Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
mir?«
»Weil du dich verborgen hältst«, sagte Kelda. »Wer die Wahrheit kennt, kennt auch die Gefahr.«
Dichte Schwaden verschleierten ihr Gesicht. »Und wenn es stimmt … was wollt ihr von mir hören?«
»Wir sind auf der Suche nach ihr. Wir wollen uns anschließen.«
»Das sagen viele. Wenige kennen die Bedeutung ihrer Worte.«
»Wir kommen von weit her. Wir waren in Aradon, sind den Gewässern des Horrùn gefolgt, reisten entlang der Küste. Wir sind bereit, noch dreimal so weit zu wandern, um sie zu finden. Der Weg zu ihr soll unsere Probe sein; sie zu erreichen, wird beweisen, dass wir ihrer würdig sind.«
Ozah sah sie schweigend an. Dann trat sie näher, legte
die Pfeife auf den Tisch und stützte die Hände auf. »Wie du sagst: Der Weg zu ihr ist ihre Prüfung für euch. Wer sie besteht, den wird sie in die Arme schließen und retten. Aber viele wollen nicht gerettet werden, auch wenn sie es sagen. Viele wissen nicht, dass Errettung Opfer bedeutet.«
Kelda verneigte sich. Ozah beobachtete ihn aus kalten Augen. Dann begann sie, schnell und eindringlich in der Sprache der Isen zu reden. Für Hel hörte es sich wie eine Beschwörung an. Der Raum schien in Schatten und gelbem Dunst zu versinken. Das Blut pumpte ihr durch die Schläfen. Sie wollte hier raus.
Kelda fragte etwas. Ozahs starrer Blick glomm auf. Sie antwortete in Zischlauten, die durch das Zimmer schlichen, sie umschlossen wie Schlangen. Das Gespräch zog sich hin, und einmal hörte Hel das Wort ›Dämon‹ heraus, doch sonst verstand sie nichts. Ein Lächeln glitt über Ozahs Gesicht, bei dem sie eine Gänsehaut bekam.
Schließlich legte Kelda eine Hand auf die Brust und sagte: »Ich danke dir. Mögen die Geister der Ahnen dich beschützen.«
Ozah nahm ihre Pfeife und ging zum Kamin, um sie zu entzünden. Rauchend blieb sie stehen. Kelda berührte Hel am Arm, damit sie ihm aus dem Raum folgte. Leise traten sie durch den Vorhang. Als Hel sich noch einmal umdrehte, sah sie den Flammenschein in Ozahs großen, blanken Augen. Plötzlich blickte die Isin sie an. Hel erschrak. Sie wollte ihr zum Abschied zunicken, stattdessen senkte sie nur den Kopf und lief eilig Kelda nach, hinaus auf die Straße.
Der Weg in die Nacht
K elda ging schnell. Hel musste fast rennen, um ihn einzuholen. »Was hat sie gesagt?«
Kelda schüttelte knapp den Kopf. »Wir sprechen, wenn wir zurück sind.«
Als sie das Ende der überdachten Gasse erreichten, sah er sich in alle Richtungen um, ehe er den Weg zurück einschlug. Schweigend liefen sie durch das heruntergekommene Viertel. Einmal hörten sie ganz nah tobende Stimmen; ein Stück Pflaster flog über die Dächer hinweg und Hel duckte sich erschrocken. Dann wieder lag eine dicke, unheimliche Stille über den Straßen.
Viel schneller als erwartet erreichten sie die Herberge. Als sie die Stube betraten, war der Wirt gerade beim Essen. Er blinzelte überrascht; offenbar hatte er gedacht, dass sie oben schliefen.
»Wollen die Herrschaften frühstücken?«, fragte er und wies zum Kessel, der über dem Kaminfeuer köchelte und Kohlgeruch verströmte.
»Nein, danke. Vielleicht später«, sagte Kelda höflich und erklomm die Stiege.
Die Gefährten saßen alle in einem Zimmer beisammen und schienen sich unterhalten zu haben, als Kelda und Hel eintraten. Der Ise schloss die Tür und ließ sich auf einer der Pritschen nieder. Alle rückten näher, um seinen Bericht zu hören.
»Ozah behauptet, Mutter Meer, die Anführerin der neuen Isenbewegung, zu kennen. Angeblich hält sie sich mit ihren Anhängern im Westen verborgen, um die Rebellion vorzubereiten. In Naruhl.«
»Naruhl!«, stieß Olowain aus.
»Was ist Naruhl?«, fragte Harlem.
Olowain stützte seinen Stab auf und furchte die Stirn - ein sicheres Zeichen, dass ein Wortschwall bevorstand. »Nun, Naruhl kommt aus der Alten Sprache und bedeutet direkt übersetzt ›Nabel‹. Allerdings steht Naruhl im Allgemeinen eher für ›Quelle‹ oder ›Ursprung‹. Ich weiß das, weil ebenjener Ort, den Kelda erwähnt hat, Naruhl heißt und in der magischen Lehre, vor allem der Geschichte der antiken Magie, eine große Rolle spielt. Naruhl liegt - korrigiere mich bitte, wenn ich mich irre, Kelda - in den Gebirgen des Mittlands. Manche behaupten auch, es liege noch weiter im Westen, an der Grenze zu den Silbernen Steppen. Es ist ein Ort, an dem man angeblich vor Angriffen des Lebendigen Landes sicher ist. Einst, vor der Erfindung der Feenlichter, waren die Menschen -
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