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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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… Ich habe doch gesagt, dass wir diesen Weg umsonst machen. Es ist zugesperrt.«
    Der Feuerwerksmeister lächelte dünn, kramte mit der Rechten in der Tasche seines Gehrocks und zog einen seltsam verbogenen Nagel hervor. »Ich wusste doch, dass er hier irgendwo stecken musste. Wenn du die Güte hättest, für einen Augenblick zur Seite zu treten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir diese Tür wirklich verschlossen ist.« Er schob den Nagel in das Schlüsselloch und drehte ihn ein wenig, bis schließlich ein metallisches Klicken zu hören war.
    Fassungslos sah ihm Gabriela dabei zu. Wer war dieser Mann, dass er die Unverfrorenheit besaß, in das Zimmer ihres Onkels einzubrechen?
    Gregorius zeigte auf die Türklinke. »Würdest du es bitte noch einmal versuchen? Ich glaube, es ist nicht wirklich abgeschlossen.«
    »Du bist vielleicht ein Dieb, doch ich mache mich nicht zu deiner Komplizin!«
    »Glaubst du, du bist etwas Besseres? Wie viel zählt dein Wort? Hast du nicht geglaubt, du könntest mich hintergehen, als du mir geschworen hast, dass du mir den Schlüssel holen würdest, wenn diese Tür nicht verschlossen ist? Du hast genau gewusst, dass dein Onkel sie niemals offen lässt! Wenn du dir herausnimmst, mich einen Dieb zu schelten, dann gestatte, dass ich dich eine Betrügerin nenne! Jetzt halte deinen Schwur! Geh hinein und hol den Schlüssel! Du bist es mir schuldig!«
    »Niemals! Um nichts in der Welt!«
    Gregorius lachte leise. »Die Rolle als betrogene Betrügerin steht dir gut … « Plötzlich legte er die Stirn in Falten. »Jetzt geh! Oder möchtest du, dass ich das Zimmer deines Onkels durchsuche, um mir den Schlüssel zu holen … Willst du uns beiden diese Peinlichkeit nicht ersparen?«
    »Warum tust du das? Was ist dir so wichtig daran? Lass uns das alles einfach vergessen und nach unten auf den Ball gehen.«
    Der Feuerwerker legte die Hand auf die Klinke. »Nein! Seit du mir von diesem Gemälde und dem Speicher voller Kleider erzählt hast, quält mich dieses Bild. Ich muss den Ort gesehen haben, um ihn wieder vergessen zu können … Das Bildnis der Schäferin … «
    Gabriela glaubte ihm kein Wort, doch spürte sie, dass er seine Drohung wahrmachen würde. Sollte sie ihm nicht helfen, würde er die Sachen des Generals durchstöbern, bis er den Schlüssel gefunden hatte. »Wenn du verlangst, dass ich meinen Schwur einlöse, werde ich dich von Stund an nicht mehr kennen!«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin zu Tode betrübt, doch kann ich mich des Verdachts nicht erwehren, dass du niemals das gleiche Interesse an mir hattest wie ich an dir. Nun, wie es scheint, lässt du mir keine Wahl … « Er drückte die Türklinke herunter.
    »Bitte nicht!« Sie stand jetzt ganz dicht vor ihm, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zoll voneinander entfernt waren. Deutlich roch Gabriela seinen nach billigem Branntwein stinkenden Atem. Er würde es tun! In diesem Augenblick wurde ihr klar, wie wenig sie diesen Mann doch kannte. Auch musste sie daran denken, dass auf dem Sekretär ihres Onkels vielleicht wichtige Papiere lagen. Der Nürnberger durfte diese Kammer nicht betreten! Sie griff nach seinem Arm. »Nun gut, ich werde dir holen, was du willst.«
    »Ich wusste, dass du dich so entscheiden würdest.« Die Stimme des Feuerwerkers hatte einen seltsam traurigen Unterton.
    Mit klopfendem Herzen trat Gabriela in das Zimmer. Sie wusste nur zu gut, wo sie finden würde, was sie suchte. Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie sich dem Feuerwerker in ihrer Not anvertraut und ihm von dem Speicher erzählt hatte. Sich blind vorwärtstastend, fand sie den Sekretär und öffnete die unterste Schublade. Ihre Finger berührten das kalte Metall des Schlüssels.
    Sorgsam verschloss sie die Schublade wieder und ging dann zur Tür zurück. »Hier hast du, was du wolltest.«
    »Meinen verbindlichsten Dank.« Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, nahm er den Schlüssel an sich. »Ich hoffe, du erinnerst dich noch daran, dass wir besprochen hatten, dass ich allein auf den Speicher gehe.«
    Gabriela nickte. Sie konnte kaum glauben, dass der Mann, der dort vor ihr stand, derselbe Gregorius sein sollte, den sie all die Monate über für einen Freund gehalten hatte. »Wenn du ohnehin mit einem Nagel ein Schloss zu öffnen vermagst, warum brauchst du dann noch diesen Schlüssel?«
    »Weil ich wollte, dass du um meinen Besuch auf dem Speicher weißt und daran teilhast. Du bist jetzt meine Mittäterin. So etwas

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