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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Steinmauern begann ein Säugling zu schreien. Direkt vor ihnen öffnete jemand ein Fenster und leerte einen Topf auf die Straße; Hel konnte gerade noch anhalten, bevor ihr der übel riechende Inhalt auf die Füße spritzte. Auf Zehenspitzen hüpfte sie Kelda hinterher.

    »Nachdem der Krieg vorbei war, schaltete die Magierschaft sich wieder ein. Sie nahmen sich vieler Isenkinder an, die zum Kämpfen entführt worden waren. Man fürchtete wohl, was aus ihnen werden könnte, wenn sie älter wurden und das Töten beibehielten. Zurück auf die Inseln wollte man die erprobten Krieger aber auch nicht bringen; niemand bildet ein Heer aus, um dann andere damit zu rüsten. Die Magier errichteten Dörfer entlang der Gewässer des Horrùn, um den Kindern eine neue Heimat zu geben. Viele haben sich aber lieber in den einstigen Kriegsgebieten niedergelassen.«
    Sie gingen im Gleichschritt. Hel lauschte dem Klacken auf dem Kopfsteinpflaster und dem Pochen ihres Herzens. »Und du?«, fragte sie leise.
    Er antwortete nicht sofort. Sie spürte, dass er die Luft anhielt. »Ich verdanke der Magierschaft mein Leben. Mein zweites Leben. Ihre Beweggründe dafür ändern nichts an der Tatsache.«
    Ein Durchgang erschien links und sie betraten tropfende Gewölbe. Stufen führten überall zu wackeligen Vorsprüngen hinauf und verloren sich in Kellerschächten. Bei manchen Fenstern und Türen hingen Öllampen, doch sie schienen die Dunkelheit nur zu vertiefen. Endlich machte Kelda vor einem schmalen Tor halt. Vertrocknete Blumen steckten in den Ritzen der Holzbretter. Ein Stein war mit einem Seil und einem Nagel angebracht, den Kelda zum Anklopfen benutze.
    »Sieh nach, wie viele Leute im Haus sind«, flüsterte er. Ehe Hel antworten konnte, öffnete sich das Tor.
    Eine isische Frau tauchte auf, unheimlich beleuchtet von einer Talgkerze, die sie vor sich hielt. Ihre Haut war selbst für eine Isin ungewöhnlich dunkel, beinahe schwarz - nur
auf der knochigen Nase lag ein heller Schimmer. Die großen rotbraunen Augen wirkten dadurch umso strahlender. Pechschwarzes Haar fiel ihr fast bis zum Gürtel. Ihr Blick fegte von Kelda zu Hel, blieb einen Moment an ihrer Augenklappe hängen und heftete sich dann wieder auf den Isen. Sie reckte das Kinn.
    »Wir wollen zu Ozah«, sagte Kelda. »Haben wir sie gefunden?«
    » Szyeh aesh asun? « Es klang wie ein rasselnder Atemzug, wie fauchender Wind. Hel erspähte dabei ihre Zähne, deren Spitzen schwarz gefärbt waren. Sie schauderte.
    » Dnys eh syha ne aszyr shan yze. Dürfen wir eintreten?«
    Die Isin starrte Hel an. Kalter Hass glühte in ihren Augen. »Was willst du hier?«
    Hel hätte nichts erwidern können, selbst wenn Kelda ihr nicht zuvorgekommen wäre: »Die Magierschaft hat ihre Eltern getötet. Sie gehört seitdem zu mir. Zu uns. Hast du eine Medizin für ihr Auge? Zhabar sagte mir, du bist die beste Heilerin in Pellinar.«
    Ozah musterte sie feindselig. Doch dann trat sie zurück und verschwand, ohne das Tor zu schließen. Kelda schob es auf, um ihr zu folgen.
    »Hast du gesehen, ob sonst jemand da ist?«, flüsterte er kaum hörbar. Fiebrig zog Hel die Augenklappe zur Seite und spähte ins Dunkel. Sie sah das Licht der Isin. Kleine Tiere wimmelten überall, Mäuse wahrscheinlich oder Ratten. Lirium und magische Gegenstände gab es weit und breit keine. In der Nähe war noch mehr Leben, aber soweit sie erkennen konnte, nicht im selben Haus.
    »Die Frau ist allein«, murmelte sie. Kelda schob das Tor auf. Hel tapste ihm nach. Am Ende des Vorhofs blinzelte Feuerschein durch einen löchrigen Vorhang. Hel sah Ozah
im Raum herumhantieren. Sie traten ein. Gelber Rauch waberte um die Holztische und geflochtenen Körbe, die von Motten zerfressenen Sitzkissen und Matten. Ein großer Kamin nahm eine ganze Seite des Raumes ein, ringsum hingen Kräuter zum Trocknen und Gläser mit verschiedenen Inhalten stapelten sich in den Wandnischen. Ozah stopfte eine lange hölzerne Pfeife und ging vor dem Feuer auf und ab, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    »Was für eine Medizin braucht ihr?«, fragte sie unwirsch.
    »Eine für das Herz«, erwiderte Kelda ohne zu zögern. »Eine für die Seele unseres Volkes.«
    Ozah schien nicht überrascht. Sie zog an ihrer Pfeife und ließ Wolken aus gelbem Rauch zwischen den Lippen hervorwabern.
    »Man sagt, dass du Kontakt hast zu …«
    »Ja«, unterbrach sie ihn, »ich weiß, man sagt das. Aber es behaupten viele, sie zu kennen. Wieso kommt ihr ausgerechnet zu

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