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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Wasser zu benetzen und etwas zu trinken. Erschöpft taumelten sie weiter.
    Irgendwann erschienen tiefe Spalten in den Wänden. Geisterhaftes Tageslicht zog Vorhänge in den Weg. Hel versuchte, einen Blick nach draußen zu erhaschen, doch es war viel zu hell, sie sah nur blendendes Weiß. Auch auf der zweiten Sicht ließ sich das Land jenseits der Felswände nicht erkennen, entweder weil es zu fern war oder weil es zu wenig Leben gab.

    Dann sahen sie Licht am Ende des Tunnels. Von der Aussicht angetrieben, beschleunigten sie ihren Schritt.
    Wieder ging es steil bergauf. Die Wände rückten enger zusammen und die Decke wurde niedrig. Das letzte Stück führte beinahe senkrecht nach oben. Sie mussten sich an den narbigen Wänden vorwärtsziehen und aufpassen, nicht auf den Steinen auszurutschen, die den Boden bedeckten. Kochend rotes Sonnenlicht stürzte zu ihnen herab. Als sie aus der Dunkelheit traten, war Hel, als würden sie in gefärbtes Badewasser eintauchen.
    Blinzelnd kletterten sie aus dem Tunnel. Sie standen auf einem Felsvorsprung, der sich über tiefe Klippen beugte. Wind spülte an ihnen vorbei, doch die Luft war dünn, und Hel hatte das Gefühl, nicht richtig atmen zu können. Sie waren sehr weit oben. Nebel und Wolken vereinten sich ringsum und schluckten die dunkelnde Welt zu ihren Füßen. Die Sonne verblutete in den seidigen Schwaden, roh und leuchtend wie ein junges Herz.
    Eine Weile standen sie im Licht, betrachteten die Welt, genossen die Freiheit. Hel öffnete die Hände, um den Wind zwischen ihren Fingern zu spüren. Ob es an der langen Dunkelheit lag und der plötzlichen Freude, die das Licht bewirkte - auf einmal war Hel glücklich. Sie musste lächeln. Sie waren weit gekommen. Und sie hatten den Troll überlebt.
     
    Im Schutz eines Felsblocks, wo der Wind nicht so stark wehte, schlugen sie ihr Nachtlager auf. Der Proviant der Zwerge war fast aufgebraucht, doch das schien niemand außer Harlem zu bedauern. In den Wäldern würden sie jagen können und dank der vielen Wasserfälle und Bäche würden sie nicht verdursten.
    »Der Troll … war ganz schön riesig«, bemerkte Caiden, als
sie aßen. Bis jetzt hatte noch niemand den Vorfall erwähnt. Es war auch keine Zeit gewesen.
    »Kein Wunder, bei all den anderen Trollen, die er verdrückt hat!«, meinte Arill. Relis begann zu kichern, die anderen stimmten mit ein. Es war ein verzweifeltes und befreiendes Lachen, das sie alle bitter nötig hatten.
    »Mal ehrlich. Wie konnte er so groß werden?«, fragte Nova.
    »Er hat sich eben anständig ernährt«, kicherte Berano.
    »Die Natur bringt immer Neues hervor, das ist normal«, sagte Olowain nüchtern. Sie wurden wieder ernst. »Angeblich stammen die Trolle dem Lebendigen Land direkt ab. Ihre Vorfahren waren also Felsen mit besonders viel Lirium. Und Felsen sind schließlich verschieden groß.«
    Nach diesem für Olowain ungewöhnlich kurzen Vortrag verstummte er wieder, holte zwei Finger Lirium aus seinem Beutel und nahm die Spitze seines Stabes ab, um ihn aufzufüllen. Man konnte dem Magier ansehen, dass er in Gedanken woanders war, schon seit sie Gondurill verlassen hatten. Sie alle waren seitdem stiller geworden, wenn auch aus verschiedenen Gründen.
    »Was glaubt Ihr, wie tief im Westen wir sind?«, wechselte Kelda das Thema.
    »Ich vermute, wir sind recht nah an den Silbernen Steppen. Am Rand der Welt … Habt ihr vorher die Berge im Norden gesehen?«, fragte Olowain.
    Sie schüttelten die Köpfe.
    »Nun«, seufzte Olowain. »Ich habe in ihnen die Kauenden Klippen erkannt. Es gibt keine Gebirge, die ihnen ähneln. Der Fels ist dunkler als verbrannte Erde und die Gipfel spitz wie Wolfszähne. Da, wo die Kauenden Klippen die Gebirge des Mittlands berühren, liegt die Grenze zum Alten Reich und zu den Silbernen Steppen.«

    Hel versuchte, sich vorzustellen, was jenseits all dieser Grenzen lag. Es war unmöglich. Wie konnte die Welt irgendwo aufhören? Andererseits schien es Hel auch unmöglich, dass alles unendlich weiterging. Darüber nachzudenken bedeutete, die Grenzen des menschlichen Verstands zu ertasten. Vielleicht die einzige Grenze, dachte Hel, die auch alle anderen Grenzen bestimmte.
    »Wieso traut sich niemand in die Silbernen Steppen?«, fragte sie Olowain.
    »Es ist ein sehr feindlicher Ort. Man hat versucht, dort Stürme zu jagen, doch es ist unmöglich. Die Winde sind zu stark, die Stürme haben jedes Schiff zerschmettert. Zu Fuß ist man sowieso verloren. Es ist ein Meer aus

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