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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Österreicher hatten keine Gefangenen gemacht!
    Undeutlich konnte der Feuerwerker den umgestürzten Munitionskarren zwischen den Pferdebeinen sehen. Wenn die heiße Bleikugel Kartätschenbeutel traf, dann würde er inmitten eines flammenden Infernos zur Hölle fahren und noch ein paar Dutzend Österreicher mit sich nehmen. Das war der rechte Tod für einen Feuerwerker!
    Sorgfältig zielte er. Er musste sich beeilen. Die letzte Reiterwelle hatte schon die Geschütze passiert. Sein Finger krümmte sich. Der Schuss krachte. Gregorius schloss die Augen und drückte sich ins Gras. Das war die größte Explosion in seiner Laufbahn! Die Erde zitterte wie ein Trommelfell. Glühende Flammen schlugen über ihn hinweg. Etwas traf seinen Kopf. »Vorbei … «, war sein letzter Gedanke.

1 3. KAPITEL
    Erschöpft ließ sich Gabriela aus dem Sattel gleiten. Wie Krallen waren ihre Finger um den Schaft der schweren, silberbeschlagenen Reiterstandarte gekrampft. Das weiße Tuch war vom Blut des Dragonerlieutenants getränkt, der lieber sein Leben als die Standarte gegeben hatte. Pro Gloria et Patria war in das Tuch über dem schwarzen Preußenadler in der Fahnenmitte gestickt, Für Ruhm und Vaterland!
    An der Wand des Wirtshauses, in dem Nádasdy und sein Stab Quartier genommen hatten, lehnten mehr als zehn solcher Fahnen. Dreimal hatte sich sein Husarenregiment an diesem Tag zurückziehen müssen, doch hatten die Preußen sie nicht aus dem Felde schlagen können. Mit ihrem vierten Angriff waren sie den Fliehenden nachgesetzt und bis Einbruch der Dämmerung mit den Zieten-Husaren Klinge an Klinge geblieben. Dann war der Befehl zum Rückzug gekommen, und sie hatten die geschlagenen Reste der preußischen Armee gen Planjan ziehen lassen.
    Gabriela stellte die Reiterstandarte zu den anderen an die Wand, als Nádasdy, gefolgt von einigen Offizieren, aus der Tür des Gasthauses trat. Als er sie sah, lächelte er breit.
    »Schon in der ersten Schlacht ein Feldzeichen erbeutet? Respekt, von Bretton, das lässt sich gut an.«
    Auch die anderen Offiziere grinsten, so als teilten sie irgendein Geheimnis. Nur von Graffenstein starrte sie verdrossen an. Gabriela schluckte. Was ging hier vor sich?
    »Vor einer halben Stunde hat eine Streife einen Gefangenen gemacht. Ein wahrer Wilder, der aus Richtung Kolin über die Kaiserstraße geritten kam. Er ist auf dem Dachboden arretiert. Geh hinauf und übernimm die Wache! Du bist mir für den Mann verantwortlich!«
    »Jawohl, Herr General!«
    Plötzlich lachten die Offiziere lauthals los. Jetzt sah Gabriela, dass Major Lussinsky eine Flasche Roten in der Hand hatte. Offenbar hatten sie bereits begonnen, den Sieg zu feiern.
    »Kein Wunder, dass sich die Hadik-Husaren vor dem gefürchtet haben«, murmelte Oberlieutenant Friedrich im Vorbeigehen und grinste dünn, während seine Kameraden wieder in schallendes Gelächter ausbrachen.
    Müde trat die Husarin in das Wirtshaus. Seit dem Morgen des vorangegangenen Tages hatte sie nicht mehr geschlafen. Sie verstand nicht, warum ausgerechnet sie zur Zielscheibe des Spotts geworden war. Was hatte sie falsch gemacht?
    »Mögen der Herr Husar etwas essen?« Ein kleiner, dürrer Mann war an sie herangetreten. »Ich bin der Wirt hier in der Goldenen Sonne. Wenn’s eine Suppe sein darf oder ein frisches Huhn mit Kräutern, gnädiger Herr?«
    »Ich bin zur Wache auf den Dachstuhl kommandiert. Bringen Sie mir Brot, Käse und ein Bier. Das genügt.«
    Der Wirt schlug ein Kreuz. »Jesus und Maria! Auf den Verrückten soll’n se achten? Dass sie den ausgerechnet in mein Haus bringen mussten! Heut Mittag noch hat der Preußenkönig dort oben gestanden und das Schlachtfeld observiert und keine zehn Stunden später ham se in der selben Kammer einen Wahnsinnigen arretiert. Seien Sie bloß vorsichtig, Herr Lieutenant, wenn se da reingehen. Der Kerl hat Bärenkräfte. Hab schon befürchtet, der schlägt mir die Tür ein! Dann ist er aber doch ganz ruhig geblieben … Muss aufpassen, alle meine Mägde haben ihm nachgegafft und dahergeschnattert wie ein ganzer Pulk Gänse.«
    »Ist schon gut, Mann. Ich werd auf den Kerl achtgeben.« Müde erklomm Gabriela die Stiege zum Dach. Direkt neben der obersten Stufe lag die Tür zur Kammer. Was für ein Unhold sie dort wohl erwarten würde? Sie legte die Rechte auf den Säbelknauf und drückte mit der anderen Hand die Tür auf.
    Im Gegenlicht der Abendsonne sah sie zunächst nur eine Schattengestalt, die vor dem Dachfenster stand und auf

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