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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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noch nicht an Land gespült werden! Das war zu nahe an den preußischen Linien!
    Verzweifelt zerrte Gabriela an den Zügeln, um Nazli in der Mitte des Stroms zu halten. Sie spürte, wie ihre Glieder von der Kälte steif wurden.
    Als sie den Knick hinter sich ließen, tauchte der Schatten einer Insel vor ihnen auf, die den Fluss in zwei Arme zerteilte. Gabriela hielt sich rechts. Das war das Ufer, das sie erreichen musste. Erschöpft beugte sie sich über den Hals der Stute und flüsterte Nazli beruhigend ins Ohr. »Nicht mehr lange, meine Schöne. Nicht mehr lange. Wenn wir wieder im Feldlager sind, wirst du einen ganzen Sack voller Hafer bekommen. Das verspreche ich dir … Aber bitte … halte durch!« Ihr klapperten die Zähne. Sie konnte spüren, wie das kalte Wasser die Kraft aus ihrem Körper zog. Ihre Beine verkrampften sich. Sie stöhnte vor Schmerz.
    Mit beiden Händen krallte sie sich in Nazlis Mähne fest. Sie durfte auf keinen Fall aus dem Sattel gleiten! »Nicht mehr lange … «
    Sie waren an der Insel vorüber, und die Moldau machte erneut einen scharfen Knick. Verschwommen konnte Gabriela Gestalten am Ufer erkennen. Schwarze Schatten vor Wachtfeuern.
    Nazli strebte dem Ufer entgegen, doch die Strömung trieb die Stute immer weiter ab. Die Böschung wich zurück und plötzlich war kein Ufer mehr zu erkennen. Nur einzelne Hügel, die sich aus dem überfluteten Land erhoben. Kalte Angst griff nach Gabrielas Herz. Wohin sollte sie sich wenden? Sie hatte die Orientierung verloren.
    Unermüdlich kämpfte die Stute mit dem Fluss. Immer wieder fielen Gabriela die Augen zu. Sie biss sich auf die Lippen, um wach zu bleiben, doch Kälte und Erschöpfung forderten ihren Tribut.
    Plötzlich spürte sie, wie Nazli festen Grund unter die Hufe bekam. Die Stute schnaubte erleichtert. Gabriela sah sich um. Sie wusste nicht, wo sie war. Rechts von ihr brannten Lagerfeuer auf einem Hügelkamm. In ihrem Rücken schimmerte der Himmel glutrot von der brennenden Stadt. Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war seit dem Sprung in die Moldau. Doch sie musste mehrere Meilen zurückgelegt haben. Noch immer regnete es.
    Vorsichtig löste sie die steifen Hände aus der nassen Mähne. Was würde sie jetzt nicht alles für ein warmes Bett oder wenigstens einen Platz vor einem Lagerfeuer und einen Becher mit heißem Wein geben!
    Das Land stieg langsam an. Nazli hatte Mühe, auf dem überschwemmten und aufgeweichten Boden voranzukommen. Auch die Stute war erschöpft und am Rande ihrer Kräfte. Sie hielt auf eine Anhöhe zu.
    »Halt! Wer dort?«
    Die Worte gingen der Husarin bis ins Mark. Erschrocken fuhr sie hoch. Undeutlich erkannte sie die Schatten von Fuhrwerken. Irgendwo hinter den Wagen brannte ein Lagerfeuer. Vor ihr stand ein Mann mit Laterne und leuchtete ihr direkt ins Gesicht. Er trug einen langen, dunkelblauen Mantel, dessen Kragen hochgeschlagen war, und einen Dreispitz mit silberner Borte. Ein preußischer Offizier!
    Gabrielas Hand glitt müde zum Korb ihres Säbels.
    »Das lässt du besser!« Der Preuße zog mit fließender Bewegung eine Pistole unter seinem Mantel hervor und spannte den Hahn. Seine Linke, in der er die Laterne hielt, zitterte nun leicht. »Mach keinen Unsinn! Du bist mein Gefangener. Komm runter vom Pferd!«
    Gabrielas Finger schlossen sich um den Griff des Säbels. Sie musste die Schwäche besiegen. Sie durfte nicht gefangen werden! Daun musste wissen, wie es um die Stadt stand! Dass Prag verloren war, wenn er den Preußen nicht in den Rücken fiel.
    »Mach keine Dummheiten, oder ich schieß dich vom Pferd.« Der Preuße hob den Arm mit der Pistole. »Steig ab oder … «
    Er verharrte. »Du?« Langsam ließ er die Waffe sinken. »Bei allen Göttern des Olymp! Was machst du denn hier?« Er drehte die Laterne herum, sodass das Licht nun auf sein Gesicht fiel.
    Gabriela blinzelte den Regen aus den Augen. Einen Herzschlag lang glaubte sie nicht, was sie sah. Dann ließ sie die Hand vom Griff des Säbels sinken. Vor ihr stand Magister Gregorius!
    »Bist du das wirklich?«
    Der Offizier grinste und deutete eine Verbeugung an. »Stets zu Ihren Diensten, Fräulein von Bretton.«
    »Aber was … «
    »Stimmt etwas nicht, Herr Hauptmann?«, erklang eine helle Stimme hinter den Wagen.
    »Alles in Ordnung! Es ist nur ein Meldereiter, der nach dem Weg zum Hauptquartier fragt.« Zwei Wachtposten gingen ein paar Schritt entfernt vorbei und bedachten Gabriela mit einem flüchtigen Blick.
    »Du musst hier

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