Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
Händen.
Herzschläge lang starrten sie den Schädel nur an. Er war größer als eine Leuchtkugel. Er hatte keine Zähne.
Atemlos blickte Hel zu Nova auf. Er zog sie aus dem Teich und der Schädel fiel ihr aus den Händen. Dumpf platschte er ins Wasser zurück. Hel sah, wie er über den Boden rollte. Da waren noch mehr seltsame Formen auf dem Grund. Plötzlich erkannten sie, dass der Teich voller Knochen war.
»Was macht ihr da?« Harlem erhob sich. »Was ist?«
Hel spürte kaum, wie fest sie und Nova die Hände umklammerten. Er schluckte. »Wir müssen hier weg. Sofort.«
Ohne sich loszulassen, umrundeten sie den Teich und liefen zu den anderen zurück, die inzwischen ebenfalls aufgewacht waren.
»Was geht denn hier vor?« Olowain stand auf.
»Da sind Knochen«, stammelte Hel.
»Was? Von wem?« Er sah sie verwirrt an.
»Von Trollen.« Alle fuhren zu Harlem herum. Sie kniete am anderen Ufer und hielt einen tropfenden, dunklen Schädel. Nachdenklich betrachtete sie ihn. »Trolle«, wiederholte sie, stand auf und schleuderte den Schädel ins Wasser zurück. Sich die Hände am Umhang abwischend, verließ sie den Teich.
Kelda zuckte die Schultern. »In den Bergen leben Trolle, irgendwo müssen sie auch sterben.« Er legte Hel eine Hand auf die Schulter. »Vor den lebenden Trollen müsste man sich mehr fürchten als vor den toten. Lasst uns aufbrechen.«
Sie gingen schneller als sonst. Hel war nicht die Einzige, die immer wieder angestrengt ins Dunkel spähte.
Ein dumpfes Grollen erklang. Berano hatte sein Schwert schon halb gezogen, ehe er sich erinnerte, dass es nur der Wind war. Ein Wind, bei dem der Boden erzitterte …
»Da waren so viele Knochen«, murmelte Hel Nova zu, als
sie nicht aufhören konnte, daran zu denken. »Wieso würden so viele Trolle an derselben Stelle sterben?«
Er fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Ich weiß auch nicht. Vielleicht konnten sie nicht schwimmen.«
Sie verdrehte die Augen. »Das ist nicht lustig!«
Er kicherte, doch damit konnte er seine Angst nur schlecht überspielen. Sie wusste, dass es ihm genauso unheimlich war wie ihr. Sie schlang die Arme um sich. Zwar war das Wasser an ihrem Umhang abgeperlt, doch ihre Schuhe waren noch nass, und ihre Zehen begannen, taub zu werden.
Dann blieb Olowain, der vor ihnen lief, zögernd stehen. Auch die Söldner hielten an. Hel drängte sich zwischen sie, um zu sehen, was los war. Ihr drehte sich der Magen um.
Ein halb verwester Troll lag auf dem Weg. Der gesamte Unterkörper fehlte; Knochen ragten aus dem dunklen Fleisch. Irgendetwas hatte ihm den Rücken aufgerissen. Der Fäulnisgeruch stand schwer und dick wie Brei in der Luft.
Olowain hielt sich den Ärmel vor Mund und Nase. Dann ging er in einem weiten Bogen um den Troll herum. Die anderen folgten ihm. Sobald der Geruch nicht mehr so penetrant war, rang Hel nach Luft. »Irgendwas hat den Troll getötet! Hier ist irgendwas!«
»Ja, irgendwas und Trolle !«, sagte Nova und schwenkte die Arme. In beiden Fäusten hielt er einen Finger Lirium. »Bitte, nimm diese unsinnige Augenklappe ab und halte Ausschau nach Trollen!«
»Ich hab den Silberling doch gar nicht drin.« Nervös sah Hel zurück. Aber es war stockfinster, auch auf der zweiten Sicht.
Die Gefährten tauschten unruhige Blicke. Inzwischen liefen sie so schnell, dass Hel allmählich außer Atem geriet. Der Tunnel führte bergauf. Rechts gähnte ein Abgrund, links
führten zerklüftete Felsen in eine unbekannte Höhe. Der Verwesungsgeruch ging Hel nicht aus der Nase. Sie atmete nur noch durch den Mund, doch die Übelkeit blieb.
Dann machte der Weg eine Biegung und fiel steil ab. Hel stieß einen Schreckenslaut aus.
»Was?«, riefen mehrere auf einmal. Sie wies nach vorne.
»Leben«, krächzte sie.
»Trolle?!« Nova zog einen Liriumflakon auf.
»Nein, nein. Der Felsen. Da ist Licht im Gestein.«
Olowain seufzte angespannt. »Wir tragen Feenlichter. Und König Moradin hat versichert, dass der Berg tot ist. Dieser Tunnel ist Jahrhunderte alt und hat sich nie verschoben. Weiter, Freunde.«
»Vielleicht ist es ja der Ausgang«, sagte Caiden hoffnungsvoll.
Hel starrte nach vorne. Es sah nicht so aus, als würde Land vor ihnen liegen. Es war ein stilles, leicht pulsierendes Licht, das nur an einer Stelle glomm. Mit weichen Knien ging sie weiter.
Im Näherkommen erkannten sie, dass der Weg endete. Olowain ließ seinen Stab stärker aufleuchten. Der Gang erhellte sich. Vor ihnen lag ein großer
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