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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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man von euch Schurken erwartet. Nun, ihrem nächtlichen Ausflug haftet ein Makel an, Hunde des Krieges! Ich habe euch nicht von meiner Leine gelassen. Dies ist der einzige Grund, warum sie dort unten im Gras liegen!
    Erhebt euch gegen mich, und ich werde euch schnell und blutig bestrafen. Doch beim nächsten Mal werde ich aus jeder Kompanie einen Unschuldigen losen lassen, den man mit den Mördern erschießt. Einige besonders kluge Köpfe unter euch mögen nun glauben, es sei das Beste, mich zu töten. Ich bin sicher, es wird euch gelingen. Doch wieder wird man euch drakonisch bestrafen, und an meine Stelle wird einer treten, der nicht eure Herzen kennt.
    Folgt mir und ich verspreche euch, am Ende dieses Krieges wird man euch dafür rühmen, furchtlose Schurken zu sein. Stellt euch gegen mich und alles wird sein wie immer. Selbst wenn ihr eure Haut für die Kaiserin zu Markte tragt, genauso wie es die Kürassiere tun, wird es doch stets so sein, dass man nur sie für ihren Heldenmut lobt.«
    Der General machte eine Pause und ließ seinen Blick über die Männer auf der Hügelflanke schweifen. Eine Minute des Schweigens verstrich, vielleicht auch mehr. Dann fuhr er fort: »Dies ist der Handel, den ich euch anbiete. Folgt mir und meinen Befehlen. Ich erwarte nicht, dass ihr in Reih und Glied marschiert, und ich weiß, dass der Versuch, euch nach dem strengen Reglement der Lineartaktik in die Schlacht zu führen, vergebens wäre. Ich kann euch auch nicht versprechen, dass man euch nach dem Kriege Helden nennen wird. Auf eins jedoch habt ihr mein Wort! Folgt mir, und ihr werdet bis zum Ende des Krieges der größte Schrecken der Preußen sein. Fahrt auf meinen Befehl unter sie, und ihr werdet Ruhm und Ehre für eure Mordtaten ernten, und was euch gewiss noch wichtiger ist, manches Stück Silber wird an euren blutigen Händen kleben bleiben.
    Stellt ihr euch aber gegen mich, dann wird bald ein anderer meinen Platz einnehmen. Es wird ein Adliger sein, für den ihr nichts als der Abschaum aus der verkommensten Provinz des Kaiserreichs seid, und ich verspreche euch, genau das werdet ihr dann auch bleiben. Nun räumt eure Lager! Ich erwarte vom Korps Nádasdy, dass es in einer Stunde marschbereit ist!«
    Der General ließ sein Pferd steigen und ritt dann in leichtem Trab die Front der Truppe ab.
    Gabriela hatte das Gefühl, ihr Blut müsse gefrieren. Nur einmal in ihrem Leben war ihr so kalt wie jetzt gewesen. Damals war sie beim Eisfischen auf einem kleinen Weiher eingebrochen. Als man sie auf einer Leiter zum Haus des Vaters brachte, war sie mehr tot als lebendig gewesen, und so fühlte sie sich auch jetzt. Diesmal war die trügerische Decke der Illusion unter ihr zerbrochen und sie stürzte ins Bodenlose. Noch immer hallten die Worte des Generals in ihr nach. Ihrem nächtlichen Ausflug haftete nur ein Makel an, Hunde des Krieges! Ich habe euch nicht von meiner Leine gelassen. Dies ist der einzige Grund, warum sie dort unten im Gras liegen!
    Die Bilder der letzten Nacht traten ihr wieder ins Gedächtnis. Das nackte Mädchen, dem das Blut die Beine hinablief. Nicht dafür hatte der General die Plünderer richten lassen! Schlimmer noch, er hatte sogar erklärt, dass sie auf seinen Befehl genau dies wieder tun sollten …
    Ein Leben lang hatte sie sich gewünscht, wie ein Mann zu sein. So wie ihr Vater, der Held ihrer Kindheit, hatte sie werden wollen. Doch nun, wo sich ihr Wunsch zu erfüllen schien, hätte sie alles dafür gegeben, niemals hierhergekommen zu sein.

6. KAPITEL
    Drei Tage nach der Exekution war der junge Lieutenant der Dragoner, der das Schützenkommando befehligt hatte, tot. Ein Gespann durchgehender Maultiere hatte ihn niedergetrampelt. Niemand stellte infrage, dass dies ein Unfall war, und doch wusste jeder, dass es nicht stimmte. Nach seinem Tod verbesserte sich die Stimmung in der Truppe wieder. Es schien, als habe es eines Opfers bedurft, um den Frieden zwischen Offizieren und Soldaten wiederherzustellen.
    Gabriela war zutiefst niedergeschlagen. Sie führte ihre Befehle aus und sprach ansonsten mit niemandem. Sich selbst aber schwor sie immer wieder in ihren schlaflosen Nächten, dass sie mit ihren Gesetzen der Ehre nicht brechen würde. Sie wollte ein eigenes Kommando und ihre Truppen nach ihrem Geiste formen. Sie würden keine Mörder und Plünderer sein! Soldaten, Helden … wie in den Geschichten, die ihr einst ihr Vater vom Krieg erzählt hatte.
    Das Korps Nádasdy marschierte nach Norden, gen

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