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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Lieutenant die ausgetretene Treppe hinauf, die aus dem Kellergewölbe in die Eingangshalle eines der prächtigen Bürgerhäuser führte, die das Moldauufer säumten. Eine Gruppe Grenadiere aus dem Regiment Baden-Durlach hockte auf den Stufen der hölzernen Stiege, die ins erste Geschoss führte. Sie blickten durch ein Fenster auf den Fluss. Neben ihnen lehnten ihre Musketen an der Wand. Bei der Tür stand ein Hauptmann mit Adlernase, der lässig Pfeifenrauchkringel in die Luft blies.
    Gabriela und Somogy salutierten. Der ältere Offizier nickte ihnen zu. »Unten ist wieder einer verreckt«, brummte der Lieutenant.
    Der Hauptmann sah den Rauchkringeln nach, die langsam der dunklen Holzdecke entgegenstiegen. »Das ist der fünfte heute. Ein schlechter Tag … Hat damit angefangen, dass unser Feldscher gestorben ist. Was soll ich mit all denen dort unten machen? Wir haben kein Verbandszeug und … « Er fixierte Gabriela mit seinen dunklen Augen. »Du gehörst doch zu den Nádasdy-Husaren. Sag dem Banus, wie wir hier verrecken und in Stücke geschossen werden. Wenn er und der Daun sich nicht beeilen, dann gibt es bald nichts mehr zu befreien. Die gottverdammten Preußen haben ihr Feuer in der letzten halben Stunde noch verstärkt, als ob … «
    »Herr Hauptmann!« Einer der Grenadiere auf der Treppe war aufgesprungen. »Kommen Sie … Das müssen Sie gesehen haben. Schnell!«
    Der Offizier ließ einen weiteren Rauchkringel zur Decke steigen und erklomm dann die Stiege. Lässig lehnte er sich in die Fensternische und blickte hinaus. Gabriela beobachtete, wie der Offizier die Pfeife mit den Zähnen wippen ließ und sie ihm einen Augenblick später fast aus dem Mund fiel.
    »Sehen Sie das?« Auch die anderen Grenadiere stierten wie gebannt in die Finsternis. »Was ist das? Sind das Flöße?«
    Der Hauptmann beugte sich noch etwas weiter vor und drückte sich die Nase an den Butzenscheiben platt. »Potzteufel! Die Brücke!« Abrupt drehte er sich um und klatschte ausgelassen in die Hände. »Beim Heiligen Petrus! Ist das Sauwetter doch noch für was gut! Es hat die Behelfsbrücke der Preußen zerlegt! Sie treibt gerade in kleinen Stücken die Moldau hinab! Wissen Sie, was das heißt, meine Herren? Wenn die zweite Behelfsbrücke flussabwärts auch noch zerrissen ist, dann ist die Armee der Preußen in zwei Teile gespalten. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir die Fritzen jetzt nicht zur Hölle jagen könnten.«
    Somogy warf sich den nassen Mantel über die Schultern und lief zur Tür. »Wir werden sofort Meldung machen! Endlich! Jetzt werden wir die Preußen bluten lassen.«
    Gabriela folgte dem Lieutenant und trat hinter ihm ins Freie. Der Regen war noch heftiger geworden. Sturmböen trieben ihn fast waagerecht vor sich her. Der Wind riss ihr die Klinke aus der Hand, sodass die schwere Eichentür krachend ins Schloss fiel. Sie atmete tief ein und freute sich daran, die kalte Nachtluft in den Lungen zu spüren. Endlich hatte sie den Geruch von Tod und Krankheit hinter sich gelassen, der ihnen aus den Kellergewölben bis hinauf in die Eingangshalle gefolgt war. Es war, als wäre ein grässlicher Albtraum verflogen. Sie genoss es, den Regen auf ihren Wangen zu spüren und sich lebendig zu fühlen.
    Somogy eilte die kleine Treppe, die von der Eingangstür zur Straße hinabführte, hinunter und drehte sich nach ihr um. »Kommen Sie! Wir müssen uns beeilen!«
    Donnernd erblühten feurige Blumen über dem Himmel des Burgbergs. Erschrocken duckte sich Gabriela in die Tür. Mörsergranaten!
    Somogy war nicht einmal zusammengezuckt. Er lächelte breit. »Sind zu weit weg!«
    Ein wenig steif kam Gabriela die drei Stufen hinunter. Sie ärgerte sich. Sie hätte wissen können, dass ihr von diesen Granaten keine Gefahr drohte.
    Als sie auf die Straße trat, stand sie bis zu den Knöcheln im Wasser. Offenbar waren die Abflüsse zur Moldau verstopft. Mit langen Schritten stelzte Somogy durch das Wasser dem Burgberg entgegen.
    Bis sie den Vladislav-Saal erreichten, hatte auch Somogy seine Überheblichkeit eingebüßt. Der Burgberg lag unter schwerem Beschuss und seit ihn ein glühender Steinsplitter gestreift hatte, sprang auch er in Deckung, wenn die schweren Granaten summend über den Himmel zogen.
    Gabriela stützte den Husaren, als sie völlig durchnässt in den Saal traten, in dem sich der Generalstab versammelt hatte. Prinz Karl hatte völlig die Fassung verloren. Mit hochrotem Kopf schrie er den General an seiner Seite

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