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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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waren, hatte Gabriela auf den Trottel Rücksicht genommen, doch da Franz von Zeilitzheim ein sehr schlechter Reiter war, fielen sie immer weiter hinter die Hauptgruppe der Jagdgesellschaft zurück. Gabriela hatte nicht die mindeste Absicht, ihren ersten Tag in Freiheit in Gesellschaft dieses Aufpassers zu verbringen. Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war ein warmer Herbsttag, wie es in diesem Jahr sicher nur noch wenige geben würde.
    Sie ritten über ein abgeerntetes Kornfeld am Rand eines Buchenwaldes, aus dem das Lärmen der Treiber und das Kläffen der Jagdhunde ertönten. Ein Teil der Jäger war in den Wald hineingeritten, während die übrigen Offiziere und ihre Damen auf der Wiese am Waldrand darauf warteten, dass das aufgescheuchte Wild aus dem Dickicht brach. Der Waldrand machte hier einen weiten Bogen und umschloss das Feld fast zur Hälfte. Gabriela drehte sich um und blickte zu ihrem Wachhund. Dabei fluchte sie innerlich. Wer immer den Damensattel erfunden hatte, musste Frauen gehasst haben!
    »Was für ein wunderschöner Tag!« Der Fähnrich lächelte ein wenig dümmlich. »Eine glänzende Idee von Ihrem Herrn Onkel, heute eine Jagdgesellschaft zu geben!«
    Sie nickte artig und setzte dazu ihr entzückendstes Lächeln auf. »Ja, dieser Tag scheint wie geschaffen dazu, ihn mit Wildbret zu beenden. Wir dürfen auf keinen Fall versäumen … «
    Vor ihnen sprang ein Hase auf, der sich in einer kleinen Mulde zwischen den Stoppeln versteckt hatte. Gabrielas Stute scheute und stieß ein erschrockenes Wiehern aus. Das war die Gelegenheit! Entschlossen stieß sie ihr die Hacken in die Flanke, und die große Nazli fiel fast aus dem Stand in den Galopp.
    »Hilfe! Mein Pferd geht durch! Rettet mich, Franz!« Gabriela musste sich zusammenreißen, um nicht laut aufzulachen. Der Fähnrich blickte so erschrocken, als werde er allein von einer Schwadron preußischer Husaren angegriffen. Dann gab er seinem Grauen die Sporen und versuchte, ihr zu folgen. Er war noch keine hundert Schritt geritten, als ihm schon der Dreispitz davonflog.
    Gabriela hielt mit ihrer Stute in vollem Tempo auf den Waldrand zu. Als sie durch das Dickicht brach, zog sie den Kopf ein. Dünne Äste zerrten an ihren Kleidern und zerzausten ihr Haar. Als sie sich sicher war, dass man sie von der Wiese aus nicht mehr sehen konnte, rutschte sie aus der unbequemen Damenreitposition rittlings in den Sattel. Sie hörte eine Naht an ihrem Rock reißen.
    Ihre Stute folgte nun einem schmalen Wildwechsel und hatte ihr Tempo verlangsamt. Weit hinter ihr erklangen Rufe und das Krachen von Ästen. Sie beugte sich dicht über die Mähne Nazlis. »Bring mich ins Herz des Waldes, meine Schöne«, flüsterte sie und die Stute schnaubte, als habe sie ihre Worte genau verstanden. »Für einen halben Tag wollen wir den langweiligen Spießern einfach davonlaufen.«
    Mit einem Sprung setzte die Stute über einen gestürzten Baumstamm hinweg und verließ dann den Wildwechsel. Das Unterholz war hier weniger dicht und wie graue Säulen erhoben sich die schlanken Stämme alter Buchen zum Himmel.
    Endlich wieder frei!
    Gabriela schätzte, fast eine Stunde geritten zu sein, als sie eine verborgene Lichtung erreichte, über die sich eine Turmruine erhob. Ihre Stute wieherte unruhig und stellte die Ohren auf, als lausche sie auf etwas. Gabriela gefiel der Platz und sie schwang sich aus dem Sattel.
    Das Dach des Turms war schon vor langer Zeit eingestürzt. Niedrige Mauern kündeten von anderen Gebäuden, die allerdings schon so weit verfallen waren, dass nicht mehr zu erkennen war, wozu sie einst gedient hatten.
    Gabriela nahm ihre unruhige Stute am Zügel und trat durch ein Tor ins Innere des Turmes. Der Boden dort war mit Trümmern bedeckt. In einer Ecke entdeckte sie die Reste einer Feuerstelle, die vielleicht von verirrten Reisenden oder Wilddieben benutzt worden war. Ein eiserner Ring war dicht neben dem Eingang in die Wand eingelassen. Dort band sie Nazli an. Dann kletterte sie ein Stück die steinerne Treppe hinauf, die in die dicke Wand des Turms hineingebaut war. Vielleicht zwölf Schritt über dem Boden war eine Bresche in das Mauerwerk geschlagen. Dort blieb sie und hockte sich auf die von der Sonne erwärmten Steine.
    Kleine weiße Wolken zogen über den Himmel. Gabriela lauschte auf das Rauschen der Blätter und dachte an die Zeit, als sie mit ihrem Vater auf die Jagd geritten war. Mehr als drei Jahre waren seitdem verstrichen, und doch sah sie die hagere, große

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