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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin
Autoren: Bernhard Hennen
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Erfahrungen mit Janosch erst einmal genug. Und wenn es ihr gelang, den Werwolf zu erlegen, dann würde sich sicherlich niemand mehr getrauen, um ihre Hand anzuhalten.
    Auch wenn sie den Wolf nicht aufgestöbert hatten, war die Jagd ein großer Erfolg gewesen. Zufrieden ließ sich von Bretton in den Lehnstuhl hinter dem Kartentisch sinken. Er hatte seine Gäste verabschiedet und war froh, endlich wieder mit sich und seinen Gedanken allein zu sein.
    Als man ihm berichtet hatte, Gabriela sei das Pferd durchgegangen, hatte er zunächst vermutet, seine aufsässige Nichte sei durchgebrannt. Er hätte den vertrottelten Fähnrich am liebsten aus dem Regiment geworfen. Taugenichts! Wie konnte man so unfähig sein, eine Frau, die im Damensitz ritt, nicht einzuholen! Naja, er hatte Gabriela mit von Zeilitzheim ärgern wollen. Natürlich hätte er ihr auch einen männlicheren Aufpasser mitgeben können… Aber er hatte ja ganz bewusst diesen jungen Trottel ausgesucht! Also war es seine Schuld, wenn der Fähnrich seiner Nichte nicht gewachsen war.
    Zum Glück waren seine Sorgen über Gabriela unbegründet gewesen. Sie hatte wahrlich mitleiderregend ausgesehen, als sie aus dem Wald gehinkt kam. Ihre Frisur zerzaust, Schrammen von Ästen auf dem Gesicht und das Reitkostüm über und über mit Schlamm bespritzt. Seine Offiziere hatten sich gegenseitig überboten, seiner armen Nichte behilflich zu sein. Ihr bedauerlicher Unfall hatte nur allzu deutlich gezeigt, dass sie doch kein Mannweib war. Von Bretton lächelte. Er wusste genau, dass man Gabriela seit dem Wettschießen hinter seinem Rücken die Amazone nannte. Damit war es nun gewiss vorbei! Das würde es leichter machen, einen Mann für sie zu finden.
    Der junge von Zeilitzheim hatte sogar einen Bauernwagen requiriert, um Gabriela in die Stadt fahren zu lassen. Schließlich konnte man ihr nach dem Sturz unmöglich zumuten, schon wieder auf ein Pferd zu steigen, und sie waren einige Meilen von Olmütz entfernt. Der junge Fähnrich hatte sich regelrecht ein Bein ausgerissen, um seine Verfehlungen wiedergutzumachen. Dennoch wäre er wohl nicht der Richtige für seine Nichte, dachte der General. Von Zeilitzheim war einfach kein Mann, den man ernst nehmen konnte. Ein guter Rechenkünstler und ein bemerkenswerter Richtschütze. Doch das waren keine Werte, die für eine junge Frau zählten. Nicht einmal seine eigenen Männer hatten Respekt vor dem Fähnrich. Er sollte jemand anderen suchen. Es gab da einen ungarischen Hauptmann bei den Füsilieren … Angeblich war er ein Weiberheld. Doch seit er in Olmütz diente, hatte er keine Affäre mehr gehabt. Von Bretton griff nach dem Tabaksbeutel und begann sich eine Pfeife zu stopfen. Er sollte sich jetzt keinen Kopf über diese Angelegenheiten machen. Gabriela war jung, und es würde sich sicher eine Lösung finden!
    Nachdenklich blickte der General auf die Karten auf dem Tisch. Es waren Pläne der neuen Festungsschanzen. Noch einmal würden die Preußen Olmütz nicht an sich reißen. Wenn die Adligen am Kaiserhof in Wien den Preußenkönig spöttisch den Markgrafen von Brandenburg nannten, bewiesen sie nur, was für Narren sie waren. Auch wenn die Kaiserin in den letzten Jahren den Ausbau ihrer Armee vorangetrieben hatte, so waren Friedrichs Regimenter immer noch die besten Soldaten Europas. Man sollte den kleinen Berliner ernst nehmen! Es standen noch immer viel zu wenig Truppen an den Grenzen. Wenigstens hatte man begonnen, die wichtigen Grenzstädte nach den neuesten Erkenntnissen der Festungsbaukunst mit Erdschanzen und Forts zu umgeben.
    Von Bretton wusste nur zu gut, welche Verantwortung im Falle eines Krieges auf ihm lastete. Dem Preußen Fritz war alles zuzutrauen. Und wenn er es wagte, von Oberschlesien her in Mähren einzufallen, um auf Wien zu marschieren, dann war Olmütz das erste große Hindernis auf seinem Weg.
    Die Bauarbeiten sollten im nächsten Jahr abgeschlossen sein. Im Mai würde er die Vollendung der Festung mit einem großen Fest feiern. Er hatte sogar schon Verbindung zur Nürnberger Zunft der Feuerwerker aufgenommen und einen jungen Musiker damit beauftragt, eine Kapelle zusammenzustellen, die an den Festtagen spielen sollte. Von Bretton lehnte sich zurück und malte sich aus, wie sie den Nachthimmel in buntes Licht tauchen würden. Flammenfontänen, Raketen und Feuerräder würden die Gestirne verblassen lassen. Noch in Jahren sollte man von seinem Feuerwerk reden! Es wäre schön, wenn er es schaffen könnte,
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