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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
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ihm widerstrebte, sich das einzugestehen, so war er doch ein wenig stolz auf sie. Er lächelte. Wie sie den Hochmut des Kürassiers zurechtgestutzt hatte … Er wünschte, er hätte Schützen wie sie in dem Füsilierregiment, das seinen Kanonieren zugeordnet war. Das Gesicht, das der Baron machte, als man ihm die Flasche zeigte, von der das Mundstück weggeschossen war, würde er sein Leben lang nicht vergessen. Dennoch hatte sich Gabriela gegen ihn aufgelehnt und seinen Gast brüskiert. Er hatte sie bestrafen müssen!
    Von Bretton nickte den salutierenden Wachen zu, als sie das Tor der Festung passierten. Fast das ganze Offizierskorps ritt hinter ihm. Er hatte für den heutigen Tag eine Jagd angeordnet. Offiziell war es nur eine ganz gewöhnliche Jagdgesellschaft. Bei einem Wald in der Nähe der Stadt warteten fünfzig Treiber und zwei Hundemeuten. Sie sollten das Rotwild aufscheuchen und den berittenen Jägern entgegentreiben. Insgeheim hoffte er jedoch auch, dass sie bei der Jagd vielleicht den Wolf aufscheuchen würden, der in den letzten Monaten in der Region sein Unwesen trieb. Langsam nahmen die Gerüchte, die über ihn im Umlauf waren, überhand! Die Dörfler getrauten sich nachts nicht mehr aus ihren Häusern. Allenthalben wurde von einem Werwolf gemunkelt. Für diesen abergläubischen Unsinn hatte von Bretton nichts übrig. Zugegeben, es war ungewöhnlich, dass sich ein Wolf so früh im Jahr in die Nähe der Stadt wagte … Für gewöhnlich kamen sie nur in sehr strengen Wintern aus den Bergen. Vermutlich war er ein Einzelgänger, den sein Rudel verstoßen hatte. Bislang hatte er noch keinen Menschen angefallen. Es gab lediglich Berichte darüber, wie er Jungtiere oder alte und kranke Tiere aus Schafherden geholt hatte. Trotzdem schob man jeden Verschwundenen in der Gegend auf den Werwolf. Na ja, wenn sie ein wenig Glück hatten, wäre der Spuk mit der heutigen Jagd beendet.
    Von Bretton blickte wieder zu seiner Nichte. Sie hatte sogar darauf verzichtet, ihre Pistolen mitzunehmen. Offenbar hatte Gabriela beschlossen, mit ihrem Ruf als Flintenweib zu brechen. Dennoch hatte er sicherheitshalber einen jungen Fähnrich mit dem Auftrag abgestellt, nicht von ihrer Seite zu weichen. Wenn sie sich in Zukunft ein wenig gescheiter verhielt, würde es ihm vielleicht gelingen, sie an einen seiner älteren Offiziere zu verheiraten. Es gab nichts Besseres als eine Ehe, um eine junge, aufsässige Frau zu bändigen. Wenn sie erst einmal für einen Haushalt zu sorgen hatte und ein paar kleine Bälger an ihrer Schürze hingen, dann blieb keine Zeit mehr für Kapriolen.
    Hoffentlich gelang es ihnen, diesen Wolf aufzuspüren! Gestern hatte er Meldung davon erhalten, dass man in einem Dorf ganz in der Nähe über eine Gruppe Zigeuner hergefallen sei, weil jemand behauptet hatte, unter ihnen würde sich der Werwolf verstecken.
    Der junge Fähnrich ging Gabriela auf die Nerven. Er wich einfach nicht von ihrer Seite! Und ein miserabler Reiter war er auch noch. Franz von Zeilitzheim hieß der junge Offizier. Er war recht schlank und nicht sehr groß. Als Artillerist mochte er vielleicht seine Qualitäten haben, doch saß er im Sattel, als hätte er einen Stock verschluckt. So wie er aussah, war er höchstens zwanzig Jahre alt. Statt eines Bartes sprossen Pickel um sein Kinn, und er trug eine Brille, so als habe er sein Leben lang seine Nase lieber in Bücher gesteckt, statt sich mit vernünftigen Dingen wie der Jagd oder Waffenübungen zu beschäftigen.
    Franz hatte eine Art, akkurat zu sein, die Gabriela provozierte. Seine Haare waren über den Ohren ordentlich zu Locken gerollt, und die schwarze Seidenschleife, die seinen Zopf zusammenhielt, war selbstverständlich mit äußerster Sorgfalt gebunden. Seine Uniform war tadellos in Schuss. Nirgends sah man eine ausgebesserte Naht oder ein wenig Schmutz. Selbst der Schlamm, den die Hufe ihrer Pferde auf dem vom nächtlichen Regen aufgeweichten Weg aufspritzen ließen, schien auf wundersame Weise nur sie zu beschmutzen. Die polierten Schaftstiefel des Fähnrichs glänzten noch so, als wären sie ihm eben erst von seinem Stiefelknecht gebracht worden, und auch auf seiner weißen Hose und dem wolfsbraunen Soldatenrock zeigte sich nicht ein Schlammspritzer. Bei ihr sah das ganz anders aus, dachte sie ein wenig ärgerlich. Der Saum ihres neuen Rocks war schon durch eine Pfütze geschleift und an ihren Stiefeln haftete Pferdedung aus den Ställen.
    Solange sie in Sichtweite ihres Onkels
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