Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
weiteren Streit mehr haben … «
    Unsicher stand Gabriela auf und wollte ihre Sachen zusammensuchen!
    »Lass das! Dafür ist auch morgen noch Zeit! Geh jetzt hinunter und … « Ihr Blick haftete an seinen wässerigen, blauen Augen. Sein Atem stank nach Bier. »Wenn du wüsstest, wie schwer es mir gefallen ist, dich hier oben zu wissen. Keine Stunde habe ich verlebt, ohne dass ich an dich gedacht hätte. Doch wenn du ein glückliches Leben führen willst, muss ich erst den aufsässigen Teufel aus dir treiben, der dein Temperament anstachelt und dich ins Unglück treiben wird!«
    Gabriela schwieg. Er hatte leicht reden! Was wusste er schon davon, was es hieß, Wochen in diesem stinkenden Loch zu verbringen! Wenn er glaubte, sie würde ihm einfach so verzeihen, hatte er sich geirrt. Sie war kein wildes Pferd, das zugeritten werden musste, damit es sich fügte! Hoch erhobenen Hauptes verließ sie die Kammer. Ihr Onkel ignorierte sie. Stattdessen zog er einen Schlüssel, der an einem breiten Eisenring hing, aus seiner Manteltasche und schritt wortlos zu der geheimnisvollen Tür an der gegenüberliegenden Wand.
    Schon auf der obersten Treppenstufe stehend, drehte sich Gabriela noch einmal um. Hatte er der Petition am Ende vielleicht nur deshalb nachgegeben, damit er wieder auf seinen Speicher konnte?
    »Onkel … «
    Der Festungskommandant blickte zu ihr hinüber. »Geh! Im Namen aller Heiligen! Lass mich jetzt in Frieden … Wir werden morgen reden!« Seine Stimme klang gequält. Mit zwei langen Schritten eilte er zur Tür über der Treppe und schlug sie ihr vor der Nase zu. Gabriela hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Sie war ausgesperrt.
    Mit gemischten Gefühlen stieg sie die Treppe hinab. Endlich war sie wieder frei … Und doch vermochte sie sich nicht so darüber zu freuen, wie sie in den Wochen ihrer Gefangenschaft geglaubt hatte. Ihr Onkel hatte es verstanden, ihr das Geschenk in dem Moment, in dem er es machte, auch gleich wieder zu vergällen. Was zum Henker ging in ihm vor? Und was verbarg sich hinter der Tür, dass er es vor allen geheim halten musste?
    Nachdenklich stieg sie die Treppe hinab. Das Zimmer ihres Onkels lag direkt unter dem Speicher. Es war ein kleiner, spartanisch eingerichteter Raum mit einem schmalen Bett, einem schmucklosen Schrank und einer großen, mit breiten Eisenbändern beschlagenen Kiste, in der er offenbar während der Feldzüge seine Habseligkeiten versammelte. Direkt neben dem Bett stand noch ein schmaler Tisch, auf dem eine Bibel und ein Rosenkranz lagen. Ein dreiarmiger Kandelaber tauchte das Zimmer in warmes Licht. Auf dem Bett selbst lagen Kleider.
    Gabriela wollte sie einfach auf die Truhe legen, als sie merkte, was es war. Ein Jagdkostüm aus feinem, grauem Stoff. Ein weiter Rock und dazu eine Weste mit Messingknöpfen und breiten, roten Schoßumschlägen. Neben dem Bett stand auch ein neues Paar Reitstiefel. Die Kleider mussten für sie sein!
    Über sich hörte sie die schweren Schritte des Onkels. Rastlos ging der General auf dem Speicher auf und ab. Was für ein Mensch war er nur? Erst sperrte er sie wochenlang ein, weil sie die Ehre der Familie verteidigt hatte, und dann gab er einen ganzen Monatssold aus, um ihr ein solches Geschenk zu machen! Müde legte sie sich auf das Bett und starrte zur Decke hinauf, so als könnten ihr die dunklen Balken Antwort auf ihre Fragen geben.
    Noch bis zum Morgengrauen hörte sie die schweren Schritte.

4. KAPITEL
    Von Bretton streckte sich im Sattel und gab das Zeichen zum Aufbruch. Seine Glieder schmerzten ihn. Er hatte nur ein paar Stunden auf dem Strohsack in der Kammer seiner Nichte geschlafen. So etwas war nichts mehr für ihn! Ein Mann in seinen Jahren sollte in einem richtigen Bett ruhen. Und Gabriela sollte auch nicht mehr dort oben schlafen. Er würde schauen, dass sie irgendwo in dem großen Garnisonsgebäude ein eigenes Zimmer bekam. Man würde noch über ihn reden, wenn er seiner Nichte keine angemessene Unterkunft gewährte. Nach dem Wettschießen mit dem Kürassier hatte die ganze Stadt tagelang von nichts anderem geschwatzt als von der jungen Amazone im Haus des Festungskommandanten. Von Bretton räusperte sich leise. Sie brachte nichts als Probleme in sein Leben. Obendrein war sie so dickköpfig wie sein toter Bruder und dennoch … Er blickte zu ihr hinüber. Sie saß im Damensitz auf ihrer braunen Stute und sah in dem grauen Jagdkostüm, das er ihr geschenkt hatte, einfach großartig aus. Auch wenn es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher