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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schönste Frau Europas um seinen Waffenruhm wusste und ihm einen so vertraulichen Brief schrieb, zum anderen aber meinte er auch zwischen den Zeilen eine Drohung zu hören. Er wusste, dass die Pompadour vielen ihrer Günstlinge zu höchsten Ämtern verholfen hatte, aber man munkelte auch, dass sie gnadenlos jene vernichtete, die ihr nicht wohlgesonnen waren.
    In seinem ganzen Leben hatte er noch nie einen Mann nur wegen seiner adligen Geburt zum Offizier gemacht. Was wusste er schon von diesem Sir? Doch wozu wäre die Konkubine des Franzosenkönigs imstande, wenn sie erfuhr, dass er ihrer Bitte nicht nachgekommen war? Gerade jetzt, wo sich der Krieg im Westen gut zu entwickeln begann! Sogar die Kaiserin, die über die Marquise in der Vergangenheit nie ein gutes Wort verloren hatte, nannte die Pompadour nun in aller Öffentlichkeit »teure Freundin«. Verfluchte Politik!
    Ärgerlich warf der General den Brief auf den Kartentisch. Er war Soldat! Die Intrigenspiele der Diplomatie, das war nicht seine Welt! Er nahm einen tiefen Schluck aus der Weinflasche. Am besten sollte er dieses ärgerliche Problem noch an diesem Abend aus der Welt schaffen!
    Er warf einen letzten Blick auf den Brief. Da der junge Schotte so bescheiden wie eine jungfräuliche Magd ist … Was für ein Stil! Eins war gewiss, mit geschliffenen Metaphern hatte die Marquise dem König Ludwig gewiss nicht den Kopf verdreht.
    Nádasdy rief nach seinem neuen Adjutanten.
    Gabriela war überrascht und erschrocken, als sie noch am späten Abend ins Quartier des Generals gerufen wurde. Sie hatte an den Angriffen gegen das preußische Regiment von Treschow teilgenommen, aber keine Gelegenheit gefunden, sich durch eine Heldentat hervorzutun. Besorgt fragte sie sich, ob der General schon darüber Bescheid wusste und sie deshalb tadeln würde.
    Als sie in Nádasdys Stube eintraf, erwarteten sie dort bereits der Regimentskommandant, Phillip Graf von Sinzendorf, und Sir. Nervös leckte sie sich die Lippen. Wahrscheinlich ging es um den Schotten. Was um Gottes willen mochte er nur wieder angestellt haben!
    »Schön, dass Sie uns auch noch beehren!«, begrüßte sie der General gereizt. »Ich habe Sie rufen lassen, von Bretton, damit Sie mir Ihr Urteil über diesen Schotten geben. Was für ein Mensch ist er? Bislang kam er mir mit seinem Rock und den kecken Sprüchen, die ihm so locker von den Lippen kommen, stets wie ein arger Schelm und keineswegs wie ein Soldat vor. Welcher Ansicht sind Sie, von Bretton?«
    Erschrocken blickte sie zu Sir. Der Schotte wirkte völlig ruhig. Warum wollte der General eine Beurteilung? Sollte etwa ein Kriegsgericht einberufen werden? »Ich kenne Sir als einen guten und zuverlässigen Kameraden. Er hat sich mir gegenüber stets ritterlich benommen. In den anderthalb Jahren, die ich ihn kenne, bin ich nie von ihm enttäuscht worden.«
    »Und würden Sie ihm auch zutrauen, eine Truppe zu kommandieren, von Bretton?«
    »Ich, ähm … Soweit ich weiß, hat er dies bereits in französischen Diensten getan, und auch in Schottland hat er als Offizier im Felde gestanden.«
    »Wir tragen hier aber weder Röcke noch sind wir Froschfresser. Glauben Sie, er ist in der Lage, ganz normale, gottesfürchtige Männer zu kommandieren?«
    »Jawohl, Herr General. Davon bin ich überzeugt!«
    Nádasdy drehte nachdenklich an den Spitzen seines Schnauzbartes. Mit unbewegter Miene musterte er Sir. »Bei einem Schotten darf man wohl davon ausgehen, dass er rechtgläubig ist oder?«
    Sir grinste. »Ich bin so katholisch wie der Papst!«
    Eine steile Falte erschien auf der Stirn des Generals. »Und was halten Sie von dem Mann, von Sinzendorf?«
    Der Oberst legte den Brief zurück auf den Tisch, in dem er gelesen hatte. »Ich denke, dieser Schotte könnte zu diplomatischen Turbulenzen führen, wenn wir dem Wunsch nicht nachkommen. Wenn er sich als Offizier nicht bewährt, dann lass ich ihn schneller wieder degradieren, als er ein Glas Whisky trinkt.«
    Gabriela verstand überhaupt nichts mehr. Ging es etwa darum, Sir zum Offizier im Husarenregiment zu machen?
    Nádasdy erhob sich und trat dicht vor den Schotten. »Ich ernenne ihn hiermit zum Oberlieutenant in meinem Regiment. Doch sei er sich dessen bewusst, dass diese Berufung in keinster Weise mit einem günstigen Eindruck, den ich von ihm hätte, in Verbindung steht. Seinen Rang verdankt er einzig und allein der Fürbitte der Pompadour.« Der General wies auf den Brief, den von Sinzendorf auf den Tisch gelegt

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