Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
stammelte die Kleine hilflos.
    »Ich muss zu meinem Regiment zurück.«
    »Aber … Ihr seid doch so krank … «
    »Unsinn! Mir geht es wieder gut!« Gabriela hoffte, ihre derben Worte würden das Mädchen vertreiben, doch Mia blieb scheinbar ungerührt neben dem Bett stehen.
    »Aber ich hab doch gesehen … Das Blut … Ihr habt Blut erbrochen.«
    »Du musst dich getäuscht haben! Ich hab dir doch gesagt, es war der Wein … «
    Die Magd schluckte. »Gewiss, gnädiger Herr. Ich … muss mich getäuscht haben … wenn Ihr es sagt.«
    Gabriela sah, wie dem Mädchen Tränen in den Augen standen. Sie fühlte sich wie ein Schurke. Einen Herzschlag lang wollte sie Mia sagen, wer sie wirklich war. Aber sofort verwarf sie den Gedanken wieder. Sie durfte sich niemandem anvertrauen! Und am allerwenigsten einer Schankmagd. Wer wusste, zu wem sie alles reden würde, um sich wichtigzumachen. Dennoch tat ihr das Mädchen leid. Bisher hatte Gabriela nicht daran gedacht, dass sich eine Frau in den Mann, den sie spielte, verlieben könnte. Plötzlich fühlte sie sich schuldig. Sie hätte Mia aus dem Zimmer werfen sollen , doch sie konnte es nicht.
    »Ich muss zu meiner Truppe zurück«, murmelte sie leise. »Ich kann nicht länger bleiben.«
    »Gewiss, Herr.« Mia konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. »Aber Ihr werdet doch wiederkommen … Ihr seid der Adjutant des Generals. Sicher wird er Euch oft mit Nachrichten nach Prag schicken … Dann müsst Ihr doch hier zur Nacht einkehren. Ich meine … von hier bis Olmütz ist es doch fast ein Tagesritt.«
    »Ich weiß nicht, welche Aufgaben der General für mich hat, wenn ich zum Stab zurückkehre. Vielleicht schickt er mich auch nach Wien. Viele der hohen Offiziere werden den Winter über am Hof der Kaiserin sein.«
    Mia nickte. »Ihr habt recht, Herr.«
    Für lange Zeit herrschte Schweigen. Gedankenverloren starrte Gabriela auf den Dampf, der von der warmen Milch aufstieg. Schließlich blickte sie auf. »Warum ich? In dem Gasthaus steigen doch sicher viele Offiziere ab. Bin ich denn etwas Besonderes?«
    »Ja, Herr. Ihr seid anders als all die anderen!«
    Gabriela zuckte leicht zusammen. Doch sofort hatte sie sich wieder in der Gewalt. »Wie meinst du das?«
    »Ihr seid so edel. Nicht so wie die anderen Herren Offiziere, die genauso selbstverständlich glauben, die Lizbeth und ich müssten sie zur Nacht in ihren Kammern aufsuchen, wie wir ihnen in der Schankstube das Bier auftragen müssen. Ich bin keine … « Ihr stockte die Stimme. »Aber sie geben dem Wirt ein paar Münzen… Der Lizbeth ist das egal, aber … Bei Euch hab ich gleich gewusst, dass Ihr anders seid, gnädiger Herr. Von edlem Blute und edler Gesinnung. So wie der Herr General … « Sie blickte wieder zu Boden. »Aber nun, wo Ihr wisst, was für eine ich bin, werdet Ihr gewiss nicht wiederkommen. Bin schließlich kein Aschenbrödel … Es ist im Leben halt nicht so wie in den Geschichten der Spinnerinnen … «
    »Da hast du wohl recht«, entgegnete Gabriela trocken. Warum machte sie sich wegen dieser kleinen Magd nur ein Gewissen? Sie sollte besser darüber nachdenken, ob sie sich vielleicht tatsächlich eines Tages dadurch verraten würde, dass sie den Schankmädchen nicht nachstellte. Selbst wenn man sie nicht für eine Frau hielt, sondern ihr unterstellte, dass sie an Knaben Interesse habe, wäre das ihr Tod. Soldaten, bei denen der Verdacht bestand, dass sie mit anderen Männern auf widernatürliche Weise Unzucht trieben, drohte der Strang! »Ich danke dir für deine Dienste«, sagte Gabriela nachdenklich. »Du darfst jetzt gehen.«
    »Ja, gnädiger Herr.« Mia hatte sich so weit in der Gewalt, dass sie nicht mehr weinte, doch schlich sie wie ein geprügelter Hund zur Türe.
    »Mädchen … «
    Die Kleine fuhr herum, die Augen voller Hoffnung.
    »Wenn der General mich nach Prag schickt, dann werde ich gewiss in keiner anderen Herberge als dem Schwarzen Ross absteigen. Ich bin noch nirgends so gut bedient worden wie hier, und es wird mir eine Freude sein, dich wiederzusehen.«
    »Oh … Danke. Danke, Herr!«
    Gabriela nickte ihr zu und griff nach der Schale mit der heißen Milch. Am Abend würde sich entscheiden, ob sie überhaupt jemals wieder irgendwohin reiten würde …

7. KAPITEL
    Gabriela erreichte Olmütz zwei Stunden vor Einbruch der Dämmerung. Bis es dunkel wurde, machte sie eine Rast bei der Ruine, wo sie vor mehr als einem Jahr auf die Wölfin getroffen war. Das verfallene Gemäuer war nun

Weitere Kostenlose Bücher