Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
dämmrigen Flur. Mit den Händen ertastete sie die Stiege und kletterte hinab. Der Wirt stand an der Feuerstelle und schnippte Kartoffelstücke in einen brodelnden Kessel. Dabei summte er leise vor sich hin und bemerkte Hel und Kelda gar nicht. Sie beschlossen, ihn nicht zu stören. Leise schlichen sie hinaus. Der Hof war jetzt kaum heller als in der Nacht. Sie stiegen die glitschigen Stufen hinab und schoben sich durch das Gässchen, bis sie auf der Straße ankamen. Eine unglaublich dünne miauende Katze kam auf Hel zugelaufen und strich ihr um die Beine. Sie kraulte ihr struppiges Fell und hatte bereits ihren Beutel geöffnet, um der Katze Trockenfleisch zu geben.
    »Komm«, sagte Kelda ohne Tadel. Hel legte der Katze das Fleisch hin und folgte ihm die Straße hinauf.
    Eine Weile gingen sie durch holprige, schiefe Gassen, die sich alle so ähnelten, dass Hel schon nach wenigen Ecken die Orientierung verloren hatte. Doch Kelda schien sich auszukennen. Sie beschleunigte ihren Schritt, bis sie neben ihm ging. Er sah sie nicht an, also ließ auch Hel ihren Blick wandern.
    »Ist Pellinar sehr arm?«, fragte sie.
    »Wir sind an der Grenze zum Isenviertel. Nicht alle Teile der Stadt sind so heruntergekommen.«

    Hel musste an Jureba denken. Obwohl die alte Trolltreiberin ihr so oft Geschichten erzählt hatte, war sie nur selten auf ihr Volk zu sprechen gekommen. Hel hatte immer das Gefühl gehabt, dass sie sich ihrer Herkunft schämte. Nur wenn sie über die Trolle fluchte, hatte sie in der Sprache der Isen gesprochen, die zischend und rauschend war wie trockenes Gras im Wind. Hel wünschte sich, sie hätte Jureba mehr ausgefragt, als sie noch Gelegenheit gehabt hatte. Sie wusste nicht einmal, warum Jureba ihrer Heimat den Rücken gekehrt und Trolltreiberin geworden war. Aus ihrer Vergangenheit hatte sie stets ein Geheimnis gemacht.
    »Wenn die Isen so schlecht in Pellinar leben, wieso sind dann so viele hier?«, fragte Hel.
    Kelda warf ihr einen kurzen, erstaunten Blick zu. Vielleicht war sie zu direkt. Oder es verwunderte ihn, dass sie daran interessiert war.
    »Weißt du etwas über den Krieg, der vor zwanzig Jahren in Moia gewütet hat?«, fragte er zurück.
    Hel nickte zögernd, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich hab mal davon gehört, aber ich weiß nichts darüber.«
    »Damals war Moia nicht so groß wie heute. Es gab noch ein anderes Königreich namens Lhun, das dort lag, wo heute der nördliche Teil von Moia ist. Seit Jahrhunderten hatten Moia und Lhun um Land gekämpft und irgendwann brach ein großer Krieg aus. Anfangs unterstützte die Magierschaft beide Seiten. Das ging viele Jahre so. Doch als Lirium immer knapper wurde und die Preise mehr und mehr stiegen, stürzten die beiden Königreiche sich in enorme Schulden bei der Magierschaft. Als beide Seiten nicht mehr zahlen konnten, forderten die Magier den Frieden. Doch Moia und Lhun konnten nicht einfach den Krieg beenden. Weil magische Waffen nun fehlten, griff man auf etwas anderes zurück -
Menschen. Nicht nur Männer wurden einberufen, auch Frauen, Kinder. Weil die Bevölkerung beider Länder ungefähr gleich groß war - und sich gleich schnell verringerte -, konnte aber auch das den Krieg nicht entscheiden. Da kam Moia auf die Idee, Isen von den Inseln zu rekrutieren. Einige kamen als Söldner her. Aber die meisten wurden verschleppt, oft im Kindesalter, und zu Kriegern ausgebildet. Sie waren es, die den Sieg für Moia entschieden. Lhun wurde dem Erdboden gleichgemacht unter der Flut neuer Soldaten. Nichts, das irgendwie an seine Existenz erinnern könnte, wurde verschont. Seitdem gibt es nur noch Moia. Das alles ist mehr als zwanzig Jahre her. Nur wenige Isen, die den Krieg überlebt haben, kehrten in ihre Heimat zurück.«
    »Warum?«
    Keldas hellgrüne Augen schienen sie durchbohren zu wollen. »Es war nicht mehr ihre Heimat. Es gibt ein Sprichwort bei uns: Die Kinder, die ihre Eltern verlassen, sind tote Kinder. Tote kommen nicht zurück.« Er wies nach rechts und sie bogen in eine schmale, steil abfallende Straße. Die Fenster waren mit Holzbrettern vernagelt. Kaminrauch hing in der Luft, es roch nach verbranntem Getreidebrei und feuchtem Stroh.
    »Aber wenn die Isen Moia zum Sieg verholfen haben … wieso ist man ihnen heute nicht dankbar?«
    »Man dankt Sklaven nicht.« Ihr war, als ginge er schneller als vorher. »Niemand wollte die Isen hier haben. Sie waren für den Krieg gekommen und der Krieg war vorbei.«
    Irgendwo hinter den losen

Weitere Kostenlose Bücher