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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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erreichten, war er in Eilmärschen nach Schlesien zurückgekehrt. Doch der Krieg schien für ihn so gut wie verloren.
    Gabriela war seit zwanzig Stunden nicht mehr aus dem Sattel gekommen. Sie hatte den Vormarsch der Preußen beobachtet und im Hauptquartier Bericht erstattet. Seit Oberlieutenant Friedrich bei Breslau verwundet worden war, stand sie unter dem Kommando des Rittmeisters von Graffenstein, und ihr alter Feind ließ keine Gelegenheit aus, sie zu schikanieren.
    Als sie völlig erschöpft tief in der Nacht das Hauptquartier verließ, erwartete sie von Graffenstein bereits vor den Zelten. »Unterlieutenant von Bretton!«
    Müde nahm Gabriela Haltung an. »Jawohl, Herr Rittmeister!«
    »Der General wünscht, durch einen seiner Männer informiert zu werden, sobald die Preußen kommen. Ich denke, das ist eine Aufgabe für Sie, von Bretton. Nehmen Sie sich noch einen zweiten Reiter und gehen Sie ab zur Straße nach Neumark. Von dort werden die Preußen anmarschieren, wenn sie es wagen sollten, uns anzugreifen.«
    Gabriela schluckte. »Ich … «
    Von Graffenstein zog die Brauen zusammen. »Ja? Wollen Sie sich etwa gegen meinen Befehl auflehnen?« Der Rittmeister lächelte.
    »Natürlich nicht. Ich … Ich werde mir einen Mann suchen und aufbrechen.«
    »So ist’s recht, von Bretton.« Von Graffenstein wandte sich ab und verschwand im Dunkel.
    Fröstelnd schlang Gabriela die Arme um die Brust. Sie hatte in der letzten Nacht keinen Schlaf gehabt und jetzt würde sie schon wieder nicht ruhen können! Es war schneidend kalt. Verdrossen machte sie sich auf den Weg zur Koppel, um Nazli zu holen.
    Sie wusste, wen sie aus dem Bett holen würde, um mit ihr die einsame Wache zu übernehmen!
    »Aufwachen, Soldat. Es ist nicht mehr lange bis zum Morgen.« Sir hatte seiner Kameradin einen sanften Stoß versetzt, doch sie rührte sich nicht. Sie schlief wie eine Tote. Mehr als die halbe Nacht hatte er an ihrer Stelle Wache gehalten, doch nun wurde es langsam Zeit, sich zu verdrücken. Schon waren die ersten preußischen Späher über die Straße geritten. Noch länger hier zubleiben, mochte heikel werden. Er war der festen Überzeugung, dass von Graffenstein Gabriela geschickt hatte, um sie loszu werden. Das Risiko, als einzelner Späher gefangen genommen zu werden, war nicht gering. Wenigstens hatten sie mit dem Wetter Glück. Dichte Nebelschwaden zogen aus dem Wald auf die Straße. Es würde schwer sein, sie zu entdecken. Die Pferde hatten sie zwanzig Schritt weiter hinten angebunden und ihnen schwere, wollene Decken gegen die Kälte übergelegt. Es hatte nur wenig geschneit in dieser Nacht. Der Boden war weniger als einen Zoll hoch mit Schnee bedeckt. Hinter dem Wald lagen ebene Felder, die nur vom niedrigen Kiefernberg überragt wurden. Der hartgefrorene Boden war ideal für Reiterattacken. Prinz Karl und Daun hatten das Schlachtfeld gut gewählt!
    Sir blickte zu Gabriela hinab, die, in einen wollenen Reitermantel gehüllt gegen einen Baumstamm gelehnt, eingeschlafen war. Selbst im Schlaf hielt sie die Lippen trotzig zusammengekniffen. Irgendwo im Nebel wieherte ein Pferd. Sie durften den Aufbruch nicht länger hinausschieben!
    Er beugte sich hinab und rüttelte energisch an ihrer Schulter. »Aufwachen, wilde Amazone. Es ist höchste Zeit, sich davonzumachen.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie endlich die Augen aufschlug. Für einen Augenblick wirkte sie verwirrt. Plötzlich veränderten sich ihre Züge. Sie runzelte die Brauen und sah ihn so grimmig an, dass er unvermittelt einen Schritt zurück machte. »Beim heiligen Patrick! Was ist los mit dir?«
    »Schlechte Träume«, murmelte sie einsilbig.
    »Daran hab ich doch keine Schuld! Sieh mich nicht so an, als würdest du mich am liebsten tot sehen. Am Morgen einer Schlacht bringt so etwas Unglück!«
    »Du hast gewusst, dass Gregorius ein Hauptmann in preußischen Diensten war, nicht wahr?«
    Sir wich ihrem Blick aus und sah zur Straße hinunter, die man nur undeutlich zwischen den treibenden Nebelschwaden sehen konnte. »Er hat es dir doch auch gesagt … «
    »Reib nur Salz in die Wunde! Ich hab es für einen Scherz gehalten, als er mir auf seinem gottverdammten Floß erzählt hat, er würde dem Preußenkönig dienen.«
    »Ist das meine Schuld?«
    »Wir waren den ganzen letzten Sommer zusammen und fast den halben Herbst. Ich habe dir vertraut! Du hättest etwas sagen können?«
    »Und was hätte das geändert? Gregorius ist mein Freund. Ich übe keinen Verrat an

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