Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
Familien mussten ihre Heimat verlassen, sobald sie ihr siebzehntes Lebensjahr vollendeten. Von ihrem Vater hatte Aricaa einiges gelernt, doch die echten Geheimnisse der Magie wurden in den Bibliotheken von Aradon gehütet und nur dort gelehrt. In drei Jahren würde sie als vollwertiges Mitglied in die Magierschaft aufgenommen werden und, wenn sie sich bewährte, als Vertreter Aradons in die Dienste eines Hofes treten.
All dies erklärte sie ruhig, aber mit unüberhörbarem Stolz. Hel schielte zu ihr hinüber, während sie in ihren Röstkartoffeln stocherte. Jedes »ich« klang in die Länge gezogen und »wir Magier« übermäßig betont. Missmutig schob Hel sich einen Bissen in den Mund. Im Grunde wusste sie, dass sie nur neidisch war, weil Aricaa eine Zukunft hatte und sie nicht. Der Neid machte sie noch niedergeschlagener - sie wollte niemandem etwas missgönnen. Das taten nur schlechte Menschen. Verbitterte Menschen. Menschen, die weniger hatten …
Hastig trank sie ihren Kelch leer und spülte auch die Gedanken hinunter. Als sie zu Nova hinüberspähte, hatte sie eigentlich erwartet, dass er mit zusammengebissenen Zähnen dasitzen würde. Schließlich sprach die Magierin von genau dem Leben, das auch ihm zugestanden hätte. Seine Mutter war die berühmte Magierin von Moia; in ihm floss das Blut einer mächtigen Familie, aber eben auch das eines Sturmjägers. So hatte seine Mutter ihn gleich nach der Geburt in die Obhut Kapitän Nords gegeben und damit seinen Platz in der Welt bestimmt.
Aber Hel konnte keine Eifersucht an ihm entdecken. Er schien hellauf begeistert von den Geschichten der Magierin. Vielleicht war er einfach zufrieden und wollte gar nichts anderes als ein Sturmjäger sein - es gab ja auch nichts, worüber Nova sich hätte beklagen können. Sein Vater war eine Legende und er wurde ebenfalls von allen bewundert …
Nachdem die Magierin ihr Mahl beendet hatte, zog sie sich höflich dankend mit ihrer Dienerin zurück. Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, lockerte Kapitän Nord seinen Kragen, gerade Rücken sackten rings um die Tafel ein, und lautstarke Gespräche begannen. Nur Nova blieb schweigsam und knabberte lächelnd an ein paar Weintrauben.
Je weiter die Nacht fortschritt, umso heiterer wurde die Stimmung, und Hel fühlte sich so befreit wie lange nicht mehr, als die Sturmjäger sie mit ein paar derben Scherzen zum Lachen brachten. Schließlich befahl der Kapitän, dass man ein Trinklied sang, und alle mühten sich, mit seiner lauten Stimme mitzuhalten.
Spät begannen die Sturmjäger, sich nach und nach zu verabschieden. Zuletzt saßen nur noch drei Jäger um den betrunkenen Kapitän herum, darunter Nova und Hel, und lauschten mit gesenkten Blicken den alten Abenteuern. Man
unterbrach den Kapitän nicht; nur manchmal, wenn er plötzlich laut wurde, mahnte ihn Nova, dass die Magierin bereits schlief.
Als Kapitän Nord endlich einnickte, hob Nova sein Gesicht aus dem Teller, legte sich den schlaffen Arm über die Schulter und brachte seinen murmelnden und grunzenden Vater ins Bett. Müde schlurfte der andere Jäger unter Deck. Hel aber sammelte das übrige Geschirr ein und sah dem Kapitän und Nova nach. Er redete ihm gut zu, setzte seine Füße auf die Stufen und tätschelte ihm den Rücken. Sie musste an Gharra denken. An seine glasigen Augen und das Leuchten darin, als er sie zu seiner Erbin ernannt hatte. Nova war so alt wie sie, mit ihr einer der jüngsten Sturmjäger der Liga. Und doch, erkannte sie in diesem Moment, war er erwachsen. Er war längst der Kapitän der Taube - sein Vater hatte ihn in Wahrheit schon vor langer Zeit dazu gemacht. Ob sie so viel Verantwortung wie er schultern konnte … sie würde es nie erfahren. Vielleicht war das ganz gut so. Sie stellte das Geschirr wieder ab und ging mit leisen Schritten in ihre Kabine.
Karat
E s war nicht der erste Angriff auf sein Leben, den Karat der Schakal überstand.
Als die Detonationen die Stadt erschütterten und Menschen zerfetzten, blieb er in seiner durch Magie gestärkten Rüstung unverletzt. Von der Arena, in der er eben noch gegen die Trolle gekämpft hatte, schaffte er es durch das panische Gewühl bis zum äußersten Stadtring. Hier fand er ein Pferd und floh blindlings in die Wüste.
Sein Weg führte immer in die Wüste zurück. Er kämpfte für Gold, tötete für weniger. Das Geld rief ihn von Stadt zu Stadt, Königreich zu Königreich, er war ein Rächer der Reichen, manchmal auch ein Söldner des
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