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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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tiefes Seufzen aus, dass Hel aufsah. Sofort hatte der Ise sich wieder im Griff und wirkte unergründlich wie immer. »Ein Kind? Das wird der Magierschaft ziemlich unglaubwürdig erscheinen.«

    »Ist nicht die ganze Geschichte unglaubwürdig? Die Wahrheit ist nicht immer leicht zu glauben.« Hel fühlte, wie er sie beobachtete.
    »Das stimmt«, sagte er endlich. »Aber darum hat uns die Magierschaft nicht ausgesandt.«
    Sie sah ihn verständnislos an. Kaum merklich beugte er sich vor und senkte die Stimme. »Hel … niemand will die Wahrheit. Man will einen Feind, der greifbar ist, bekämpft und besiegt werden kann. Wir sind hier, um den Feind beim Namen zu nennen. Du verstehst doch …« Er nickte ihr langsam zu.
    Ehe Hel etwas erwidern konnte, hörte sie Schritte hinter sich. Ein zwergischer Diener tauchte auf und neigte den Kopf. »Seine Majestät der König erwartet Euch zum Mitternachtsmahl. Wenn Ihr mir folgen mögt.«
    Hel wollte Kelda helfen, doch er stand alleine auf. Sie suchte seinen Blick, aber er wich ihr aus; es war, als hätten sich die Fenster in seinen Augen wieder verschlossen. Schweigend folgten sie dem Zwerg.
    Am Eingang der Gewölbe warteten die Gefährten bereits auf sie. Sorge umwölkte ihre Mienen, doch während es nicht schwer zu erraten war, dass alle anderen an den Dämon dachten, schien Novas Besorgnis Hel zu gelten. Er trat neben sie und öffnete den Mund, fand aber dann die passende Frage nicht und wartete darauf, dass sie von sich aus erklärte, warum sie davongelaufen war. Hel tat, als würde sie es nicht merken. Sie wusste ja auch nicht, was sie sagen sollte. Nein - sie wusste es: Sie sollte gar nichts sagen.
    Der Diener brachte sie denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. In der großen Halle brannte nun ein Kaminfeuer und ließ sie die Reliefs an den Wänden erkennen. Kunstvolle Gestalten verbargen sich im Stein, wiesen
mit Händen zur Decke oder hoben unheilvoll ihre Klingen. Nicht alle von ihnen waren Zwerge - auch geisterhafte Wesen mit flammendem Haar schwebten hier und da, halb Bäume oder Vögel … König Moradin saß an der Tafel und breitete die Arme aus. »Setzt Euch! Leider hat die Zeit gefehlt, Gerichte aus Eurer Küche zuzubereiten. Ich hoffe, es mundet Euch trotzdem.«
    Bevor jemand versichern konnte, dass sie die zwergische Kochkunst hoch schätzten, hob der König die Glocke von einem Teller und offenbarte einen riesigen Berg Eier in verschiedenen Größen und Musterungen.
    »Aber ihr Menschen esst Eier! Ich habe alle Sorten bringen lassen, die es gab.« Er wies auf einen großen Krug. »Es gibt auch Honig dazu.« Erwartungsvoll zog er die Augenbrauen hoch.
    »Äh, sehr aufmerksam. Vielen Dank, Euer Hoheit«, erwiderte Olowain.
    Zufrieden ließ der König sich auf seinen Thron zurücksinken und wies den Diener an, ihre Teller zu beladen. Hel wurde genötigt, sich für zwei Eier zu entscheiden, und wählte ein kleines braunes und ein noch kleineres blaues. Sie hatte gehofft, wenigstens mit dem braunen ein Hühnerei zu erwischen, doch bei genauerer Betrachtung stellte es sich dafür als zu länglich heraus.
    »Schlangenei«, raunte Nova neben ihr. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. Sie hätte sich noch etwas einreden können.
    Der Diener löffelte reichlich dunklen Honig auf ihre Teller. Dann hob er die Glocken von den restlichen Schalen und teilte etwas aus, das wie dicke weiße Bohnen aussah, und faustgroße, schrumpelige Fleischbrocken - Hel erkannte an den Fleischbrocken Füße. Sie presste sich unauffällig die
Knöchel auf den Mund. Frösche. Oder eher Kröten, wenn man sich die Warzen ansah.
    Der Diener bot ihnen auch verschiedene Knollensorten an. Hel wählte eine kleine dunkelviolette und eine dickere, leicht haarige. Sie hoffte inständig, dass es tatsächlich eine Wurzel und nicht der Körperteil irgendeines Tieres war. Ihr Magen schrumpfte in sich zusammen.
    Bei genauerer Betrachtung stellte sie fest, dass die Bohnen gar keine Bohnen waren. Sondern fette Raupen. Kaum hatte sie es erkannt, goss der Diener eine schwere braune Soße darüber.
    »Auf volle Bäuche!«, wünschte der König, nahm eine zweizinkige Gabel und bohrte sie in eine Bratkröte.
    »Guten Appetit«, murmelte Olowain. Es klang, als wollte er sich selbst überzeugen. Vorsichtig begannen sie, die Speisen auf ihren Tellern herumzuschieben und so zu arrangieren, dass es nach möglichst wenig aussah. Hel beschloss, ein Ei zu pellen, damit sie die Raupen unter der Schale verstecken

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