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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kommandantur sollte es einen Ball geben, doch schon bei der ersten Gelegenheit scherte Gabriela aus der Kolonne der Heimkehrenden aus. Sie wollte zum Fluss hinab, um Gregorius zu diesem wunderbaren Schauspiel zu gratulieren.
    Gabriela fand den Feuerwerker in einem großen Zelt, das man auf einem Flusskahn aufgeschlagen hatte. Gregorius stand über ein niedriges Feldbett gebeugt und hielt die Hand eines Mannes, dessen Gesicht grässlich verbrannt war. Der Verletzte röchelte leise. Das Kissen, auf das er seinen Kopf gebettet hatte, war rot von Blut.
    »Der Arzt wird bald hier sein, Johannes«, flüsterte der Magister mit heiserer Stimme. »Willst du noch etwas trinken?«
    Der Kiefer des Mannes klappte herunter, doch war er unfähig zu sprechen. Gregorius füllte aus einem Krug einen kleinen Zinnbecher, hob vorsichtig den Kopf des Verletzten an und setzte ihm den Becher an die Lippen. Gierig schluckte der Mann, bis plötzlich ein Zittern durch seine Glieder lief. Er begann zu schreien und mit den Armen um sich zu schlagen. Andere Feuerwerksgehilfen eilten herbei, um ihn festzuhalten. Dann, genauso plötzlich wie sein Anfall begonnen hatte, sank er zurück. Gregorius legte ihm die Hand auf die Brust. Nun herrschte unheimliche Stille, die allein vom Gemurmel der heimkehrenden Gäste am Flussufer gestört wurde.
    Gabriela fühlte sich deplatziert unter den halbnackten Männern mit ihren rußgeschwärzten Körpern und den bitteren Gesichtern. Erst jetzt wurde sie sich des grässlichen Gestanks bewusst, den die Zeltwände vor der abendlichen Brise schützten. Es roch nach Schweiß und Schnaps, geronnenem Blut und dem Schwefel der Feuerwerkskörper.
    »Er ist tot!«, beendete Gregorius’ Stimme das Schweigen. Einer der Männer, die den Sterbenden eben noch gehalten hatten, nahm den Tonkrug mit dem Schnaps, setzte ihn an die Lippen und trank in tiefen Zügen. Dann reichte er ihn weiter.
    Der Feuerwerksmeister breitete ein schmutziges Leintuch über den Leichnam. »Der Dritte«, presste er zwischen schmalen Lippen hervor. »Das ist der Preis für das Fest deines Onkels.«
    »Sie kann doch nichts dafür und … «, murmelte eine der Gestalten halblaut.
    »Misch dich nicht in meine Angelegenheiten, Sir!«, schnitt Gregorius ihm das Wort ab.
    Gabriela fühlte sich in ihrem weißen Ballkleid wie eine Ausgestoßene zwischen den verbitterten Männern. »Aber wie … Was ist denn passiert?«
    »Diese drei waren auf dem Floß, das zuerst explodierte. Alle vier Flöße hätten zur gleichen Zeit in die Luft gehen sollen.« Gregorius starrte auf das Leintuch, auf dem sich in Höhe des Gesichts des Toten rasch ein dunkler Blutfleck ausbreitete. »Er war der Letzte, der uns vielleicht noch hätte sagen können, was schiefgegangen ist. Vielleicht war einer der größeren Feuerwerkskörper schlecht gewickelt und ist aufgeplatzt. Dann hätte ein Funken genügt … Die vier Flöße waren mit Pulverladungen vermint, um sie zum Schluss zu sprengen. Die Sprengkörper waren alle mit einer langsam brennenden Lunte verbunden … Die Männer hätten, nachdem die Lunte gezündet war, noch mehr als eine halbe Minute gehabt, um ins Wasser zu springen und in Richtung des nächsten Ufers zu schwimmen.« Gregorius griff nach dem Schnapskrug, der noch immer die Runde machte, und trank. Dann wandte er sich von dem Toten ab, nahm einen Lappen und begann sich die schwarze Paste von der Brust zu reiben, die seinen ganzen Körper bedeckte. »Das ist der Preis der Freude. Es gibt kaum ein großes Feuerwerk, bei dem nicht jemand mit dem Leben bezahlt.«
    Gabriela wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wünschte, sie wäre nicht hierhergekommen, doch konnte sie nun nicht einfach so gehen.
    »Wir haben unsere Pflicht erfüllt«, sagte Gregorius leise. »Von den Gästen hat wohl kaum jemand bemerkt, dass es Tote gab. Kein Schatten wird auf das Fest deines Onkels fallen. Man wird die Männer sehr schnell in einem abgelegenen Winkel des Friedhofs beerdigen. Nun ist es an dir, dein Versprechen einzulösen.«
    »Wovon sprichst du?«
    Gregorius lächelte, und seine Zähne strahlten weiß wie frisch gefallener Schnee in seinem rußgeschwärzten Antlitz. »Du schuldest mir einen Schlüssel und ein Buch. Erinnerst du dich noch? Auf das Buch mag ich im Moment noch verzichten … Um den Schlüssel zu holen, erscheint mir dies jedoch die beste aller Nächte zu sein. Dein Onkel wird noch für Stunden mit seinen Gästen beschäftigt sein. Das heißt, wir haben Ruhe!«
    »Ich

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