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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wird. Zum Glück sind wir im Winterquartier und die Regimenter weit verteilt. Wie lang geht das denn schon?«
    Gabriela konnte immer noch nicht fassen, welch glückliche Wendung das Gespräch genommen hatte. »Ich … ich kann noch reiten«, stammelte sie verlegen.
    Der General lächelte. »Wackerer Kerl! Ich erinnere mich jetzt auch an Seinen Vater. War ein wahrer Satansbraten … « Dann wurde er wieder ernster. »Mach Er sich keine Sorgen. Für die nächsten Wochen steht die Armee im Winterquartier. Da kann ich auf Seine Dienste verzichten. Vor dem Frühling wird’s wohl keinen Krieg mehr geben. Nur schade, dass Er Seinen Onkel nicht treffen kann. Naja, vielleicht ist Er ja bis zum Christfest wieder auf den Beinen. Er wird hier in der Schenke bleiben, bis Er wieder völlig genesen ist.« Nádasdy runzelte die Stirn. »Stehl Er sich nicht zu den Engeln davon! Ich brauch Ihn im nächsten Jahr, wenn der Feldzug beginnt. Hab Seine Dienste zu schätzen gelernt! Was macht Er denn jetzt für ein Gesicht?«
    Gabriela zögerte.
    »Na heraus mit der Sprache! Glaube Er nicht, dass ich ihn noch weiter reiten lasse. Mein Entschluss steht fest!«
    »Es ist … Bitte, sagt dem Schankwirt nichts von meiner Krankheit. Wenn er von der blutigen Ruhr hört, dann wird er mich totschlagen, sobald Herr General und die seinen am Horizont verschwunden sind, um mich dann irgendwo auf einem Acker zu verscharren.«
    Nádasdy runzelte die Stirn. »Das wäre in der Tat möglich. Sagen wir dem guten Mann, dass es ein arger Schnupfen und ein leichtes Fieber sind. Bei diesem Hundewetter wird er keinen Verdacht schöpfen … Man muss ja schon eine Rossnatur haben, um sich nichts zu fangen.«
    »Und noch etwas … « Ganz augenscheinlich wurde der General langsam ungeduldig. Sie standen noch immer vor dem Gasthaus und ein eisiger Wind war aufgekommen. »Wenn der Herr General bitte meinem Onkel gegenüber schweigen würde. Der Herr von Bretton hält mich für einen verweichlichten Aufschneider und meinen Namen zu hören, ist ihm unangenehm. Er hat mich zu ihnen gesandt, um mich nicht mehr unter seinen Augen haben zu müssen.«
    Nádasdy schüttelte ungehalten den Kopf und blickte zur Tür der Schenke. »Unsinn! Der Mann hat keine Augen im Kopf. Verweichlicht ist das Letzte, dem ich zustimmen würde. Aufbrausend vielleicht … und ein wenig unbesonnen … Aber wenn Er eines Tages bei den Husaren reitet, mögen das durchaus sogar Tugenden sein. Nun lass Er uns aber gehen! Es ist genug palavert. Ich werde Seinem Onkel den Kopf ein wenig zurechtrücken und ihm erklären, wie sehr er sich in Ihm getäuscht hat.« Nádasdy schmunzelte. »Allein wenn ich an das Duell mit dem von Graffenstein denke … Als Vorgesetzter musste ich Ihn für diese Tat schelten. Doch von Mann zu Mann kann ich Sein Verhalten nicht anders als wacker nennen.« Der General klopfte ihr auf die Schulter. »Und nun hinein in die gute Stube, bevor uns der eisige Wind die Seele aus dem Leib bläst!«
    Das Zimmer in der Wegschenke war gewiss komfortabler als die meisten Quartiere, die in diesem Winter vergeben wurden. Gabriela stand in dem kleinen Raum und sah sich um. Ihre Satteltaschen lagen auf dem schmalen Bett, auf dem sich mehrere dicke Decken türmten. Mit beiden Händen stützte sie sich auf die Matratze auf. Sie war mit Stroh und Kräutern gefüllt und duftete angenehm würzig. Einen Ofen gab es natürlich nicht, doch stieg an der Rückwand, gleich hinter dem Bett, der gemauerte Kamin des Schankraums bis zum Dach empor. Die grauen Steine strahlten ein wenig Wärme ab.
    Fröstelnd rieb sie sich die Arme. Es gab ein winziges Fenster in der Dachschräge. Von dort ging der Blick auf eine trostlose Hügellandschaft. Der graue Himmel hing tief über der Erde. Regen schlug gegen das Fenster, und die Scheibe war schnell von ihrem Atem beschlagen.
    Mit einem Seufzer ließ Gabriela sich auf dem Bett nieder. Wie so oft, wenn die Bluttage kamen, verspürte sie Stiche im Unterleib. Noch war es erträglich. Sie legte sich die Hand auf den Bauch und murmelte ein stummes Gebet. Manchmal wurden die Schmerzen so stark, dass sie sich nur noch wünschte zu sterben. Hoffentlich würde ihr das diesmal erspart bleiben.
    Schlecht gelaunt starrte sie zu den dunklen Deckenbalken. Hier also würde sie die nächsten Tage oder Wochen verbringen. Mit einem unguten Gefühl dachte sie an Nádasdy. Ob er ihrem Onkel von ihr erzählen würde? Der Festungskommandant würde sofort begreifen, was geschehen war,

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