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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wenn er von einem Gabriel Bretton und einem Duell hörte. Aber jetzt war nichts mehr zu tun! Warum auch hatte das Armeekorps ausgerechnet nach Olmütz gelegt werden müssen! Zum Henker damit! Selbst wenn Nádasdy nicht von ihr sprach, bestand die Gefahr, dass von Bretton nach dem Schicksal seiner Nichte fragte. Sobald ihr Name genannt würde, wäre dem Reitergeneral klar, welches Spiel sie trieb.
    Gabriela streckte sich lang auf dem Bett aus. Nun konnte sie nichts mehr tun. Sie würde ein paar Tage warten müssen, sonst glaubte ihr Nádasdy niemals, dass sie wieder gesund sei. Und wenn sie einfach verschwand? Sie könnte davonreiten und Frauenkleider anlegen … Niemand würde sie mehr wiederfinden. Jetzt wo sie mit dem Lügenspiel begonnen hatte, konnte sie es auch bis zum Ende treiben. Was mochte ihr geschehen? Selbst wenn der allerschlimmste Fall eintreten würde und man sie wegen Mordes an der Hure ihres Mannes vor Gericht stellte und verurteilte, hätte sie dem Tod wenigstens noch ein paar Monate abgetrotzt. Und was für Monate!
    Von der Tür her erklang leises Klopfen.
    »Wer da?«, rief sie ungehalten.
    »Die Lizbeth und die Mia. Wir … wir sollen nach Ihnen schauen, Herr Offizier. Der Wirt hat uns geschickt.«
    »Es ist nicht abgesperrt«, brummte Gabriela.
    Sie musterte die beiden jungen Mägde streng, die daraufhin erröteten. Die eine war schwarzhaarig und fast schon dürr, die zweite eine üppige Blondine, die Gabriela an Anastasia, die Hure ihres Mannes, erinnerte. »Und nun?«
    Während die Schwarzhaarige noch heftiger errötete, fasste die Blonde sich ein Herz. »Der Herr Wirt … Er hat uns aufgetragen zu fragen, ob wir Ihnen gegen das Fieber einen Sud aus geschroteter Gerste kochen sollen. Das treibt die Hitze aus dem Körper. Oder sollen wir lieber einen Sud aus Kamillenblüten bringen?«
    »Nichts dergleichen! Mir geht es schon ganz gut.«
    »Wenn Sie noch irgendeinen Wunsch haben, Herr Rittmeister … «
    »Dann werde ich mich melden. Und im Übrigen bin ich kein Rittmeister, sondern persönlicher Adjutant des Generals. Ihr beide dürft jetzt gehen.«
    Die Mädchen machten eine merkwürdige Verbeugung, die wohl einen höfischen Knicks andeuten sollte, und verschwanden wieder. Kaum dass sie zur Türe hinaus waren, presste sich Gabriela die Hände auf den Unterleib. Die Krämpfe waren schlimmer geworden! Punkte aus grellem Licht tanzten vor ihren Augen. Sie stöhnte vor Schmerz. Für gewöhnlich hätte sie sich mit einem Aufguss aus Rosmarin-, Safran- oder Minzblättern geholfen, um die Schmerzen zu lindern. Jetzt aber hatte sie Angst, sich zu verraten. Zu leicht hätten Frauen durchschaut, gegen welche Art Krankheit man diese Kräuter nutzte. Also musste sie die Schmerzen aushalten!
    Ein säuerlicher Geruch lag in ihrer kleinen Kammer, als endlich rotes Morgenlicht durch das von Eisblumen getrübte Fenster fiel. Die ganze Nacht hatte Gabriela mit ihren Krämpfen gerungen und zitternd unter dem Stapel der wollenen Decken gelegen. Vor Schmerzen hatte sie sich erbrochen, doch dadurch war wenigstens das Blut in ihrem Nachttopf abgedeckt. Trotzdem konnte sie nicht das Risiko eingehen, dass eine der beiden Mägde ihr Nachtgeschirr säuberte. Wenn sie das Blut sahen, würden sie entweder ihr Geheimnis erraten oder aber glauben, dass sie eine sehr gefährliche Krankheit hatte.
    Noch immer waren die schrecklichen Leibkrämpfe nicht abgeklungen und obwohl das Licht noch schwach war, hatte Gabriela das Gefühl, man würde ihr glühende Nadeln durch die Augen bis ins Hirn treiben. Mit zitternden Händen verknotete sie ein paar Leinenstreifen und schob sich den hühnereigroßen Verbandsklumpen in die Vagina. Er würde das verräterische Blut aufnehmen. Gestern hatte sie in der Eile des Aufbruchs vergessen, diese Vorsichtsmaßnahme zu treffen. Nur deshalb hatte der General den dunklen Fleck in ihrer Hose bemerkt. Ein solcher Fehler würde ihr kein zweites Mal unterlaufen!
    Hastig zog sie sich die enge Husarenhose an, streifte die Stiefel über und schlang sich den Pelz über die Schultern. In der Schankstube war jetzt gewiss noch nicht viel los.
    Ein wenig schwankend kam sie die steile Stiege hinab, die aus dem Schankraum zu den Gastzimmern führte. Lizbeth und Mia waren bereits auf den Beinen. Während die Schwarze sich abmühte, in der Glut des Vorabends ein neues Feuer im Kamin zu entfachen, verteilte die Blonde neues Stroh in der Stube. Ohne ein Wort durchquerte Gabriela den Raum und spürte die Blicke der

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