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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Fleiß, was mir zu tun gebühret … «
    Wie eine weiße Wand hatte sich der Nebel vor die Straße geschoben. Die Reiter waren nicht mehr zu sehen. Von allen Seiten schien nun das Morgenlied der Preußen zu erklingen.
    »Unheimlich«, flüsterte Sir.
    Gabriela nickte. »Lass uns zurück nach Leuthen zum Generalstab reiten. Und … Verzeih mir. Das mit Culloden … Es war ungerecht von mir … «
    Sir schluckte bitter. Er wollte den Namen des Ortes, an dem sich sein ganzes Leben geändert hatte, nicht mehr hören. »Sprich einfach nicht mehr darüber. Bete lieber, dass wir unsere Pferde wiederfinden.«
    Verzweifelt versuchten die Husaren, durch die Masse der flüchtenden Grenadiere vorwärtszukommen. Tausende kamen den Hügelrücken hinutergelaufen. Es war unmöglich, den Befehl zum Angriff auszuführen. Und sie konnten auch nicht mehr zurück, denn hinter ihnen rückte in geschlossenen Reihen die Verstärkung an.
    »Macht, dass ihr fortkommt«, schrie sie ein Kroate an. »Die Preußen haben Leuthen gestürmt und ziehen ihre Geschütze wieder in Stellung. Wir müssen fort!«
    Gabriela sah sich nach dem Trompeter um, der eben noch an ihrer Seite gewesen war. Der Mann war verschwunden. Das ganze Husarenregiment war durch die Fliehenden in Unordnung geraten. Die Formation hatte sich aufgelöst.
    Mit dumpfem Donnern eröffnete eine Batterie auf einem Hügel vor ihnen das Feuer. Brummend zogen die Kugeln dicht über ihre Köpfe hinweg. Gabriela konnte sehen, wie sie hinter ihr in die dicht gedrängten Reihen einschlugen und blutige Ernte hielten.
    »Zurück!«, versuchte sie über den Lärm der Schlacht hinweg zu rufen, doch ihre Stimme ging im Getöse ringsherum unter. Bitter dachte sie daran, wie ihre Generäle noch vor wenigen Stunden über die Preußen gespottet hatten. Ihre Armee war weniger als halb so groß wie die der Österreicher. Sie hatten einen Teil der Kavallerie auf den linken Flügel geschickt, um sich dort in ein Gefecht mit den Reitern unter dem Kommando von Graf Luchesi zu stürzen. Der Rest der preußischen Armee hatte geschwenkt, so als wolle er angesichts der Übermacht vom Schlachtfelde abmarschieren. Bald waren sie hinter einer niedrigen Hügelkette verschwunden. Doch statt zu fliehen, warf sich die ganze Armee der Preußen überraschend auf den linken Flügel unter dem Kommando von Nádasdy.
    Zehn Boten hatte der Banus an seinen Kommandanten, den Prinzen Karl, geschickt und zuletzt fluchend nach Verstärkungen verlangt. Doch bis der Oberbefehlshaber begriffen hatte, was vor sich ging, war es zu spät. Die Preußen hatten Nádasdys Regimenter aus ihren Stellungen geworfen und in das Dorf Leuthen zurückgedrängt. Als dann endlich Reserven eintrafen, wurden sie von den Massen der Flüchtlinge blockiert, die zu Tausenden vom Schlachtfeld eilten. Gnadenlos setzten ihnen die Preußen nach und rollten die ganze Schlachtformation von der Flanke her auf. Inmitten dieses Hexenkessels saß Gabriela mit ihren Reitern gefangen. Wenn sie vorwärtswollte, müsste sie die eigenen Infanteristen niederreiten. Und zurück ging es auch nicht mehr.
    Sie schrie vor Wut. Wie Zielscheiben für die preußischen Kanonen standen sie hier unten. Wieder pflügten die schweren Eisenkugeln blutige Gassen durch die Menschenknäuel.
    Sie würde nicht hierbleiben, um sich einfach abschlachten zu lassen. Wütend zog sie ihren Säbel blank und hieb einem der Grenadiere neben ihr mit dem Korb auf die Pelzmütze.
    »Platz! Lasst uns durch! Los Husaren, den Stahl heraus!«
    Ein Gewehrkolben schmetterte gegen ihren Arm. Die Waffe entglitt ihren Fingern. Ein zweiter Hieb traf sie in den Bauch. Schüsse krachten. Blitzende Lichter tanzten vor ihren Augen. Sie wurde aus dem Sattel gerissen. Was hatte sie getan!
    Halb ohnmächtig wurde sie zwischen den Flüchtlingen hin und her gestoßen.
    »Nazli!«, schrie sie aus Leibeskräften.
    Einen Herzschlag lang konnte sie die Stute hinter sich erkennen. Sie war in eine andere Richtung abgedrängt worden. Mit einem schrillen Wiehern antwortete das Pferd auf ihren Ruf. Dann versank die Welt in einem Chaos aus Schreien und Blut. Den Mann neben ihr zerfetzte eine Kanonenkugel. Ein abgetrennter Arm wurde ihr vor die Brust geschleudert.
    Wie betäubt ließ sie sich mit der Masse der Flüchtenden treiben.
    Die Flüchtlinge stauten sich vor einer Brücke über das Schweidnitzer Wasser. Es war dunkel. Stumm marschierten die Geschlagenen mit aschgrauen Gesichtern durch die Finsternis. Gabriela konnte noch

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