinnsteine waren voll Schneewasser. Yogi Johnson ging in der Mitte der Straße; er hielt sich auf dem noch unaufgetauten Eis. Er bog links ab und überquerte die Brücke über den Bear River. Das Eis im Fluß war bereits geschmolzen, und er beobachtete die wirbelnde braune Strömung. Unten am Fluß zeigten sich grüne Knospen am Weidengebüsch.
Es ist ein richtiger Chinook, dachte Yogi. Der Werkmeister hatte schon recht, daß er die Leute gehen ließ. Es war nicht ungefährlich, sie an einem solchen Tag dazubehalten. Alles konnte da passieren. Der Besitzer der Fabrik war nicht von gestern. Wenn der Chinook blies, war dies das einzig Wahre: Raus aus der Fabrik mit den Leuten. Dann blieb es nicht an ihm hängen, falls dem einen oder dem andern etwas passierte. Dann war er mit dem Arbeitgeber-Haftpflichtgesetz nicht zu belangen. Die waren nicht von gestern, diese großen Pumpenfabrikanten. Die waren gerissen, und ob.
Yogi machte sich Gedanken. Etwas bedrückte ihn. Es war Frühling; darüber bestand jetzt kein Zweifel, und er begehrte keine Frau. Er hatte sich in letzter Zeit häufig darüber Gedanken gemacht. Es bestand kein Zweifel darüber. Er begehrte keine Frau. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Am vergangenen Abend war er in die öffentliche Leihbibliothek gegangen, um sich ein Buch zu holen. Er blickte die Bibliothekarin an. Er begehrte sie nicht. Irgendwie bedeutete sie ihm nichts. In dem Restaurant, in dem er ein Eßabonnement hatte, blickte er die Kellnerin scharf an, die ihm sein
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