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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sichern. Als die Reiter verschwunden waren, wandte er sich an die Offiziere.
    »Meine Herren, ich wünsche, dass sich so etwas auf diesem Feldzuge nicht noch einmal wiederholt. Wir werden heute ein Exemplum statuieren, auf dass sämtliche Schurken in unserem Heerhaufen wissen, was jenen geschieht, die gegen meinen Befehl zu plündern beginnen. Mit dem Pallasch in der Hand werden wir ihnen den Mut aus dem Leibe prügeln. Ich wünsche nicht, dass auch nur eine einzige Kugel an diese Mordbrenner vergeudet wird. Und bringt nicht alle um. Ich brauche morgen noch ein paar dieser Bastarde, um Gericht zu halten.«
    Der Banus gab ihnen Zeichen, in einer Linie Aufstellung zu nehmen. Dann ritten sie in leichtem Trab den Hügel hinab. Als sie den halben Weg hinter sich hatten, ertönte noch einmal die Stimme des Generals. »Zieht blank!«
    Klirrend fuhren Degen und Säbel aus den Scheiden. Nervös leckte sich Gabriela die Lippen. Sie ritt schräg hinter dem Banus. Niemals hätte sie sich träumen lassen, so schnell in ihr erstes Gefecht zu reiten.
    Die Plünderer schienen inzwischen etwas bemerkt zu haben. Zwischen den Häusern blitzen Mündungsfeuer. Wiehernd ging ein Pferd zu Boden. Ein Hauptmann wurde aus dem Sattel gerissen und blieb reglos im welken Gras liegen.
    Gabriela hob den Reitersäbel mit angewinkeltem Arm, bis die Waffe auf einer Höhe mit ihrem Kopf war. Die Spitze der gekrümmten Klinge zeigte leicht nach unten. Inzwischen waren sie so nah, dass sie die Gesichter der Plünderer erkennen konnte. Sie leuchteten rot im Schein der Flammen. Ein Trupp kam ihnen mit aufgepflanzten Bajonetten entgegengestürmt. Irgendwo gellte eine dunkle Stimme. »Für jeden Giebel einen Offiziersschädel!«
    Gabriela konnte einen Kerl mit riesigem Schnauzbart auf sie anlegen sehen. Sie biss die Zähne zusammen und gab Nazli die Sporen. Schüsse krachten. Eine Kugel pfiff ihr dicht am rechten Ohr vorbei. Der Schnauzbart riss sein Gewehr hoch und versuchte ihr das Bajonett in den Bauch zu rammen. Ihr Säbel fuhr herab, und schlug in steilem Bogen das Gewehr zur Seite. Schon war sie halb an dem Mann vorbei, als sie ihn mit einem Rückhandschlag in den Nacken traf.
    Ohne sich nach dem Schnauzbart umzudrehen, trieb sie ihre Stute der brennenden Scheune entgegen. Von der anderen Seite der Häuser ertönten Schreie und Schüsse. Die Dragoner waren angekommen.
    Keiner versuchte mehr, sich ihr in den Weg zu stellen. Unter den Plünderern brach Panik aus. Wie aus dem Nichts tauchte vor ihr ein Kerl mit einer Axt in Händen auf. Gabriela riss ihren Säbel hoch. Erschrocken warf der Mann seine Waffe fort. »Ich hab das nicht gewollt … «, stammelte er hilflos. »Sie haben mich gezwungen mitzukommen.«
    Ihr Gefangener trug eine blaue Uniform und darunter eine rote Weste mit gelber Verschnürung. Es war ein kleiner Mann mit einem gutmütigen runden Gesicht. Über seine linke Wange liefen vier blutige Striemen.
    »Mitkommen«, befahl Gabriela heiser. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die überlebenden Plünderer vor der brennenden Scheune zusammengetrieben wurden.
    Ein abgesessener Dragoner in blutbesprenkelter weißer Uniform eilte ihr entgegen und übernahm den Gefangenen. Er versetzte dem Kerl einen derben Stoß mit dem Kolben seines Karabiners. Angewidert wandte Gabriela sich ab. Noch immer konnte sie nicht fassen, dass das erste Gefecht Hunderte Meilen südlich der Front stattgefunden hatte und dass sie gegen ihre eigenen Männer geritten waren.
    Sie blickte zu Boden. Keine zwei Schritt neben ihr lag der Leichnam einer nackten Frau, die weißen Schenkel weit gespreizt, eine klaffende Wunde in ihrem Bauch.
    Kraftlos ließ Gabriela die Zügel sinken. Erschüttert nahm sie die Bilder des Grauens in sich auf. Da war ein junges Weib, das man einem knienden Alten auf den Rücken gebunden hatte, um es zu schänden, gerade so, dass ihr Hintern auf seinen Kopf zu ruhen kam und er trefflich sehen konnte, was man ihr antat. An einer weiß getünchten Hauswand gegenüber waren etliche Blutflecken zu sehen und auf dem Boden lagen Kinder in langen Nachthemden, denen die Köpfe eingeschlagen waren. Allenthalben war der Boden voller Blut und Gedärm, vom Vieh, das geschlachtet worden war, und über etlichen Feuern brieten Hühner und Hammel. Im Eingang zu einem der Ställe waren drei Männer mit den Köpfen nach unten aufgehängt. Offenbar hatte man sie zu Tode geprügelt. Vor ihnen stand ein kleines Mädchen mit langem, blondem Haar und blickte zu einem der

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