Die Sturmfluten des Frühlings
Essen vorsetzte. Auch sie begehrte er nicht. Er kam an einer Gruppe Mädchen vorbei, die von der High School nach Hause gingen. Er musterte sie alle sorgfältig. Er begehrte auch nicht eine einzige. Ganz entschieden war etwas nicht in Ordnung. War es aus mit ihm? War dies das Ende?
Na, dachte Yogi, mit Frauen ist es vielleicht vorbei, obgleich ich es nicht hoffen will, aber mir bleibt immer noch meine Liebe zu Pferden. Er ging den steilen Berg hinan, der vom Bear River aufwärts und auf die Straße nach Charlevoix führte. Die Straße war tatsächlich gar nicht so steil, aber Yogi kam sie steil vor mit seinen frühlingsschweren Beinen. Vor ihm war eine Getreide-und Futtermittelhandlung. Ein Paar wunderbarer Pferde war vor der Futtermittelhandlung angebunden. Yogi näherte sich ihnen. Er wollte sie streicheln. Um sich zu vergewissern, daß doch noch etwas übriggeblieben war. Das Pferd ihm zunächst blickte ihn an, als er näher kam. Yogi steckte seine Hand in die Tasche, um ein Stück Zucker herauszuholen. Er fand keinen Zucker. Das Pferd legte die Ohren zurück und bleckte ihn an. Das andere Pferd warf den Kopf zurück. War das alles, was ihm seine Liebe zu Pferden eingebracht hatte? Schließlich war vielleicht mit diesen Pferden etwas nicht in Ordnung. Vielleicht hatten sie Rotz oder Spat? Vielleicht hatte sich etwas in die empfindliche Gabel ihrer Hufe eingetreten? Vielleicht waren sie ein Liebespaar?
Yogi ging weiter, den Hügel hinan, und bog nach links, in die Straße nach Charlevoix ein. Er ging an den letzten Häusern, den Ausläufern von Petoskey, vorbei und kam hinaus auf die offene Landstraße. Zu seiner Rechten war ein Feld, das sich bis zur Little Traverse Bay erstreckte. Das Blau der Bucht weitete sich in den großen Michigan-See. Jenseits der Bucht die Fichtenhügel hinter Harbour Spring. Jenseits, wo man es nicht sehen konnte, Cross Village, wo die Indianer lebten. Noch weiter dahinter die Straits of Mackinac mit St. Ignace, wo Oscar Gardner, der neben Yogi in der Pumpenfabrik arbeitete, einmal etwas Wunderbares passiert war. Noch weiter dahinter der Soo, sowohl kanadisch wie amerikanisch. Dorthin gingen die wilderen Elemente von Petoskey manchmal zum Biertrinken. Dann waren sie glücklich. Weit, weit jenseits und in der entgegengesetzten Richtung am Rand des Sees lag Chicago, wohin Scripps in jener ereignisreichen Nacht aufgebrochen war, als seine erste Ehe aufgehört hatte, eine Ehe zu sein. Nah davon Gary in Indiana, wo die großen Stahlwerke waren. Nah davon Hammond in Indiana. Nah davon Michigan City in Indiana. Weiter dahinter war wohl Indianapolis in Indiana, wo Booth Tarkington lebte. Der hatte den falschen Dreh, der Junge. Weiter hinab war wohl Cincinnati in Ohio. Weiter dahinter Vicksburg in Mississippi. Weiter dahinter Waco in Texas. Himmel, was doch dieses unser Amerika für einen ungeheuren Schwung hatte!
Yogi überquerte die Straße und setzte sich auf einen Stapel Baumstämme, von wo er hinaus über den See blicken konnte. Schließlich, der Krieg war vorbei, und er war noch am Leben.
Da kam so ein Bursche vor in dem Buch von dem Anderson, das ihm die Bibliothekarin gestern abend gegeben hatte. Wieso hatte er die Bibliothekarin eigentlich nicht begehrt? Konnte es sein, weil er glaubte, daß sie vielleicht falsche Zähne hätte? Konnte es etwas anderes sein? Würde es ihr ein kleines Kind wohl je sagen? Er wußte es nicht. Was bedeutete ihm die Bibliothekarin überhaupt?
Dieser Bursche in dem Buch von Anderson. Er war auch Soldat gewesen. Er war zwei Jahre an der Front gewesen, sagte Anderson. Wie hieß er noch? Fred Sowieso. Diesem Fred tanzten Gedanken durchs Hirn – entsetzlich. Eines Nachts, während gekämpft wurde, ging er hinaus auf Parade, nein, Patrouille natürlich, ins Niemandsland und sah einen anderen Mann in der Dunkelheit umherstolpern und erschoß ihn. Der Mann fiel vornüber und war tot. Es war das einzige Mal, daß Fred bewußt einen Mann getötet hatte. Man tötet nicht viele Leute im Krieg, stand in dem Buch. Teufel noch mal, und ob, dachte Yogi, wenn man zwei Jahre lang bei der Infanterie an der Front war. Die sterben einfach. Und ob sie das tun, dachte Yogi. Anderson sagte, daß Freds Tat ziemlich hysterisch gewesen sei. Er und die Leute, die bei ihm waren, hätten den Mann vielleicht dahin bringen können, sich zu ergeben. Sie hatten alle das heulende Elend. Nachdem es geschehen war, rannten sie alle miteinander weg. Wo zum Teufel rannten sie nur hin? Yogi
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