Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
»Ihr habt es ihm empfohlen, Onkel.«
    »Was … «
    »Ich habe mir erlaubt, Euren Brief ein wenig zu ändern. Er war zwar recht artig formuliert, doch hätte er mich gewiss nicht davor bewahrt, für etwas bestraft zu werden, was ich nicht getan habe. So kommt es, dass Ihr, mein Onkel, mich, Gabriel von Bretton, Euren Neffen, Eurem alten Freund, dem General Nádasdy mit den wärmsten Worten empfohlen habt. Ich rate Euch dringend, dieses Schreiben nicht zu widerrufen … Es müsste so aussehen, als hättet Ihr Euch einen Scherz mit dem Herrn Kavalleriegeneral erlaubt.«
    »Wie hat Sie das eingefädelt? Und was hat Sie dem armen Olek angetan? Er erzählt jedem, der Leibhaftige hätte Sie geholt. Der Kerl ist davon überzeugt, Er habe seine Seele verwirkt, weil Er sie nicht vor dem Teufel bewahren konnte. Fast den ganzen Tag verbringt er betend vor dem Hochaltar des Doms. Mit seinen Reden über den Überfall hat Er sich endgültig zum Gespött aller Leute gemacht!«
    Seine Nichte blickte betreten zu Boden. »Das habe ich nicht gewollt. Ich … «
    »Wer waren Ihre Gehilfen bei dieser schändlichen Scharade?«
    »Ich denke nicht, dass Ihn das etwas angeht!«
    Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich in seinen Sessel zurücksinken. Sie wollte einfach nicht begreifen, in was für eine Lage sie sich gebracht hatte! Wie konnte sie nur so naiv sein! Vielleicht half es, wenn man ihr gut zuredete.
    »Mein liebes Kind, ich weiß nicht, wer dich bei diesem Husarenstückchen beraten hat, doch ein wahrer Freund kann es gewiss nicht gewesen sein. Dein Mann ist dir nachgereist, nachdem ich ihn aus dem Kerker entlassen habe. Er hat deine Spur aufgenommen … In Orschowa ist in deiner Abwesenheit über den Mord an dieser Schankmaid verhandelt worden. Man hat dort deine Flucht als Schuldeingeständnis aufgefasst und dich zum Tode durch den Strang verurteilt. Du bist jetzt vogelfrei … Sogar hier in der Stadt hat man deinen Steckbrief verlesen. Weißt du, was das bedeutet?«
    Sie war jetzt sehr blass. »Das bedeutet, dass du besser nicht verraten solltest, wer dich in dieser Nacht besucht hat, wenn dir an meinem Leben gelegen ist, Onkel.«
    Er nickte. Wenigstens hatte sie den förmlichen Ton aufgegeben. »Du musst ins Ausland. Nach Frankreich vielleicht. Dort wirst du in Sicherheit sein … «
    »Ich glaube nicht, dass man mich unter Nádasdys Husaren suchen wird. Einen sichereren Ort wird es für mich nirgends geben.«
    »Glaubst du wirklich?« Von Bretton lachte bitter. »Du hättest dich nicht als Gabriel von Bretton eintragen sollen. Auf deinem Steckbrief sind dein Taufname und dein Name als Eheweib dieses verfluchten Zollmeisters genannt. Jeder, der seinen Verstand beieinanderhat, kann sich denken, wer Gabriel von Bretton ist. Du musst fort von hier! Das ist die einzige Lösung!«
    »Kannst du dir einen Bretton als fahnenflüchtig vorstellen, Onkel? Ich nicht! Ich werde bleiben. Wir haben Krieg. Wenn ich mich nicht beim Grafen Nádasdy zurückmelde, gelte ich als Deserteur. Auch auf unerlaubtes Entfernen von der Truppe steht die Todesstrafe. Und diesmal würde ich zu Recht gerichtet … Überleg auch, in was für einem Licht du dastehen wirst. Schließlich hast du mich wärmstens an den Grafen Nádasdy empfohlen. So stand es zumindest in deinem Brief, nachdem ich ihn korrigiert hatte.«
    Sie hatte es wieder einmal geschafft. Er fühlte sich in der Falle. Kein Weg schien mehr offen. Sie war eine Teufelin! Sie hielt sich an keine der Regeln der Gesellschaft, vertraute aber zugleich darauf, dass er es tat. Er musste diese boshafte Dialektik durchbrechen. Er durfte sich nicht von ihr in seinem Handeln bestimmen lassen. Fast immer, bis auf jene Winternacht vor einem Jahr, als er Caspar ermordete , hatte sie das Heft in der Hand. Sie bestimmte den Weg … Er reagierte nur. So war er gezwungen, Entscheidungen zu treffen, ohne sie reiflich überlegt zu haben, wohingegen sie die Zeit gewonnen hatte, bis zu ihrer nächsten Auseinandersetzung eine neue Intrige gegen ihn zu spinnen.
    »Nun? Hast du dich entschieden?« Sie beugte sich vor.
    Sie glaubte an ihn. Niemals würde sie erwarten, dass er ihr ein Leid zufügte. Sie war seine Nichte … Und er stand noch immer in der Schuld seines Bruders, dem er nicht geholfen hatte, als er seiner Hilfe am meisten bedurft hätte. Verdammtes Weibervolk! War er denn so ein schlechter General? War es so leicht, ihn auszumanövrieren? Hatte man ihm deshalb das Kommando über eine Festung gegeben? Käme es

Weitere Kostenlose Bücher