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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gottesfürchtiger Mann ist. Zwar hat in Mähren schon seit Jahren kein Scheiterhaufen mehr gebrannt, doch seid gewarnt! Mancher hat sich schon mit weniger in die Flammen geredet.«
    »Der Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle!«
    »Kommt jetzt!« Von Bretton bedachte Gabriela mit einem kurzen Blick. »Wir haben ein paar Dinge unter vier Augen zu besprechen, Magister Gregorius. Es geht um die Planung des Feuerwerks. Ich dachte mir … «
    Die beiden wandten sich ab, ohne Gabriela noch weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Nachdenklich sah sie dem schmalen Feuerwerker nach, der neben der grobknochigen Gestalt ihres Onkels noch schmächtiger wirkte, als er tatsächlich war.
    Schließlich drehte sie sich um. Sie sollte in den Ställen nach Branko sehen und den Jungen wieder beruhigen. Doch aus dem Tor trat ihr Duro Birtok, der ungarische Hauptmann der Füsiliere, in den Weg. Er hatte im Zwielicht des Stalls verborgen gestanden und war offenbar ebenfalls Zeuge der Eskapaden des Feuerwerkers geworden.
    »Na, da haben wir uns ja ein sauberes Früchtchen angelacht. Hoffentlich sprengt sich der Kerl nicht samt seiner Pulverfässer in die Luft.« Duro lehnte lässig am Tor und drehte seine linke Schnurrbartspitze zwischen Daumen und Zeigefinger. Er trug rote Hosen und dazu halbhohe Reitstiefel. Sein prächtiger, goldbestickter weißer Uniformrock war fast gänzlich unter einem weiten, grauen Radmantel verborgen. Mit der Rechten hielt er seinen Offiziersstock unter der Achsel geklemmt. Er war aus dünnem spanischem Rohr gefertigt und mit einem beinernen Löwenkopf geschmückt. »Wir täten besser daran, dem Herrn Feuerwerker gut auf die Finger schauen, damit er für seine Freunde, die Preußen, keine Zeichnungen der neuen Festungsanlagen anfertigt.«
    »Für mich sah er nicht wie ein Betrüger aus … «
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Was wisst Ihr schon von den Abgründen der Seele, meine Schöne. Wer so leichtfertig über den Gott-sei-bei-uns spricht, dem wohnt doch längst ein Dämon im Leib. Seht Euch doch nur das Bild auf der Seite seines Wagens an, Freifrau. Schmückt ein guter Christenmensch sein Eigentum mit den Bildnissen der Diener des Verderbers?«
    Bei dem Titel Freifrau zuckte Gabriela innerlich zusammen. Ihr Vater hatte sein Adelsprädikat zusammen mit dem Rang eines Oberstlieutenants verwirkt, als er bei der Kaiserin in Ungnade gefallen war. Wahrscheinlich wusste der Hauptmann das. Nur ihr Onkel war noch berechtigt, den Adelstitel zu führen. Wenn Duro sie auf diese Weise ansprach, wollte er sie entweder provozieren oder sich bei ihr einschmeicheln. Beides war ihr unangenehm. Der Offizier hatte ein hübsch geschnittenes Gesicht, und unter seinen buschigen Brauen funkelten feurige, fast schwarze Augen. Wie alle Offiziere trug er eine fein gepuderte Perücke mit langem Zopf. Bei ihm wirkte sie fehl am Platz … Fast schon grotesk. Er hatte sicher dichtes, schwarzes Haar und … Darüber sollte sie erst gar nicht nachdenken. Duro war eindeutig zu hübsch, um es aufrichtig mit ihr zu meinen. Wenn er ihr schöne Augen machte, dann gewiss nur, weil er sich von einer Hochzeit mit ihr versprach, in der Gunst ihres Onkels zu steigen und vielleicht sogar vor der Zeit befördert zu werden.
    »Diesem Nürnberger sein Vertrauen zu schenken, ist, wie einen Fuchs in den Hühnerstall einzuladen. Mich sollte nicht wundern, wenn er ein Spitzel der Preußen wäre. Wollt Ihr mir helfen, den Kerl im Auge zu behalten, Freifrau Gabriela?«
    »Ich denke, Ihr urteilt etwas vorschnell, Herr Hauptmann.«
    Duro stieß sich von der Stallmauer ab und griff nach ihrem Arm, um sie zu sich heranzuziehen. Dann hob er mit verstohlener Geste seine Hand und raunte ihr leise ins Ohr: »Habt Ihr Euch die Wagen schon näher angesehen? Der Feuerwerker behauptet, sie seien in den Bergen eingeschneit. Ich sehe aber keinen Schnee auf den Planen liegen oder auf den Fässern, die seitlich an den Wagen gebunden sind. Der ist niemals in Domstadl gewesen!«
    Gabriela trat einen Schritt zurück. Ihr war die vertrauliche Art, die der Füsilierhauptmann ihr gegenüber plötzlich an den Tag legte, zutiefst suspekt. »Vielleicht hatten sie ihre Wagen ja in einer Scheune untergestellt.«
    »Ach, Schnickschnack! Ich kenne dieses Dorf. Dort gibt es keine Scheune, die groß genug wäre, solche Wagen aufzunehmen. Der Nürnberger ist ein Betrüger! Ich sag’s Ihnen … «
    Die große Glocke des Wenzeldoms schlug zur elften Stunde. Wie immer ertönte mit dem

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