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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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lag - vielleicht an der Luft, oder dem Licht, oder der Stille. Diese Stille, als würde die Welt den Atem anhalten. Aber es war mehr als alles andere ein Gefühl. Kalter Schweiß benetzte seine Stirn, er fühlte sich verfolgt und wachte mit fernen Stimmen auf, die aus dem Nebel zu ihm flüsterten. Er hatte wahrscheinlich Fieber.
    Trotzdem beobachtete er Dinge, die sich nicht durch Fieber erklären ließen. Zum Beispiel, dass die Bäume reglos blieben, obwohl der Wind an seinen Kleidern zerrte. Oder dass er Schritte im Moos neben sich hörte, wenn gar kein Moos den Boden bedeckte.
    Etwas stimmte nicht. Auch wenn er ihm keinen Namen geben konnte.
     
    Dann sah er ihn.
    Es war ein eisiger Morgen. Die Luft war so trocken und dünn, dass sie in den Lungen kratzte. Karats Atem war Dampf; ihm war, als würde er nach und nach seine ganze Lebenskraft aushauchen. Erschöpft taumelte er den Spuren nach, durch verdorrtes Unterholz und an grauen Bäumen vorüber, an denen nicht einmal Frost geblieben war. Er fühlte sich immer noch fiebrig. Die Umgebung verwischte vor seinen Augen und die Erinnerungen überkamen ihn wie ein Schauder …
    Sybahl, in einer fernen, warmen Welt … flimmernde Wüste. Ihre Haut, so weich, mit den schrecklichen Narben auf dem Rücken und der sanften Vertiefung ihres Bauches … Verflucht, wenn er das alles nur überlebte, um sie noch einmal zu berühren!
    Er biss die Zähne zusammen. Er bildete sich nicht ein, dass er sie liebte. Er hatte zu viel von der Welt gesehen und
zu tief in sich selbst geblickt, um lieben zu können. Aber in diesem Moment gab er sich gerne der Vorstellung hin, dass Sybahl mehr war als eine Kurtisane in Har’punaptra, mehr als erkaufte Zärtlichkeit.
    Die Nebel zogen auf. Dann erklang ein Schrei. Verdutzt blieb er stehen, nicht sicher, ob seine Sinne ihn getäuscht hatten. Dann folgte eine ganze Kaskade kreischender Stimmen. Ihr Echo hallte durch die Gebirge wie ein Gewitter.
    Karat ging schneller. Er schlitterte einen Hang hinab. Tote Pflanzen zerstoben unter seinen Füßen zu farbloser Asche.
    Plötzlich traf ihn etwas vor die Brust wie ein Hammerschlag. Keuchend stürzte er vornüber.
    Benommen vor Schmerz blieb er liegen, das Gesicht im gefrorenen Gras, und konnte sich nicht bewegen. Ihm war, als würde etwas die Haut von seinem Fleisch ziehen - sein ganzer Körper war eine offene Wunde, alles stürzte aus ihm heraus -
    Bilder fielen durch seinen Kopf, übergossen von Funken aus Schmerz. Der Boden begann zu dampfen. In wenigen Herzschlägen vertrocknete das Gras, knisternd wie Stroh im Feuer -
    Dann war es vorbei. Karat japste nach Luft. Es fühlte sich an wie der erste Atemzug seines Lebens. Erst jetzt fand er die Kraft, den Kopf zu heben. Durch Tränen, Dunst und Dreck sah er eine Gestalt, die unter den hohen Bäumen zusammensackte. Ringsum lagen Körper. Ein Vogel fiel aus den Ästen wie ein Sack, gefolgt von losen Blättern. Irgendwo erklang ein panisches Wiehern. Nicht weit von Karat war ein Pferd zu Boden gestürzt und kämpfte sich nun wieder auf die Beine. Ein isischer Reiter glitt aus dem Sattel und wurde
noch ein Stück am Steigbügel mitgezogen, ehe sein Fuß herausglitt und der Mann reglos im alten Laub liegen blieb. Hinkend trabte das Pferd in Karats Richtung. Es war die langsamste Flucht, die er je gesehen hatte. Doch das Pferd interessierte ihn nicht.
    Gebannt starrte er die Gestalt an, die zwischen den Toten und Halbtoten kniete. Ein Umhang verbarg sie völlig. Nur eine Hand war zu sehen, die sich bebend auf der Erde abstützte. Die Finger gruben sich in welkendes Moos. Der Dämon. Er war es. Karat konnte vor Schreck und Freude nicht atmen.
    Zitternd kroch der Dämon über den Waldboden. Er kroch auf einen Reiter zu - ebenfalls ein Ise -, der halb unter seinem Pferd begraben war, aber noch lebte. Er versuchte freizukommen, doch zu spät. Der Dämon erreichte ihn und presste eine schlanke weiße Hand auf seinen Rücken. Der Ise hörte auf, sich zu bewegen.
    Langsam, mit gebeugtem Rücken, wühlte der Dämon in der Satteltasche des Toten. Als er einen halben Brotlaib fand, stopfte er sich alles auf einmal unter die Kapuze, verschlang das Brot gierig wie ein ausgehungertes Tier.
    Karat begann, vor Angst zu zittern. Er hatte den Dämon beim Töten gesehen. Aber nichts war so erschreckend wie der Anblick der verhüllten Gestalt, die das Brot in drei Bissen zerriss und fraß. Nur schwer konnte er die Panik zurückkämpfen.
    Dann erhob sich der Dämon. Karat wollte

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