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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Euch zurückstehen? So biete ich Euch Euren Hengst um einen silbernen Maria-Theresien-Taler zum Kauf. Schlagt Ihr ein?«
    Der Reiteroffizier zögerte einen kurzen Moment. Dann nahm er ihre Hand und nickte. »Euer Großmut beschämt mich, Madame. Mir stehen nur geringe Mittel zur Verfügung, und ich hätte in einer Postkutsche zu meinem Regiment zurückreisen müssen, wenn Ihr den Preis verlangt hättet, den mein Zeus wohl wert ist. Ich neige in Demut mein Haupt vor Euch und bereue aufrichtig, in meinem Übermut den Namen Eures Vaters beleidigt zu haben.«
    »Es sei Euch vergeben. Vergessen wir den Vorfall!«
    »Nein, meine Liebe, so leicht ist dieser Vorfall nicht aus der Welt!« Ihr Onkel blickte Gabriela mit grimmiger Miene an. »Du hast sämtliche Etikette mit Füßen getreten und dich aufgeführt wie ein betrunkener Fähnrich. Zieh dich nun auf dein Zimmer zurück!«
    Mit einem triumphierenden Grinsen gab von Richter ihr die Silbermünze. »Manchmal kann ein Sieg auch eine Niederlage sein. Die gerechte Hand Eures Onkels wird Euch lehren, wie das Leben ist, und … «
    »Mischt Euch nicht schon wieder in Familiendinge ein, Herr Baron! Gabriela, du wirst dich umgehend auf deine Kammer begeben! Auf welche Weise ich dein ungehöriges Benehmen zu strafen gedenke, werde ich dir morgen mitteilen!«

3. KAPITEL
    »Alle reden von dir … Ich wünschte, ich wäre gestern Abend dabei gewesen, als du es dem arroganten Kürassier gezeigt hast. Selbst in der Stadt weiß man schon überall von dem Wettschießen.«
    Gabriela seufzte. »Vorerst hat mir dieser Ehrenhändel nur einen Arrest in meiner Kammer eingebracht, Branko. Den ganzen Tag in dieser winzigen Höhle zu hocken, wird mich noch wahnsinnig machen!«
    Der Stiefelknecht machte eine wegwerfende Geste. »Was heißt das schon? Der alte Pfeifenkopf wird dir sicher nicht lange böse sein. Schließlich hat der Lieutenant auch seinen Bruder beleidigt und … «
    »Einen Bruder, von dem er sich im Streit getrennt hatte. Die beiden hatten sich mehr als zehn Jahre nicht gesehen. Leider war ich damals zu klein, um zu wissen, worüber sie gestritten haben. Mein Vater duldete später nicht mehr, dass man den Namen Claudius in seiner Gegenwart in den Mund nahm … «
    Branko kratzte nachdenklich den Flaum an seinem Kinn. »Ja, der General hält sehr auf Disziplin, aber im Grunde seines Herzens ist er ein guter Mensch. Er hat mich nicht ein einziges Mal schlagen lassen … Von Prügelstrafen und überhaupt von leiblicher Züchtigung hält er nicht viel. Wann immer in der Kommandantur ein Militärgericht tagt, geht es mit einer Geldstrafe oder Festungshaft aus.«
    Das ist kein wirklicher Trost, wenn man in einem solchen Loch festsitzt, dachte Gabriela bei sich, doch sie schwieg. Vielleicht hatte der kleine Kerl mit seinem blonden Strubbelhaar ja recht. Branko mochte höchstens sechzehn Jahre alt sein. Er trug einen abgetragenen, wolfsbraunen Soldatenrock mit roten Aufschlägen. Wie die Trommlerjungen hoffte auch er darauf, in ein oder zwei Jahren als Büchsenmeister in die Garnisons-Artillerie aufgenommen zu werden.
    »Hast du mir die Salbe besorgt?«
    »Jawohl, Frau Scharfschützin!« Branko stand stramm und salutierte vor ihr, dann kramte er in einer der Taschen des viel zu weiten Rocks und holte schließlich ein kleines, tönernes Tiegelchen hervor. »Der Medicus hat gesagt, du sollst die Salbe morgens und abends dünn auf die Narbe streichen, bis das Töpfchen leer ist. Angeblich wird sie dann ganz blass und dünn. Aber ich würde das nicht tun. Ich finde, die Narbe passt zu dir … Du siehst richtig verwegen damit aus. Ich wünschte, ich hätte so eine schöne Narbe im Gesicht. Dann hätten sie mich sicher schon ins Regiment aufgenommen.«
    »Nun, ein verwegenes Aussehen ist etwas, das die meisten Männer bei Frauen nicht so sehr schätzen. Und was mich angeht, wäre ich froh, wenn ich dieses grässliche Wundmal einfach verschwinden lassen könnte. Es ist mit schlimmen Erinnerungen verbunden.«
    Der Junge sah sie mit großen Augen an. »Man erzählt sich, du hättest sie vom Säbel eines Janitscharenpaschas, und dass du den Kerl erschossen hast. Stimmt das? Hast du wirklich gegen die Türken gekämpft, und war dein Vater Hauptmann bei Trenks Panduren?«
    Gabriela schlug die Hände vors Gesicht und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Bei der Jungfrau Maria, ist hier denn kein Geheimnis sicher?«
    »Also ist es wahr?« Branko glotzte sie an, als sei sie der Erzengel

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